Mainz-Trainer Thomas Tuchel:"Lahm ist zum Fußballroboter mutiert"

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Thomas Tuchel: Immer in Aktion (Foto: dpa)

Der FSV Mainz 05 hat den Saisonstart verpatzt, gegen den FC Bayern soll es nun besser klappen: Trainer Thomas Tuchel spricht im SZ-Interview darüber, warum er sein Team nicht kleinreden will, wie wichtig ihm sein eigenes Image ist und was Pep Guardiola in München besser macht als seine Vorgänger.

Von Moritz Kielbassa und Christof Kneer

Am Samstagnachmittag muss Thomas Tuchel mit dem FSV Mainz 05 in der Bundesliga beim FC Bayern antreten. Der Trend spricht gegen seine Mannschaft, für die es nach drei Siegen zum Saisonstart bergab ging (vier Niederlagen, ein Unentschieden). Trotzdem will der Trainer seine Mainzer "nicht kleinreden". Weder im Hinblick auf das Spiel in München ("Das Motto heißt: Reinschleichen in die Arena, Punkt klauen, rausschleichen"). Und schon gar nicht im Hinblick auf die mittelfristigen Ziele des aktuellen Tabellen-Elften.

Tuchel will Mainz in der ersten Liga dauerhaft vor Mannschaften wie Freiburg, Augsburg oder Nürnberg positionieren. "Man muss aufpassen, dass einem die eigenen Ansprüche nicht davon galoppieren, aber von dieser Idee will ich mich trotzdem nicht verabschieden", sagt er im SZ-Interview (Samstagsausgabe).

Schlechtere Phasen, wie im Moment, müsse mal "als Delle akzeptieren" - ohne sich selbst gleich wieder fest in dieser Delle zu verorten: "Wir dürfen nicht denken: Stimmt, wir sind ja nur das kleine Mainz, ist ja klar, dass wir in der Tabelle unten stehen." Die Ansprüche seien gestiegen, betont Tuchel, auch bei den Fans: "Einen 14. Platz könnten wir hier nicht mehr mit einem Umzug durch die Stadt feiern."

"Ich fühle mich schnell schuldig"

Was die aktuelle Stagnation für sein eigenes Standing als Trainer in der Branche bedeute, sei nicht wichtig: "Mein Image ist wurscht!" Natürlich hinterfrage er sich nach einer solchen Serie von Misserfolgen: "Ich habe mich schon immer für Niederlagen mehr verantwortlich gefühlt als für Siege. Ich weiß ja, dass man für viele Dinge im Spiel nichts kann, ich weiß, dass es eine Ohnmacht des Trainers gibt. Ich fühle sie aber nicht. Ich fühle mich schnell schuldig", erklärt Tuchel.

Doch er glaubt, dass der Lernprozess der Mannschaft fortschreite. Sein kurzfristiges Rezept lautet, wieder mit mehr physischer Wucht zu spielen. Auch wenn Mainz als wachsendes Team nicht mehr so häufig den Außenseiter-Konter-Fußball seiner ersten Trainerjahre zur Geltung bringen könne, auch wenn nun öfter mehr Ballbesitz und Spielkultur gefragt ist, dürfe Mainz seine "typische körperliche Komponente" nicht vernachlässigen. Wie zuletzt beim 2:2 gegen Hoffenheim, als der FSV in der 94. Minute mit einer Willensleistung den Ausgleich erzwang.

Ins Schwärmen gerät Tuchel beim Samstags-Gegner. Der FC Bayern sei unter Pep Guardiola noch besser, noch dominanter, und vor allem: noch unberechenbarer als unter Louis van Gaal und Jupp Heynckes. Taktische Kniffe, wie sie Tuchel früher gegen die Bayern wiederholt gelangen, seien jetzt viel schwerer zu finden: "Die Bayern sind inzwischen so flexibel, dass man auf alles gefasst sein muss. Und es kommt etwas hinzu: Sie nehmen sich unter Guardiola auch mal die Freiheit, auf den Gegner zu reagieren. Bisher haben sie meist aus dem Gefühl der Stärke heraus gesagt: Wir ziehen unser Spiel durch. Daraus konnte auch mal eine gewisse Trägheit entstehen. Bei Guardiola ist das anders - weil er in der Lage ist, das Spiel spontan zu verändern."

Der neue Trainer bringe seine Grundidee von Fußball ein, die man aus Barcelona kennt - aber er lasse die Münchner Kicker "auch ihre eigenen Stärken ausleben. Er hat ja gesagt: Das Spiel gehört den Spielern."

Besonders begeistert ist Tuchel von der neuen Rolle für Philipp Lahm im Mittelfeld: "Der ist zum Fußballroboter mutiert. Da ziehe ich alle Hüte, da kann ich nur sagen: tiefste Verneigung. Er wird innerhalb von ein paar Wochen mal eben vom besten Rechtsverteidiger der Welt zum besten Sechser der Welt. Lahm im Zentrum ist für den Gegner fürchterlich", sagt der Mainzer Trainer.

Das komplette Interview lesen Sie in der Samstagsausgabe der Süddeutschen Zeitung, auf dem iPad und Windows 8.

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