Kader des FC Bayern:Inventur steht an

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Eine Inventur steht an, und in der wird sich zeigen, ob die Bayern in der Lage sind, sich von der Entscheidungs- und Risikofreude des Uli Hoeneß zu emanzipieren. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Die Hauptdarsteller des FC Bayern sind mittlerweile alle um die 30 Jahre alt. Manchen zwickt es mehr als früher, mancher ist nicht mehr ganz so flink. Müssen nun Finanzmittel aktiviert werden, um den Kader zu vitalisieren? Darüber entscheidet das Finale in Berlin.

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Jetzt kommt es also doch zum großen Finale, allerdings eine Woche früher als geplant. Und es ist auch nicht das Champions-League-Endspiel, sondern jenes um den DFB-Pokal. Es ist nicht in Lissabon, sondern in Berlin. Der Gegner, an dem sich die Bayern messen lassen müssen, wird am 24. Mai nicht Atlético Madrid sein, sondern am 17. Mai Borussia Dortmund - aber das macht die Sache nicht angenehmer.

Nicht nur, weil die Borussen jüngst schon mit ihrem 3:0-Sieg in München dem Trainer Carlo Ancelotti und seiner Elf von Real Madrid eine Art Blaupause für deren 4:0-Sieg lieferten. Nicht nur, weil die Dortmunder signalisierten, dass der Ballbesitz-Fußball des FC Bayern decodiert, dass ein wirksames Gegengift gefunden wurde. Sondern deshalb, weil sich die Saisonbilanz der titelhungrigen Münchner im ersten Jahr mit Pep Guardiola nun nach einer simplen Formel berechnen lässt: Gewinnen sie den Germanen-Clásico in der Hauptstadt, war es - trotz der Real-Demütigung - eine gute Saison.

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Verlieren sie ihn, war es - nicht nur wegen der Real-Demütigung - eine, nunja, nicht unbedingt schlechte Saison, dafür hat die 24. Deutsche Meisterschaft dann doch ihren Stellenwert. Aber doch eine enttäuschende Spielzeit, an deren Ende die Vokabel "Krisensitzung" von der Vokabel "Krisensitzung" gejagt werden wird. Da wäre man dann im ersten Jahr nach dem Titel-Triple mal wieder zum Gefangenen des eigenen Erfolges geworden.

Die Münchner haben sich unter Louis van Gaal, Jupp Heynckes und Guardiola auf ein Niveau gehievt, das kaum emotionalen Spielraum für die Niederlage lässt, schon gar nicht für eine demaskierende wie gegen Madrid. Die war ja zugleich Arbeitsauftrag an Karl Hopfner, der an diesem Freitag in die Nachfolge von Uli Hoeneß ins Präsidentenamt gewählt wird. Früher als gedacht steht die Führungsriege vor der Herausforderung, den Kader zu vitalisieren.

Eine Inventur steht an, und in der wird sich zeigen, ob die Bayern in der Lage sind, sich von der Entscheidungs- und Risikofreude des Uli Hoeneß zu emanzipieren, der diesen Prozess wohl schon aus einer Zelle in Landsberg am Lech heraus verfolgen muss.

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Unabhängig davon, zu welch flirrenden Galas die Münchner gerade in der Hinrunde fähig waren, stand die perspektivische Herausforderung längst fest: Die Hauptdarsteller des Triple- Jahres, Franck Ribéry, Arjen Robben, Bastian Schweinsteiger, Philipp Lahm, sind alle um die 30 Jahre alt. Manchen zwickt es mehr als früher, mancher ist nicht mehr gar so flink, und sie alle haben in Kürze wieder eine Weltmeisterschaft zu spielen, nach der, das lehrt die Vergangenheit, Bayern-Profis nicht so leichtfüßig in den Alltag zurückkehren.

Finanzmittel, um im Sommer reagieren zu können, haben die Münchner, trotz eines hohen Gehaltsniveaus. Inwiefern diese aktiviert werden müssen, darüber entscheidet nun das Stimmungs-Finale in Berlin und der Stürmer Robert Lewandowski. Es wird sein letztes Spiel für Dortmund sein, dann wechselt er nach langem Theater zum FC Bayern. In welchem Klima er dort anfangen wird? Er hat es selbst auf dem Fuß.

© SZ vom 02.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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