Italienischer Fußball:Chaotische Zustände beim AC Mailand

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Im Dienste eines derzeit chaotischen Vereins: Spieler des AC Mailand. (Foto: dpa)

Der Fußball-Klub AC Mailand dementiert den Rücktritt seines Sportdirektors, sucht jedoch bereits einen Nachfolger. Der italienische Langstreckenläufer Devis Licciardi wird nach dem Betrugsversuch mit einem Penis-Imitat für drei Jahre gesperrt. Der Bundesligist FC Schalke 04 setzt Trainer Jens Keller eine Frist bis zum Jahresende.

Fußball, Italien: Chaos beim AC Mailand: Nachdem Geschäftsführer Adriano Galliani am vergangenen Samstag seinen Rücktritt zurückgenommen hatte, hat der Verein jetzt dementiert, dass Sportdirektor Ariedo Braida (67) seine Demission eingereicht habe. "Braida wird wie geplant am Samstag dem Spiel gegen Livorno beiwohnen", teilte der Klub mit. Laut italienischen Zeitungen ist der Bruch zwischen dem Sportdirektor und dem 18-maligen italienischen Fußball-Meister aber nicht mehr zu kitten. Braidas Vertrag läuft im kommenden Sommer aus, doch der Sportdirektor will bis Jahresende gehen. Grund für Braidas Rücktritt ist nach Angaben italienischer Medien Barbara Berlusconi. Die Tochter von Vereinbesitzers Silvio Berlusconi führt den Klub seit dem vergangenen Wochenende mit Galliani, und plädiert für eine Verjüngung im Management.

Wie Corriere dello Sport berichtete, soll die 29-Jährige bereits Kontakt mit dem Sportdirektor von Hellas Verona, Sean Sogliano (42), wegen der Nachfolge Braidas aufgenommen haben. Sogliano soll im Juni sein Amt bei Milan übernehmen. Mit einer neuen Doppelspitze aus seiner Tochter Barbara und Galliani hatte Silvio Berlusconi in der vergangenen Woche versucht, für Ruhe zu sorgen. Den verärgerten Galliani, der heftig von Barbara Berlusconi kritisiert worden war, hatte Silvio Berlusconi zum Bleiben überredet. Der 69-Jährige muss jedoch seine Macht teilen: Der Vizepräsident ist für den sportlichen Bereich, Barbara Berlusconi für wirtschaftliche Angelegenheiten zuständig. Barbara Berlusconi ist seit 2011 Mitglied der Milan-Geschäftsführung. Die Verjüngungsstrategie der Berlusconi-Tochter wird vom ehemaligen Weltmeister Gennaro Gattuso offen kritisiert. "Ein großer Manager wie Galliani, der in seiner Karriere so viel gewonnen hat, verdient mehr Respekt. Ich sehe Frauen im Fußball nicht positiv. Es tut mir leid, aber es ist nun mal so", meinte Gattuso.

Fußball, FC Schalke: Über die Zukunft des umstrittenen Trainers Jens Keller beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 wird in der Winterpause entschieden. Eine entsprechende Frist bis zum letzten Hinrundenspiel am 21. Dezember setzte Sportvorstand Horst Heldt dem 43-Jährigen. "Wir werden gemeinsam alles daran setzen, erfolgreich zu sein. Dann werden wir gucken, wie die Situation nach dem Nürnberg-Spiel ist", sagte Heldt am Donnerstag. Keller steht nach dem Aus im DFB-Pokal am Dienstag gegen 1899 Hoffenheim (1:3) enorm unter Druck. Die nächsten beiden Spiele am Samstag in der Bundesliga beim direkten Konkurrenten Borussia Mönchengladbach und am kommenden Mittwoch in der Champions League gegen den FC Basel dürften über das Schicksal des Fußball-Lehrers entscheiden.

Mit dem Aus im DFB-Pokal habe Schalke "ein großes Ziel verpasst", sagte Heldt, "das Weiterkommen hätte auch finanziellen Spielraum beinhaltet, das ist weg." Gegen Basel steht das zweite Saisonziel, das Überwintern in der Köngisklasse, auf dem Spiel. Schalke braucht einen Sieg, um das Achtelfinale der Champions League zu erreichen. Bei einem Remis oder einer Niederlage bliebe nur die Teilnahme an der Europa League. Keller, der seit knapp einem Jahr im Amt ist, weiß um seine prekäre Situation. Die Ergebnisse seiner Arbeit sieht er selbst kritisch: "Wir können mit dem Auf und Ab nicht zufrieden sein. Ich muss die vollste Verantwortung dafür übernehmen." Im wegweisenden Duell um den Qualifikationsplatz zur Champions League beim Tabellenvierten Mönchengladbach hofft der Trainer auf eine Reaktion seiner Spieler - wie schon häufig in den vergangenen Monaten. "Immer wenn es auch um meinen Kopf geht, zeigt die Mannschaft Charakter", sagte Keller, "aber das muss konstanter werden."

