Olympia:"Im ersten Moment war ich schon enttäuscht"

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Belegt den fünften Platz in der Abfahrt: Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen. (Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images)
  • Thomas Dreßen fährt in der Olympia-Abfahrt auf einen hervorragenden fünften Rang, weiß aber hinterher nicht so genau, wie er das Ergebnis einordnen soll.
  • Der 24-Jährige kann sich damit trösten, dass kein jüngerer Fahrer schneller war als er. Das Rennen gewinnt der Norweger Aksel Lund Svindal.
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Von Saskia Aleythe, Jeongseon

Thomas Dreßen wählte die Eins. Das Aussuchen der Startnummer ist ja immer ein Taktieren mit vermuteten Verhältnissen am Hang und auch eine psychologische Sache, orientieren am Gegner geht schließlich nicht, wenn man als Erster hinunterstürzt. "Wenn man sich sicher ist, wenn man selbstbewusst ist, dann kann man die Eins nehmen", hatte Männer-Bundestrainer Mathias Berthold gesagt, "Thomas weiß, was zu tun ist und dann muss er Gas geben." Und der Skifahrer selber hatte in Südkorea schließlich schon drei Trainings und ein Rennen hinter sich gebracht und war sich sicher: "Wenn man jetzt nicht weiß, wo man hin muss, wird man es auch nicht wissen, wenn man sich ein paar anschaut".

Den Weg hinunter fand er dann ganz gut, auch wenn er schon bei der Zieldurchfahrt merkte, dass es für das Podium knapp werden würde. Bei der Abfahrt der Olympischen Spiele belegte er im Endklassement schließlich den fünften Rang, den Sieg schnappte sich Aksel Lund Svindal aus Norwegen vor seinem Landsmann Kjetil Jansrud und dem Schweizer Beat Feuz. "Im ersten Moment war ich schon enttäuscht", gab Dreßen im Anschluss zu, auf seine Skier gestützt, "aber Platz fünf bei Olympia ist nicht so verkehrt".

Olympia
:Svindal gewinnt Gold in der Abfahrt

Der 35-jährige Norweger verweist seinen Landsmann Kjetil Jansrud und Beat Feuz auf die Ränge zwei und drei. Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen holt das beste Abfahrts-Resultat eines Deutschen bei Olympia seit 26 Jahren.

Für die Abfahrer war bisher vor allem Windmanagement bei den Olympischen Spielen gefragt, schon am Sonntag hatte die Abfahrt stattfinden sollen, war dann aber aufgrund stürmischer Verhältnisse auf Donnerstag verschoben worden. "Das ist nur nervig, wenn du es zulässt", hatte Dreßen gesagt. Und ohnehin blieb dadurch die Möglichkeit, die Strecke in der Kombination noch ausgiebiger zu testen. Da war Dreßen gleich mal der Schnellste, vor Jansrud, was nicht der schlechteste Eindruck war, den man für die angestrebte Bestleistung in der Lieblingsdisziplin gewinnen kann.

Um 11.30 Uhr stand er schließlich bereit am Starthäuschen, kein Wind, Sonnenschein und dann fuhr er technisch sauber, aber nicht kampfbereit, wie es mancher Konkurrent nach ihm tun sollte, auf Svindal hatte er später einen Rückstand von 0,78 Sekunden. "Ich bin nie wirklich in Bedrängnis gekommen, ist sich alles locker ausgegangen, das ist meistens nicht gut, weil man zu wenig am Risiko ist", erklärte Dreßen. Der Schnee war eisiger gewesen als die vergangenen Tage und hatte es damit ermöglicht, riskanter zu fahren, was die Konkurrenz ausnutzte. "Vor mir ist keiner jünger als ich, die haben die Erfahrung und wissen, man kann frecher, härter fahren", sagte der 24-Jährige. Nebenbei schaffte Dreßen das beste Ergebnis eines deutschen Abfahrers bei Olympia seit 26 Jahren.

Für Norwegen war es das erste Abfahrts-Gold in der Geschichte

Olympiasieger Aksel Lund Svindal eroberte nach acht Jahren nun wieder eine Goldmedaille, 2010 hatte der 35-Jährige im Super-G triumphiert. Sein Erfolg nun bedeutete das erste Abfahrtsgold für Norwegen überhaupt. "Er ist einfach ein richtig cooler Typ, dem man es wirklich gönnt", sagte Dreßen, "für mich ist das ein Ansporn, weil man sieht, was er erreicht hat, will man auch mal schaffen". Geschafft hat Dreßen ja auch schon einiges in kurzer Zeit, Mitte Januar hatte er das legendäre Rennen in Kitzbühel gewonnen, als erster Deutscher nach 39 Jahren.

"Wer in Kitzbühel gewinnt, kann auch Olympiasieger werden", hatte Männer-Bundestrainer Mathias Berthold damals gesagt, wohlwissend um die starke Konkurrenz. Darum mitgefahren, das kann für einen fünften Platz ja gelten. Andreas Sander wurde guter Zehnter (+1,37 Sekunden), Josef Ferstl landete auf Rang 25 (+2,73). Vor vier Jahren war gar kein deutscher Abfahrer in Sotschi an den Start gegangen und Dreßen hat mit 24 Jahren seinen Weg in die Skielite ja gerade erst begonnen. "Ich habe wieder gezeigt, dass ich mich etabliert habe in der Weltspitze", sagte Dreßen nun auch, "und werde alles daran setzen, dass ich da bleibe".

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