Kräfteverhältnisse in der Bundesliga:Liebe Gegner, böse Gegner

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Überraschender Bayern-Jäger: Lucien Favre und seine Gladbacher. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Im Schatten des Dortmunder Absturzes zeigen sich Wolfsburg und Gladbach erstaunlich stabil. Die streiten auch nicht mit dem FC Bayern. Ein mieses Verhältnis, wie es die Dortmunder haben, muss man sich verdienen.

Ein Kommentar von Claudio Catuogno

Philipp Lahm hat am Samstag Meldungen dementiert, wonach der FC Bayern mit 17 Punkten Vorsprung die Bundesliga anführt. Und selbst wenn in dieser Branche oft Meldungen dementiert werden, die sich am Ende doch als wahr herausstellen (wieso denkt man da jetzt an Marco Reus?): Lahm hat damit definitiv die Wahrheit gesagt. 17 Punkte, so groß ist lediglich der Vorsprung auf Borussia Dortmund.

Das liegt aber an den Dortmundern selbst: an der verstörenden Ergebniskrise bei jenem Klub, der gemessen an Budget und Selbstverständnis mindestens auf Rang zwei stehen müsste. Doch im monströsen Schatten der Dortmunder Verunsicherung zeigen sich ein paar andere Mitspieler erstaunlich stabil: Wolfsburg, Mönchengladbach. Daran hat Lahm erinnern wollen. "Wenn wir heute verloren hätten", sagte er nach dem Spiel gegen Dortmund, "wäre es nur noch ein Punkt Vorsprung gewesen."

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BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat den Bayern am Sonntag im Stammtischfernsehen vorgeworfen, sie seien beim Versuch, die Erfolgself des BVB zu "zerstören", schon "ganz weit gekommen". Er meint damit das Abwerben von Mario Götze und Robert Lewandowski - und nun auch noch das öffentliche Gezerre an Marco Reus.

Aber mal abgesehen von Stilfragen (die waren selten eine Münchner Stärke): Hat man Mönchengladbachs Sportchef Max Eberl je über "Zerstörung" klagen hören, als Reus 2012 mittels Ausstiegsklausel nach Dortmund ging? Oder als die Bayern 2012 den Abwehrspieler Dante weglockten? Vielleicht nimmt man die drei Bayern-Verfolger ja auch deshalb noch nicht so recht wahr, weil sie sich nicht öffentlich mit Karl-Heinz Rummenigge zoffen?

VW-Chef Martin Winterkorn, der Oberaufseher des Wolfsburger Fußballs, sitzt sogar im Aufsichtsrat des FC Bayern; er ist ein Vertrauter des ehemaligen Präsidenten Uli Hoeneß. Über Transfers einigt man sich auf dem kurzen Dienstweg, und zuletzt liefen die eher in die Gegenrichtung: Ivica Olic, Luiz Gustavo. Nur Mario Mandzukic kam 2012 vom VfL nach München. Den Gladbacher Trainer Lucien Favre mochten sie in München mal eine Weile nicht, weil er sich zu seiner Zeit bei Hertha BSC mit dem Manager Dieter Hoeneß überwarf, Uli Hoeneß' Bruder.

Aber inzwischen schwärmt der Bayern-Boss Rummenigge öffentlich davon, wie "sachlich" und "realistisch" ihm die Gladbacher Verantwortlichen erscheinen. Hans-Joachim Watzke kann es ja auch mal so sehen: Ein so mieses Verhältnis zum FC Bayern, wie es die Dortmunder haben, das muss man sich einfach verdienen. Mit Titeln.

© SZ vom 03.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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