Nationalspieler des FC Bayern:Götze legt die Maske ab

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Er kann auch strahlen: Mario Götze. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Bundestrainer Löw erteilt Mario Götze für das Polen-Länderspiel eine Einsatzgarantie.
  • Der Spieler zeigt sich gelöst wie selten und bekennt sich zum FC Bayern.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen der deutschen Qualifikationsgruppe.

Von Thomas Hummel, Frankfurt

Mario Götze freute sich. Und zwar wirklich und echt. Das war kein Masken-Götze, der da saß wie sonst bisweilen bei Auftritten in der Öffentlichkeit. DFB-Pressesprecher Jens Grittner hatte ihn vor den Kameras nach seinem Gemütszustand befragt, schließlich hatte der Bundestrainer gerade die Öffentlichkeit informiert, dass er "auf jeden Fall beginnen" werde am Freitag gegen Polen.

Mario Götze lachte an diesem Donnerstagmittag, er strahlte fast. "Das wusste ich noch nicht. Das ist natürlich eine positive Nachricht für mich." Ein Trainer, der sich zu ihm bekennt, der öffentlich sagt, dass er von Beginn an spielen wird - das hat Mario Götze lange nicht erlebt.

Und nicht nur das. Joachim Löw hatte nachdrücklich klargestellt, welch großen Spieler er in ihm sieht. "Er ist von enorm hohem Wert für uns", erklärte der Bundestrainer, "ich weiß, was der Mario kann." Er verbinde Spielintelligenz mit großartiger Technik. In einem Taktikdiskurs erklärte Löw, wie er sich den Fußball seiner Mannschaft in der Zukunft vorstelle. Er wies darauf hin, dass sich künftig noch mehr Gegner massiv hinten reinstellen werden. So erwarte er auch die Polen, Tabellenführer der Qualifikationsgruppe D, sehr defensiv. Nicht einmal gegen Georgien hätten diese mehr Ballbesitz als der Gegner gehabt, es sei eine Kontermannschaft.

"Er spielt für uns eine große Rolle"

Da benötige Löws Mannschaft Lösungen auf engstem Raum, "Handlungsschnelligkeit und Wahrnehmungsschnelligkeit". Was Löw sagen wollte: Die Mannschaft brauche Typen wie Mario Götze. "Er spielt für uns eine große Rolle", erklärte Löw.

Blöd, dass Spiele der Nationalmannschaft nur alle paar Wochen stattfinden. Im roten Alltag in München kommt es selten vor, dass der Trainer sich zu dem 23-Jährigen bekennt und ihn öffentlich in den Himmel lobt. Bei Pep Guardiola muss er mehr um sein Ansehen kämpfen als bei Löw.

Vor zwei Jahren war Götze hauptsächlich wegen Guardiola von Dortmund nach München gewechselt. Doch inzwischen ist das Verhältnis abgekühlt. Was auch daran liegt, dass die Leistungen Götzes bisweilen abkühlten. In der vergangenen Saison erlebt er ausgerechnet in der entscheidenden Phase ein kolossales Tief. Dabei hätten ihn die Münchner aufgrund der Ausfälle von Franck Ribéry und Arjen Robben dringender gebraucht denn je. Ein solches Tief im falschen Moment kann Vertrauen zerstören. Gerade beim FC Bayern. Die Münchner kauften anschließend mit Douglas Costa und nun Kingsley Coman zwei Außenstürmer, dazu Arturo Vidal, der auch zentral offensiv agieren kann. Alles Positionen, die eigentlich Mario Götze gerne ausfüllt.

Die Vermutung hielt sich hartnäckig, die Beziehung Bayern/Götze könnte enden. Interessenten soll es gegeben haben, Juventus zum Beispiel. Doch aus dem Umfeld des Spielers war früh zu hören, dass er gar nicht weg will. "Für mich stand es nie zur Debatte, dass ich den Verein wechsle. Ich fühl mich sehr wohl bei Bayern München", bekräftigte er nun. Mario Götze will sich in München durchsetzen, was nicht leicht wird. Bei den ersten drei Bundesliga-Spielen stand er nur einmal in der Startelf, beim knappen 2:1 in Hoffenheim. Costa, Robben, Müller, Lewandowski machen gerade einen stärkeren Eindruck.

Sprechen wollte er an diesem Donnerstag in Frankfurt ungern über all diese Probleme. Lieber darüber, dass er künftig das Bestmögliche aus seinem Spiel und seinem Körper rausholen wolle. Dass er 24 Stunden für den Fußball lebe und so weiter. Als ihm in seiner gut gelaunten Zukunftsschau doch herausrutschte, dass er sich nun freue, beim DFB "in mein Spiel zurückzufinden".

Hat er es verloren?

Nein, nein. "Ich weiß, dass ich nie meine Stärken verlieren werde, dass ich enorme Qualität habe", sagte Götze. Aber er könne das eben nicht in jedem Spiel zeigen: "Es läuft nicht immer alles gut."

Liegt der beste Karrieremoment bereits hinter ihm?

Immerhin verfestigte sich beim diesmal fröhlichen Mario Götze der Eindruck: Er geht davon aus, dass es bei ihm gegen Polen und in Schottland am Montag sehr gut laufen wird. Vielleicht nicht ganz so gut wie damals in Rio, im Maracanã. Als er der Welt zeigte, dass er besser ist als Messi. Oder so ähnlich.

Ob er denn rückblickend sage, dieses monumentale Tor zum deutschen WM-Sieg habe ihn verändert? Da wurde Mario Götze doch nachdenklich, fast zutraulich. Manchmal sei es blöd, dass das Fußballgeschäft so schnelllebig ist, befand er. Er habe wenig Zeit gehabt, das Ereignis zu genießen. Trotz aller Widrigkeiten sei das vergangene Jahr aber allein durch den WM-Sieg ein gutes für ihn gewesen. "Vielleicht war es ein einmaliges Erlebnis, das darf man nicht vergessen", sagte Götze: "Wer weiß, ob man das noch mal erleben kann."

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Mario Götze ist mit seinen 23 Jahren eben auch ein Berufsfußballer, der ahnt, dass der beste Moment seiner Karriere bereits hinter ihm liegen könnte.

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