Mikro-Kosmos FC Bayern:Mordsmäßig miese Laune

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Basketball-Trainer Dirk Bauermann bringt ein Buch heraus, das "Mission Erfolg" heißt. Das Timing ist denkbar ungünstig: Der Verein ärgert sich über die sportliche Mittelmäßigkeit - und Präsident Uli Hoeneß ist stinkig, weil auch die zur Chefsache erklärten Basketballer Verbotenes tun: Sie verlieren, serienmäßig.

Klaus Hoeltzenbein

Ein Gefühl fürs richtige Timing ist alles im Sport, und natürlich könnte das jetzt, zwischen Winter und Frühling, eine gute Zeit sein, um schnell ein Siegermärchen in den Lesermarkt zu drücken. Mission Erfolg heißt ein in der Dienstags- Bild groß angekündigtes Buch aus dem Basketball, das ab 28. Februar gegen 19,99 Euro zu erwerben sein wird. Als Autor hätte - in Ermangelung allzu vieler deutscher Siegermärchen in dieser Sportart - bei diesem Titel eigentlich Dirk Nowitzki vermutet werden können.

Bayern-Coach Dirk Bauermann bringt ein Buch heraus, das "Mission Erfolg" heißt - außgerechnet jetzt verlieren die Basketballer serienmäßig. (Foto: dpa)

Seit 13 Jahren trifft er nun in der NBA, soeben hat er eine weitere Rekordmarke erreicht. 28 Punkte steuerte er zum Sieg des Titelverteidigers aus Dallas gegen die Boston Celtics bei, insgesamt sind es jetzt 23.354, womit er unter die besten 20 der ewigen NBA-Korbjägerliste aufstieg. Es ist noch ein langer Weg hin zu Kareem Abdul-Jabbar (38.387), Karl Malone (36.928) und Michael Jordan (32.292), doch Charles Barkley (18. mit 23.757) und Allen Iverson (17. mit 24.368) sind schon in Reichweite.

Bastian Schweinsteiger wird in diesen Kreis nicht mehr vordringen. Gut, er ist ein Allround-Talent, fast wäre er Ski-Rennläufer geworden, bevor er sich für Fußball entschied, wo er heute - wenn er nicht verletzt ist - beim Torjubel gerne einen Sprungwurf antäuscht. Als Ausdruck der Solidarität mit den Basketballern des FC Bayern, die seit kurzem erstklassig sind. Künftig werden sie von einem Buchautor trainiert, nicht Nowitzki, sondern Dirk Bauermann, der Trainer, hat Mission Erfolg schreiben lassen. Und er hat darin etwas enthüllt: dass er Schweinsteiger im Vorjahr fast, aber nur fast in der zweiten Liga einen Einsatz unterm Korb vermittelt hätte.

Womit wieder das Timing ins Spiel kommt, das Gefühl für den passenden Zeitpunkt, aber auch dafür, dass der FC Bayern ein seltsamer Kosmos ist. Dieser Klub hat gerade schlechte Laune, die hat er immer, wenn die Fußballer hinter Dortmund liegen, und er hat mordsmäßig miese Laune, wenn Uli Hoeneß miese Laune hat, weil auch die zur Chefsache erklärten Basketballer Verbotenes tun: Sie verlieren, serienmäßig, in zehn von elf Auswärtsspielen, so dass gar das Minimalziel, die Playoff-Teilnahme, gefährdet ist.

Und jetzt scheint in Bauermanns Buchprojekt auch noch all das drinzustecken, was Hoeneß Freude macht: von Erfolg reden, wenn der Misserfolg zu Gast ist. Den Schweini gefährden - wenn auch nur für einen Marketing-Gag. Oder an Klinsmann erinnern, den schnell vom Hof gejagten Modernisierer ("Interdiziplinär arbeiten!!!").

Sollte Bauermann die Scharte auswetzen, für Beruhigung im Kosmos sorgen wollen, empfiehlt sich der übliche Gang zum Tegernsee. Unbedingt am Fleurop-Laden halten, Familie Hoeneß schätzt die alte Schule. Unter Fußballern gilt dies als schnellster Weg zu einem neuen Vertrag. Vermutlich würde Mission Erfolg im Hoeneß'schen Bücherregal auch dann nicht weit nach vorne rücken. Aber wenigstens ein Stammplatz noch vor der mehrbändigen Louis-van-Gaal-Biographie (kurz: LvG) - der wäre vielleicht drin.

© SZ vom 22.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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