Olympia:Bald brauchen sie den Notfallplan vom Notfallplan

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Gefährlich wurde es aufgrund herumfliegender Teile im Olympiapark in Gangneung. (Foto: AP)
  • Der Slalom der Frauen muss wegen kräftiger Windböen auf Freitag verschoben werden, da findet auch schon der Super-G der Männer statt.
  • Bereits am Donnerstag stehen mit Riesenslalom und Abfahrt zwei Wettbewerbe auf dem Programm. Der Wind wird immer mehr zur Herausforderung.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen bei den Winterspielen.

Von Matthias Schmid

Es sind wieder die Bilder gewesen, die man schon von den vorangegangenen Tagen aus Yongpyong kannte, und sie brachten den Terminplan im alpinen Ski noch mehr durcheinander. Kräftige Windböen wirbelten ordentlich Schnee am Hang auf und rissen die Kippstangen fast aus der Verankerung. Und unten im Zielraum vollführten die Zuschauer immer wieder die schönsten Pirouetten, um dem windigen Schneetreiben aus dem Weg gehen zu können, irgendwie. Dann war es wieder für ein paar Minuten ruhig, fast lieblich und windstill, bis der nächste eisige Windstoß tobte, die kunstvollen Darbietung des wartenden Publikums und der Betreuer - auch die nordkoreanischen Cheerleader, bekannt als "Army of Beauties" waren gekommen - untermalte der DJ tapfer mit der passenden Musik.

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Priorität des Komitees ist es, die globalen Fernsehquoten zu optimieren. Also müssen die Eiskunstläufer früh morgens, die Skispringer spät abends starten - entgegen ihrem natürlichen Rhythmus.

Kommentar von Johannes Aumüller

Die Rennläuferinnen um Olympiasiegerin Mikael Shiffrin auf dem Berg waren von den Windtosen schon eher genervt, sie hatten den ersten Durchgang da ja schon besichtigt. Es schien, als könne das Rennen wie vorgesehen ausgetragen werden. Bis sich die Jury meldete und den ersten Lauf zunächst um eine Stunde verschob, um sich dann schnell selbst zu revidieren. Neue Ansage: Die Teilnehmerinnen müssen nur eine halbe Stunde auf ihren Start warten.

Shiffrin findet die Absage richtig

Doch die Verantwortlichen merkten schnell, dass die Windböen ein gerechtes Rennen unmöglich machten, auch wenn im Slalom keine allzu hohen Geschwindigkeiten gefahren werden. Sie verschoben den Start sicherheitshalber um eine weitere Stunde. Ortszeit: 11.45 Uhr, der finale Durchgang hätte also um 14.45 Uhr stattfinden müssen, was schon ziemlich spät ist für ein Alpin-Rennen ohne Flutlichtmasten. Aber der Wind beruhigte sich nicht, also blieb nichts anderes übrig, als das Rennen zu verschieben, auf den Freitag. Shiffrin fand die Entscheidung richtig: "Es ist wichtig, dass wir ein faires Rennen für alle Sportler haben und die Bedingungen heute wären definitiv nicht fair gewesen." Das Gleiche galt später auch für das Einzel-Rennen im Biathlon mit Laura Dahlmeier, das wegen der starken Winde nun am Donnerstag (9.15 Uhr/MEZ) gestartet wird.

Der Slalom der Frauen ist bereits der dritte alpine Wettbewerb bei den Winterspielen in Pyeongchang, der mit einem neuen Termin versehen wurde. Zunächst traf es den Riesenslalom der Frauen, das Rennen mit Mitfavoritin Viktoria Rebensburg soll nun am Donnerstag (2 und 5.45 Uhr/MEZ) im Alpensia-Resort von Yongpyong ausgefahren werden, zwischen den beiden Läufen haben die Macher die Königsdisziplin, die Abfahrt der Männer mit Kitzbühel-Sieger Thomas Dreßen, im 30 Fahrminuten entfernten Jeongseon gesetzt /3.30 Uhr MEZ). Weil zwei Rennen an einem Tag ausgetragen werden, ließ sich die Rede vom "Super-Donnerstag" nicht vermeiden. Der Freitag soll nun auch um das Wort "Super" ergänzt werden, dann gleich zweimal sogar, denn neben dem verschobenen Slalom (2 und 5.15 Uhr/MEZ) steht noch der Super-G der Männer an (3 Uhr/MEZ).

Es ist der erste Notfallplan, es könnte aber noch der Notfallplan vom Notfallplan kommen, sollten die Rennen am Donnerstag nicht wie geplant stattfinden können. Allerdings verspricht die Vorhersage eine Wetterbesserung. "Wenn der Wind noch 15 Tage weiterbläst, dann haben wir ein Problem", bekannte Mark Adams, der Sprecher des Internationalen Olympischen Kommitees (IOC): "Im Moment aber ist es okay. Der Ski-Weltverband ist an Störungen durch Wind und Wetter gewöhnt". Aber auch die Fis-Verantwortlichen um Rennchef Atle Skardal dürften langsam nervös werden. Bisher konnte nur ein Rennen beendet werden, die alpine Kombination, aus der der Österreicher Marcel Hirscher als Sieger hervorging.

Das Rennprogramm der Alpinen war schon ohne den Wind eine Herausforderung, erstmals in der Geschichte der Olympischen Spiele werden Männer und Frauen ihre Abfahrts-Sieger auf der gleichen Strecke küren. Um die Speed-Piste zu schonen, teilten die Verantwortlichen das Rennprogramm auf, in der ersten Woche sollten die Frauen zunächst die technischen Disziplinen Riesenslalom und Slalom in Yongpyong fahren und die Männer Abfahrt und Super-G in Jeongseon.

Umweltschützer hatten mit Erfolg gegen eine zweite Abfahrtsstrecke am Berg Gariwang protestiert, die Bäume dort gelten als heilig, weil sie Zufluchtsstätte von Frauen wurden, die keine Kinder bekommen wollten oder konnten. Alle heiligen Bäume konnte allerdings nicht gerettet werden, für die eine Strecke mussten fast 60 000 Bäume sterben, auch wenn der Schweizer Pistenbauer Bernhard Russi gegenüber der Schweizer Tageszeitung Blick versicherte: "Für jeden abgeholzten Baum wurden an einem anderen Ort drei Bäume gepflanzt. Spezielle rare Exemplare hat man ausgegraben und verpflanzt."

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