Leichtathletik, Doping: Nach seinem Betrugsversuch mit einem Penis-Imitat bei einer Dopingkontrolle ist der italienische Langstreckenläufer Devis Licciardi für drei Jahre gesperrt worden. Das beschloss das Anti-Doping-Gericht des Nationalen Olympischen Komitees Italiens (Coni) am Donnerstag in Rom. Der 27-Jährige hatte bei den nationalen Meisterschaften über 10 Kilometer im September versucht, mit einem falschen Penis eine Dopingkontrolle zu manipulieren. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Sperre von zweieinhalb Jahren für Licciardi gefordert. Seine Freundin, die ihn bei dem Betrugsversuch unterstützt haben soll, wurde von Gericht für dreieinhalb Jahre von allen Sportveranstaltungen in Italien ausgeschlossen.

Tennis, Roger Federer: Rekordchampion Roger Federer lässt sich durch die überraschenden Niederlagen im vergangenen Tennisjahr nicht entmutigen und kündigt für 2014 sein Comeback in der Weltspitze an. "Kein Jahr ist verloren. Es war unter diesen Umständen sogar eine interessante Saison", sagte der 17-malige Grand-Slam-Sieger aus der Schweiz: "Ich sehe keinen Grund, weshalb ich 2014 nicht wieder besser spielen und große Siege erringen sollte. Ich habe weiterhin große Ziele, denn das Tennis habe ich sicher nicht verlernt." Zum ersten Mal seit elf Jahren hat Federer in der abgelaufenen Saison kein Finale bei einem der vier Majors erreicht und nur in Halle/Westfalen ein Turnier gewonnen. Zudem plagten ihn seit dem Masters in Indian Wells/Kalifornien im März Rückenschmerzen.

"Es ist zwar nicht lustig, verletzt zu sein. Aber da musste ich durch, ich musste alles hinterfragen", sagte Federer in einem Gespräch, das einer seiner Sponsoren auf seiner Webseite veröffentlichte: "Neben den Rückenproblemen erlitt ich auch sonst Rückschläge wie selten in den vorangegangenen zehn Jahren. Es war aber trotzdem eine spannende Erfahrung - zu sehen, wer wie reagierte und wie ich selbst mit dieser Situation umging. Ich konnte mich ja teilweise kaum richtig bewegen und wurde dennoch von einigen hart kritisiert."

Fußball, Hannover 96: Rechtzeitig vor dem Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart ist das Angriffsduo bei Hannover 96 wieder komplett. Torjäger Mame Diouf kehrte am Donnerstag in das Mannschaftstraining des Fußball-Bundesligisten zurück. Wegen muskulärer Probleme hatte er zuletzt ein individuelles Programm absolviert. Bereits am Vortag hatte sich Stürmer Artur Sobiech fit gemeldet. Defensivspieler Edgar Prib fehlte mit Magen-Darm-Problemen, Christian Schulz absolvierte ein Lauftraining. Sein Einsatz am Samstag in Stuttgart ist offen.

Fußball, Borussia Dortmund: Trotz der aktuellen Verletzungsmisere bei Borussia Dortmund denkt Trainer Jürgen Klopp zum jetzigen Zeitpunkt nicht über Neuverpflichtungen in der Winterpause nach. "Wir müssen Ruhe bewahren, aber wir beobachten natürlich. Ob im Januar etwas passiert - ich würde heute eher Nein sagen", erklärte der BVB-Coach in der Sendung "Sportschau-Club" in der ARD. Er sei zuversichtlich, dass die Nationalspieler Ilkay Gündogan und Mats Hummels bei der Vorbereitung auf die Rückrunde zur Verfügung stünden. "Nur für Neven Subotic ist die Saison gelaufen", meinte Klopp. Der Trainer, der in der jüngeren Vergangenheit die Borussia zu zwei Meistertiteln und einem Pokalsieg geführt hatte, sendete gar noch eine kleine Spitze Richtung München. "Wir spielen auch heute immer noch geil. Die Bayern spielen sehr erfolgreich", antwortete Klopp auf die Frage, ob der Rivale im Süden nicht derzeit auf unfassbarem Niveau agiere.

