Magdalena Neuners Schieß-Auftritte bleiben das bestimmende Thema im Biathlon-Weltcup. Nach ihrem Blackout in der Staffel von Oberhof Anfang Januar hatte sich Neuner eigentlich gefangen, ihre Weltcup-Führung ausgebaut, und sie blieb dank verlässlicher Trefferquoten auch diese Woche in Nove Mesto/Tschechien die überragende Läuferin.
Neuner trifft nicht alles, aber sie schießt so sicher, dass sie wegen ihrer exzellenten Laufleistung gewinnen kann, auch wenn sie ein bis zwei Fehler mehr schießt als die Konkurrenz.
So war das auch am Sonntag im Verfolgungsrennen von Nove Mesto, auch hier erzielte sie eine hohe Trefferquote, insbesondere im dritten Teil, dem ersten Stehendschießen. Im Ziel kam sie hinter Siegerin Tora Berger (Norwegen) dennoch als Siebte an, denn sie hatte die falschen Scheiben ins Visier genommen.
Das Trefferbild der bis dahin Führenden war bizarr. Schießstand zwei hatte vier rhythmisch korrekte und sicher gesetzte Schuss abbekommen, dann, als Neuner repetieren musste und das Missgeschick erkannte, setzte sie ihre letzte Patrone treffsicher auf ihre eigentliche Ziele-Reihe des Standes eins. Sie blieb dabei völlig ruhig und wählte auch die ganz linke Scheibe, als hätte sie zuvor schon alles auf Stand eins getroffen.
Was wirklich passiert ist, sickerte erst in den folgenden Minuten ins Bewusstsein. Beim Anblick der Scheiben, sagte Neuner, habe sie gedacht: "Na toll." Beim Absolvieren der vier mal 150 Meter in der Strafrunde sei "die Wut im Bauch" gekommen. Und am Ende des Rennens, als sie mit vollem Risiko drei weitere Fehler geschossen hatte, verschwand sie in der Kabine: "Ich musste erstmal kurz heulen, ich geb's zu. Das ist mir noch nie passiert und richtig ärgerlich."
Anders als Neuner hat Zimmerkollegin Miriam Gössner diesmal beim Schießen alles richtig gemacht, sie wurde mit 19 Treffern bei 20 Schuss Elfte - ein Ergebnis, das nach dem bisherigen Saisonverlauf kaum jemand mehr für möglich gehalten hätte. "Es freut mich, dass sie den Durchbruch geschafft hat", sagte Magdalena Neuner.
Doppel-Olympiasiegerin, zwölffache Weltmeisterin, zweimal Sportlerin des Jahres: Magdalena Neuner hat den Biathlon-Sport geprägt wie keine vor ihr. Ihre Karriere in Bildern.
Sie selber dürfte sich nur kurz grämen. Sie bleibt im gelben Trikot und hat ihre Fähigkeiten ja bewiesen: So ein perfektes Trefferbild muss man auf den falschen Scheiben erst einmal zustande bringen.
Doppel-Olympiasiegerin, zwölffache Weltmeisterin, zweimal Sportlerin des Jahres: Magdalena Neuner hat den Biathlon-Sport geprägt wie keine vor ihr. Ihre Karriere in Bildern.
Passiert sei das alles, so Neuner, auch nicht, weil sie sich nicht konzentriert habe, sondern umgekehrt: "Ich war zu fokussiert." Schaut der Schütze einmal durch den Visier-Tunnel namens Diopter, dann sehen alle Scheiben gleich aus.
Der Ärger beim Deutschen Skiverband um einen verpassten Podestplatz währte auch nur kurz. Denn Arnd Peiffer wurde Zweiter im Verfolgungsrennen, wenn auch mit Verspätung. Anders als Neuner hatte Peiffer durchgehend die richtigen Scheiben aufs Korn genommen, einer seiner drei Fehlschüsse war aber falsch angezeigt worden. Es war gar kein Fehlschuss.
"Eine Schießscheibe hat den Treffer nicht ausgelöst", sagte Bundestrainer Mark Kirchner. Die Jury sprach Peiffer 20 Sekunden Zeitgutschrift zu. Damit wurde er hinter Anton Schipulin (Russland) gemeinsam mit dem Franzosen Martin Fourcade (Frankreich) Zweiter.