1860 München verliert:Nicht auf Augenhöhe

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Erste Niederlage der Saison für die Löwen: Hertha BSC zeigt 1860 München beim 3:0 die Grenzen auf. So gesehen finden es die Münchner gar nicht schlimm, dass es nun eine 17 Tage währende Spielpause gibt und die nächste Übungseinheit erst in ein paar Tagen stattfindet.

Markus Schäflein

Ausgekontert: Adrian Ramos jubelt nach seinem Treffer, Münchens Torwart Gabor Kiraly sieht dem Ball bedröppelt hinterher. (Foto: dpa)

Sie hatten sich das so schön vorgestellt beim TSV 1860 München. Trainer Reiner Maurer witterte die "Chance, einen großen Schritt zu machen" - die Löwen wollten erst im Zweitligaspiel bei Hertha BSC Berlin erfolgreich sein und dann am Samstag auf dem Oktoberfest freudig gestimmt und als etabliertes Spitzenteam in die 17 Tage währende Spielpause starten. Stattdessen traten sie die nächtliche Busfahrt zurück nach München mit der ersten Saisonniederlage an und wurden mit dem 0:3 in der Tabelle von der Hertha überholt.

Die defensiv ausgerichteten Münchner bekamen beim Bundesliga-Absteiger ganz deutlich ihre Grenzen aufgezeigt; in einer Druckphase der Berliner entschied ein Doppelschlag ihrer spielstarken Offensivkräfte Adrian Ramos (55.) und Änis Ben-Hatira (57.) binnen einer Minute und 22 Sekunden die Partie. "Das war ausschlaggebend", sagte 1860-Mittelfeldspieler Daniel Halfar, "wir haben uns hier zwei Mal fast auskontern lassen, das darf nie passieren."

Dabei war die erste Hälfte aus Sicht der Gäste noch vielversprechend verlaufen. Maurer ließ seine Mannschaft vor 32.547 Zuschauern im Olympiastadion in unveränderter Aufstellung beginnen - also mit Kai Bülow und Dominik Stahl als Doppelsechs, Daniel Bierofka im offensiven Mittelfeld und Benjamin Lauth als einziger Spitze.

Das gab den Löwen die Möglichkeit, defensiv zu agieren - und die nutzten sie auch. Nur in der Anfangsphase kam die Hertha zu Torchancen, als sie schnell spielte und gut kombinierte: Sami Allagui traf aus spitzem Winkel das Außennetz (10.), Ramos scheiterte nach einem schnellen Konter am glänzend parierenden 1860-Torwart Gabor Kiraly (12.).

Da blitzte die kreative Qualität der Berliner auf, doch die Münchner fanden sich im Laufe des Spiels immer besser zurecht, ließen weniger zu und kamen selbst zu zwei Chancen: Einen Schuss von Halfar lenkte Berlins Torwart Thomas Kraft an den Pfosten (22.), und Lauth verstolperte nach einem tollen Pass von Moritz Volz ungedeckt die Riesenchance (43.).

Es stellte sich schnell heraus, wie sehr die Sechziger dieser vergebenen Möglichkeit hinterhertrauern sollten. Was ihnen beim ersten Spitzenspiel der Saison in Kaiserslautern (0:0) noch gelungen war, nämlich phasenweise selbst gut mitzuspielen und den Rest der Zeit zumindest effektiv Tore zu verhindern, gelang ihnen bei den blendend aufgelegten Berlinern nicht einmal im Ansatz.

"Auf Augenhöhe", wie es Präsident Dieter Schneider, Bierofka und all die anderen Löwen vermutet hatten, waren die zwei Teams an diesem Abend nicht. "Unsere beiden Chancen konnten wir nicht verwerten", bilanzierte Maurer am Ende, "und nach der Halbzeit wurde der Druck zu groß." In der Tat: Die Löwen konnten der beherzten Spielfreude des Gegners schlicht nicht mehr standhalten.

So war es zehn Minuten nach der Pause nur konsequent, dass das 1:0 fiel. Halfar köpfelte den Ball nach einem Freistoß bei einem Klärungsversuch vor die Füße von Marcel Ndjeng; dessen Flanke wuchtete Ramos, der sich gegen Necat Aygün durchgesetzt hatte, mit dem Kopf ins Tor. Offenbar davon noch beeindruckt, mussten die Münchner kurz darauf den zweiten Treffer hinnehmen: Diesmal glänzte Ramos mit einem perfekten Steilpass als Vorbereiter, Ben-Hatira vollstreckte.

Nach einer Stunde brachte Maurer Stürmer Ismael Blanco für Stahl; das sollte endlich mehr Offensivgeist bringen, aber die Partie war da schon entschieden. Denn die Berliner spielten sie locker und souverän herunter, mit viel Ballbesitz und immer wieder mit gefährlichen Nadelstichen. Ben-Hatira legte nach einem herrlichen Pass von Peer Kluge per Heber über Kiraly noch einen sehenswerten Treffer nach (77.), ehe der eingewechselte Brasilianer Ronny Kiraly noch eine Parade abverlangte (80.).

Erst am Montagmittag steht für die Sechziger die nächste Übungseinheit an, Maurer kommt gar erst am Dienstag von einer Trainertagung zurück. "Heute konnten wir gegen die Top-Mannschaft der Liga nicht alles abrufen, und dann gewinnst du hier nicht. Jetzt müssen wir die Kräfte wieder sammeln", sagte er. "Es ist ganz gut, dass man jetzt auch mal ein paar Tage Abstand bekommt."

© SZ vom 06.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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