Joe Zinnbauer beim Hamburger SV:Ein Coach, der sich coachen lässt

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Seit Joe Zinnbauer beim Hamburger SV ist, hat er fünf Kilo abgenommen, dafür etliche Erkenntnisse gewonnen. Denn der Trainer geht einen ungewöhnlichen Weg - und lässt sich selbst coachen. Ob ihm erneut eine Überraschung gegen den FC Bayern gelingt?

Von Jörg Marwedel, Hamburg

HSV-Trainer Joe Zinnbauer, 44. (Foto: dpa)

Ob der Hamburger SV beim FC Bayern mit seinem Kapitän Rafael van der Vaart anfängt oder mit Petr Jiracek, ist ebenso ungewiss wie die Besetzung der Innenverteidigung (Heiko Westermann oder Slobodan Rajkovic neben Johan Djourou) oder auf der linken Abwehr-seite, wo der frühere Augsburger Matthias Ostrzolek nach einer schwachen Phase dem Nachwuchsspieler Ronny Marcos wieder Konkurrenz macht. Trainer Joe Zinnbauer, 44, lässt manches offen, bevor der HSV beim Rekordmeister nach zuletzt fünf Niederlagen in München mit 3:24 Toren einen neuen Anlauf nimmt. Nur eines weiß Zinnbauer: "Meine taktischen Vorgaben werden nicht überprüft."

Dieser Zusatz ist vielleicht notwendig, da es längst kein Geheimnis mehr ist, dass der HSV-Chefcoach vom Direktor Sport, Bernhard Peters, gecoacht wird. Tatsächlich fühlt sich der frühere Hockey-Bundestrainer nicht berufen, ins Spielkonzept einzugreifen, wohl aber in die Wahrnehmung des Profi-Trainer-Novizen. "Ich will, dass jemand seinen persönlichen Stil entwickelt und festigt", sagte Peters der SZ. "Eine Trainer-Persönlichkeit ist etwas sehr Individuelles. Jeder soll seinen Stil reflektieren."

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Die Fragen, die Peters stellt, sind solche: "Was ist mein Profil? Wo sind meine Stärken? Wo sind meine Schwachstellen? Wie komme ich mit meiner Botschaft an?" Das müsse man wahrnehmen lernen, sagt Peters. Ebenso Antworten auf die Frage, wo man Dinge noch einen Tick anders machen könnte, um die eigene Botschaft noch besser und erfolgreicher anzuwenden.

Es geht auch um die Belastung der Profis und Formen, wie Zinnbauer Mannschaftsbesprechungen oder Halbzeitgespräche führt. Zinnbauer, der schon als Jungprofi daran interessiert war, sich weiter zu entwickeln und mit 24 Jahren eine erfolgreiche Versicherungsfirma aufbaute, sagt dazu: "Bernhard hält mir den Spiegel vor. Ich spüre, dass ich mich durch ihn weiterentwickle." Peters, der einst in Hoffenheim auch den heutigen TSG-Cheftrainer Markus Gisdol coachte, hält Zinnbauer mit seiner "unheimlichen Energie" für einen "interessanten Trainer, der viel Potenzial hat". Zudem findet er, dass diese Art Coaching "nicht so tabuisiert werden sollte im Spitzensport, auch wenn das ein paar Trainer so sehen".

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Wenn die Vorstände von Großkonzernen, die für 30 000 oder mehr Arbeitsplätze verantwortlich sind, sich coachen lassen, dürfe das doch für Trainer kein Tabu sein, nur weil vielleicht die Boulevard-Zeitungen das in ihre Richtung instrumentalisieren wollen, findet Peters.

Zinnbauer selbst, der seit seinem Amtsantritt im September fünf Kilo abgenommen hat, erinnert sich gerne an sein erstes Spiel. Es war das 0:0 gegen den FC Bayern, ein "Super-Moment und ein toller Bundesliga-Einstieg". Gäbe es erneut einen Punkt, wären wir "alle happy", sagt der HSV-Coach.

© SZ vom 14.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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