Klopp zeigte sich mit seiner Vertragsverlängerung bis 2018 beim Revierclub sehr zufrieden. "Das ist so ein toller Klub und so ein geiles Stadion, da suchst du einfach nicht woanders." Der BVB-Trainer schloss zudem ein Engagement beim Erzrivalen Schalke aus. "Wenn man als Trainer im Ruhrgebiet arbeitet, kann man ja vieles machen, aber man sollte nicht auf direktem Weg von einem zum anderen Verein wechseln." Klopp bekräftigte, dass er zur Boulevardpresse ein angespanntes Verhältnis habe. "Der Boulevard trifft mich wirklich hart, das ist der größte Schatten auf meinem Leben. Da ist der ganze Mist, über den du den ganzen Tag reden muss. Und wenn du dann einen bestimmten Satz gesagt hast, fliegt der dir dann plötzlich um die Ohren. Das ist wirklich kein Spaß."

Sportlerin des Monats, Deutschland: Corinna Hein, Weltmeisterin im Kunstradfahren, ist von den 3800 Sporthilfe-Athleten zur Sportlerin des Monats November gewählt worden. Die 30-Jährige aus Darmstadt, die bei der Hallen-WM in Basel ihren Titel erfolgreich verteidigen konnte, erhielt 52,9 Prozent der Stimmen und siegte mit deutlichem Vorsprung vor der dreimaligen Rodelweltmeisterin Natalie Geisenberger aus München (36,9 Prozent). Auf dem dritten Rang landete der Springreiter Carsten-Otto Nagel mit 10,2 Prozent der Stimmen.

WM-Auslosung, Brasilien: Brasiliens Jahrhundertfußballer Pelé hat eine Einladung von Staatschefin Dilma Rousseff ausgeschlagen, Lospate des Landes bei der Auslosung der WM-Gruppenspiele zu werden. Der 73-Jährige begründete dies damit, dass er nicht für eventuelle schwierige Gruppengegner Brasiliens verantwortlich sein wollte. "Ich zog es vor, nicht zu ziehen, ich fühle mich nicht wohl dabei, Bälle zu ziehen, und plötzlich ist der (Gruppen)-Schlüssel nicht günstig für Brasilien", sagte Pelé am Mittwoch nach lokalen Medienangaben in São Paulo. Der dreimalige Weltmeister gehört damit nicht zu den acht Lospaten, die Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke am Freitag assistieren. Doch soll ihm bei der Auslosung in Costa do Sauipe eine noch geheim gehaltene Sonderrolle zufallen. Lospaten sind neben dem deutschen Rekordnationalspieler Lothar Matthäus Zinédine Zidane (Frankreich), Alcides Ghiggia (Uruguay), Geoff Hurst (England), Mario Kempes (Argentinien), Cafu (Brasilien), Fabio Cannavaro (Italien) und Fernando Hierro (Spanien).

Basketball, NBA: Dank Dirk Nowitzki geht es für die Dallas Mavericks in der nordamerikanischen Profiliga NBA langsam wieder aufwärts. Deutschlands bester Basketballer war beim hartumkämpften 100:97 am Mittwochabend (Ortszeit) bei den New Orleans Pelicans mit 21 Punkten einmal mehr bester Werfer der Texaner. Vor allem in der Schlussphase zeigte der Würzburger seine Qualitäten. Für die Texaner war es der zwölfte Sieg im 20. Saisonspiel. "Wir sind noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen", analysierte der Superstar nach dem erhofften Erfolgserlebnis in der Fremde.

Fußball, Patrick Owomoyela: Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Patrick Owomoyela hält sich beim Hamburger SV fit. Der 34-Jährige trainiert mit der Regionalliga-Mannschaft der Hamburger, bestätigte der Verein am Donnerstag laut Zeitungsmeldungen. "Falls sich demnächst nichts ergibt, ist es eine Alternative, dauerhaft für die U 23 ran zu können", sagte Owomoyela der Bild. Der Außenverteidiger ist auf der Suche nach einem Verein in der Bundesliga oder 2. Bundesliga. Der frühere Profi von Borussia Dortmund ist gebürtiger Hamburger. Er spielte in der Hansestadt für Grün-Weiß Eimsbüttel und den TSV Stellingen. "Hamburg ist wieder mein Lebensmittelpunkt", sagte er. Zuletzt hatte sich Owomoyela beim BVB fit gehalten, nachdem sein Vertrag bei den Westfalen nicht verlängert worden war.

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