Mönchengladbachs Patrick Herrmann:Sein Grinsen kann alles bedeuten

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Doppel-Torschütze: Patrick Herrmann jubelt nach seinem ersten Tor zum 2:1 gegen Hoffenheim. (Foto: AFP)

Jung, vielseitig und hoch motiviert: Offensivspieler Patrick Herrmann prägt den Höhenflug von Borussia Mönchengladbach. Läuft es so weiter, könnte der 23-Jährige ein Thema für Joachim Löw werden.

Von Ulrich Hartmann

Patrick Herrmann hat so ein Grinsen. Dieses Grinsen kann alles bedeuten: Fatalismus nach schlechten Spielen, Spott nach unnötigen Niederlagen oder Begeisterung nach Erfolgen. Wenn Herrmann also im Kabinengang steht und grinst, versichert man sich lieber noch mal, wie das Spiel so gelaufen ist. Am Sonntagabend war die Sache allerdings klar: Herrmann war hin und weg vom 3:1-Sieg gegen Hoffenheim, zu dem er eine Vorlage und zwei Tore beigesteuert hatte. "Ein superschönes Gefühl." Ob er nun nicht endlich mal ein Kandidat für Joachim Löws Nationalmannschaft sei, ist er gefragt worden. Herrmann grinste mit einer wilden Mischung aus Vorsicht, Skepsis und Hoffnung: "Ach, da warte ich lieber mal ab."

Der Fußballer Patrick Herrmann aus Uchtelfangen im Saarland hat eine Bilderbuch-Karriere hingelegt. Mit 18 Jahren hat er 2010 sein Bundesliga-Debüt für Gladbach gefeiert, mit seinen jetzt 23 Jahren hat er bereits 138 Bundesliga-Einsätze absolviert und 25 Tore geschossen. In sämtlichen Junioren-Nationalteams des Deutschen Fußball-Bunds hat er schon gespielt: Elf Mal in der U16, acht Mal in der U17, zehn Mal in der U18, zwei Mal in der U19, vier Mal in der U20 und vierzehn Mal in der U21. Jetzt müsste eigentlich mal der erste Einsatz in der A-Mannschaft folgen. Aber der Bundestrainer Löw ziert sich noch.

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Die einstigen Gladbacher Internatsschüler Tony Jantschke und Patrick Herrmann, elementare Flügel des Gladbacher Höhenflugs, gehörten 2013 zum Kader der U21-Junioren bei der EM in Israel. Etliche hoch talentierte Spieler aus diesem Kader sind von Löw bereits in der Nationalelf eingesetzt worden: Lewis Holtby, Kevin Volland, Shkodran Mustafi, Matthias Ginter, Oliver Sorg, Antonio Rüdiger und Sebastian Rudy. Die Gladbacher Jantschke und Herrmann aber nicht.

Dabei hätte Löw mit seinen Besetzungsproblemen etwa auf der Position des Rechtsverteidigers einigen Anlass, dem versierten Jantschke oder dem offensiven Flügelspieler Herrmann mal eine Chance zu geben. Jantschke kann innen wie außen verteidigen, Herrmann links wie rechts angreifen. Bereits im vergangenen Mai, als Löw den Kader fürs WM-Testspiel gegen Polen benannt hatte, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl: "Ich bin enttäuscht, dass Tony Jantschke und Patrick Herrmann nicht dabei sind." 2013 war Herrmann immerhin mal für das WM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan in Nürnberg nachnominiert worden - aber gespielt hat er dann doch nicht.

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In zehn Tagen spielt die deutsche Mannschaft ihr EM-Qualifikationsspiel gegen Gibraltar in Nürnberg. In Nürnberg hat sich Patrick Herrmann am 26. März 2013 beim 4:1 gegen Kasachstan zumindest schon mal als A-Nationalspieler gefühlt, auch wenn er nicht spielen durfte. Jetzt vielleicht ein zweites Mal nominiert zu werden, "wäre ein Riesenerlebnis für mich", sagt er, aber mehr sagt er nicht, weil er seine Chancen durch öffentliche Forderungen nicht schmälern will. Sollte es nicht klappen, könnte Herrmann sich wenigstens mit dem derzeitigen Gladbacher Triumphzug trösten: 17 Pflichtspiele ohne Niederlage sind inzwischen zusammengekommen.

In den jüngsten fünf Ligaspielen stand Patrick Herrmann in der Startelf. Am Donnerstag in Zypern, bei der Europa-League-Partie gegen Limassol, darf er sich vermutlich auf der Ersatzbank ausruhen. Aber das wird ihm nichts ausmachen. Patrick Herrmann wird lächeln. Wie immer.

© SZ vom 04.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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