FC Bayern:Die Kritiker verstummen - vorerst

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Alle Bayern haben sich lieb, hier Arjen Robben (links) und Franck Ribéry. (Foto: REUTERS)

Der FC Bayern rauft sich zusammen und veranstaltet einen großen Friedensgipfel. Doch die ernsthaften Proben für die neue Mentalität folgen bald.

Kommentar von Benedikt Warmbrunn

Carlo Ancelotti hat am Samstag seine Einladung nicht noch einmal wiederholt, und das ist äußerst bedauernswert. Am Freitag hatte der Trainer des FC Bayern ja noch eine große Feier im Sommer angekündigt, für all jene, die ihn zuletzt mit Ratschlägen versorgt hatten. Gutes Essen hat er angekündigt. Guten Wein hat er angekündigt. Und gute Gespräche hat er angekündigt, sogar über Taktik. Und wer Ancelotti kennt, der ahnt, dass er das ernst meint, zumindest das mit dem guten Essen und dem guten Wein. Diese Feier muss man sich daher ungefähr so vorstellen wie eine Szene aus La Grande Bellezza, also als ein farbenfrohes Fest des Lebens. Jeder, der sich selbst dazu berufen sieht, Ratschläge zu verteilen, sollte sich also anstrengen für einen Platz auf dieser illustren Gästeliste.

Die Schwierigkeiten mit der Umsetzung dieser Feier haben jedoch bereits an diesem Samstagnachmittag begonnen. Denn nun sind die Kritiker verstummt, zumindest vorübergehend.

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Der FC Bayern hat am Samstag einen großen Friedensgipfel veranstaltet, nach einer Woche, die all die Herausforderungen dieses sogenannten Übergangsjahres aufgezeigt hat, beim 0:2 in Hoffenheim und erst recht beim 3:0 in der Champions League gegen Anderlecht, bei dem nur das Ergebnis gestimmt hatte. Danach hatten sich ja Fragen nach der Stimmung im Verein gestellt, danach, ob sich all die Einzelinteressen in diesem lange gemeinsam gewachsenen Team noch zusammenfügen lassen. Robert Lewandowski fürchtet um den Anschluss in dieser kapitalistischen Fußballwelt. Arjen Robben und Franck Ribéry fürchten, dass ihnen das Ende ihrer Ära misslingen könnte. Thomas Müller fürchtet, dass eine weitere durchschnittliche Saison wie die vergangene seinen Status als Klubheiliger beschädigen könnte. Gerade gegen Anderlecht war zwischen diesen Einzelinteressen keine Schnittmenge zu erkennen.

Robben gibt Ribéry ein Küsschen

Beim 4:0 am Samstag gegen Mainz haben sich die Spieler nun demonstrativ einander angenähert. Robben feiert sein Tor mit Ribéry. Robben und Müller umarmen Lewandowski nach dessen erstem Tor. Immer wieder feuern Müller und Robben ihre Mitspieler an. Robben gibt Ribéry ein Küsschen, als dieser für ihn eingewechselt wird. Allein dieser Versuch einer Versöhnung hat ausgereicht, um das Team wieder auf ein gemeinschaftliches Ziel einzustimmen. Denn die gute Stimmung bedingte am Samstag fast automatisch einen souveränen Auftritt auf dem Rasen.

Das Spiel war natürlich nur eine Momentaufnahme, genauso wie die Niederlage in Hoffenheim und die ausbleibende Reaktion gegen Anderlecht Momentaufnahmen waren. Das Spiel gegen Mainz war jedoch die erste Momentaufnahme in dieser Saison, die durchweg positiv war. Ein bisschen war sogar eine Erst-recht-Mentalität zu erkennen, eine Mentalität also, die den letzten großen Triumphen dieser Mannschaft zugrunde lag.

Das Gute für all jene, die noch auf eine Einladung zu einer Feier von Ancelotti hoffen, ist, dass schon am Dienstag das nächste Spiel ansteht, auf Schalke. Und eine knappe Woche später reist der FC Bayern zu Paris Saint-Germain, wo die zurückgewonnene Mentalität ihren ersten ernsthaften Test in dieser Saison bestehen muss. Danach werden die Kritiker dann schon besser wissen, wie die Aussichten sein werden, auf eine Feier mit gutem Wein und gutem Essen im Sommer.

© SZ vom 17.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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