ManCity gegen Monaco:"Das Ergebnis klingt verrückt"

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Torschützen: Sergio Agüero (li.) jubelt mit Leroy Sané. (Foto: dpa)
  • Manchester City siegt im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den AS Monaco 5:3 - und das, obwohl das Team von Pep Guardiola zwischenzeitlich 1:2 und 2:3 zurückliegt.
  • Der Ex-Schalker Leroy Sané bereitet das 1:0 vor und schießt das 5:3 selbst, Monacos Falcao vergibt einen Elfmeter.
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Von Sven Haist, London

Nachdem das fußballerische Spektakel zwischen Manchester City und dem AS Monaco vorüber war, sollte Pep Guardiola erklären, wo man am besten mit der Analyse eines solchen Spiels beginnt. Normalerweise hat Guardiola für jede Nuance, die bei ManCity auf dem Platz passiert, eine Erklärung parat, am Dienstagabend erklärte er bloß: "Ich weiß es nicht."

Acht Tore, 15 Torschüsse, elf Eckbälle und zehn Gelbe Karten brachten selbst Guardiola für einen Moment aus der Balance. Obwohl sein Team das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League nach einem furiosen Angriffslauf in den Schlussminuten letztlich noch mit 5:3 (1:2) gegen Monaco gewonnen hatte. "Das Spiel war eines der aufregendsten in dieser Spielzeit, eine großartige Partie für alle Zuschauer", sagte Monacos unterlegener Trainer Leonardo Jardim.

Für ManCity war das 5:3 sogar das aufregendste Spiel überhaupt in der Königsklasse. Seit dem Debüt im September 2011 in diesem Wettbewerb haben die Citizens bereits für einige Schlagzeilen gesorgt; meistens jedoch für solche, die keiner über den eigenen Verein lesen möchte. Die Neureichen aus dem Nordwesten Englands machten von sich reden beim 0:0 im Heimspiel gegen Real Madrid in der vergangenen Saison, als sie ihren Beitrag zu einem der miesesten Halbfinals in der Historie des Wettbewerbs leisteten. Oder als das eigene Stadion wieder nicht ausverkauft war: trotz eines Besuchs des FC Barcelona. Oder als sich der Verein nicht an die Vorgaben des Financial Fairplay hielt.

"Ich kann nicht verneinen, dass die Partie speziell war"

Diese Erinnerungen verblassen jetzt erst mal hinter dem 47. Auftritt des Vereins auf der größten europäischen Bühne. Der Guardian schrieb von einer mitreißenden Nacht, voll von Fehlern, Drama und Kontroversen. Das Fazit besaß einen positiven Grundton, weil Sergio Agüero (71.), John Stones (77.) und der ehemalige Schalker Leroy Sané (82.) mit ihren Toren innerhalb von elf Minuten das zwischenzeitliche 2:3 wieder korrigierten. "Ich kann nicht verneinen, dass die Partie speziell war. Sie hatte Höhen und Tiefen. Das Ergebnis klingt verrückt", sagte Guardiola.

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Nach dem 2:4 im Hinspiel gegen Atlético Madrid sind die Chancen aufs Viertelfinale gering. Leverkusen lässt sich simpel auskontern.

Der ununterbrochene Drang aufs gegnerische Tor war für ManCity die einzige Möglichkeit, ein achtbares Resultat gegen den Spitzenreiter aus der französischen Ligue 1 zu erzielen. Citys Defensivakteure sind nach wie vor schlicht überfordert mit der Komplexität von Guardiolas Spielaufbau. Das dürfte auch der Katalane bemerkt haben, anpassen möchte er seine Vorstellungen an das Leistungsvermögen des Kaders aber nicht. "Wir attackieren in kleinen Räumen und verteidigen einen großen Raum hinter uns. Das ist der Grund, warum die Leute mich eingestellt haben."

Im Stadionheft pries Guardiola die "verbesserte" Abwehrleistung seines Teams, in fünf Partien gab es zuletzt nur einen Gegentreffer. Gegen Monaco waren es in der ersten Halbzeit gleich zwei. Radamel Falcao (32.) und Kylian Mbappe-Lottin (41.) machten für den Klub aus dem Fürstentum aus einem Rückstand durch Raheem Sterling (27.) ein 2:1. Leroy Sané hatte das Sterling-Tor durch ein sehr feines Dribbling vorbereitet.

Von der riskanten Anordnung einer weit aufgerückten Abwehr und der Suche nach spielerischen Lösungen kehrte Guardiola erst in den Schlussminuten ab, als die verpönten Befreiungsschläge auf einmal nicht mehr ganz so verpönt waren. Sie sicherten ManCity eine komfortable Ausgangslage für den Einzug ins Viertelfinale - und Guardiola womöglich die Fortsetzung einer stolzen Serie: Bei seinen bisherigen sieben Teilnahmen an der Champions League mit dem FC Barcelona und dem FC Bayern hat er jeweils mindestens das Halbfinale erreicht.

Dabei war ManCity bereits am Boden - aus Erstaunen beim zweiten Treffer Falcaos (61.). Aus zwölf Metern chippte Monacos kolumbianischer Angreifer, 31, den Ball über den verdutzten City-Torhüter Willy Caballero (erhielt erneut den Vorzug vor der eigentlichen Nummer 1 Claudio Bravo) hinweg ins Netz - als wäre er ein Golfprofi. Wer das Tor gesehen hat, hält es für einen Faktendreher, dass jener Falcao in seinen zwei Gastjahren auf der Insel für Manchester United und den FC Chelsea lediglich fünf Treffer zusammenbrachte. In dieser Saison sind es schon 24 in 28 Einsätzen.

Ein Indiz, warum es für Falcao in England nicht zu einem dauerhaften Verbleib gereicht haben könnte, zeigte sich vorher. Mit einem Abspielfehler leitete er das zwischenzeitliche 2:2 durch Agüero (58.) ein. Schon unmittelbar nach der Halbzeitpause vergab er einen selbst herausgeholten Strafstoß zum 3:1 für Monaco. "Das war der Knackpunkt in diesem Spiel", fand Trainer Jardim. Eine Zwei-Tore-Führung hätte ManCitys Aufholjagd maßgeblich beeinträchtigt.

Bleibt die Frage, ob es dem AS Monaco möglich ist, das Resultat in drei Wochen vor heimischer Kulisse aufzuholen. "Wenn ein Team eine Milliarde Tore schießen kann, ist es Monaco", sagt Guardiola.

Eine taktische Antwort auf die Offensivpflicht der Monegassen wäre, dass Manchester City einfach in der eigenen Hälfte abwartet und dem Gegner das Spielgeschehen überlässt. Weil das aber unter Pep Guardiola eher nicht passiert, sei all denjenigen, die von diesem 5:3 nicht genug kriegen konnten, eines gesagt: Die beiden Vereine sehen sich am 15. März wieder, zum Rückspiel im Stade Louis II in Monaco.

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