Ingolstadt - Wolfsburg:Vergleiche verboten

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Beim 0:0 in Ingolstadt kann der Zugang aus Schalke, Julian Draxler, das Spiel des VfL Wolfsburg kaum prägen. Vergleiche mit Wolfsburger dem Edel-Abgang, dessen Lücke er füllen sollte, Kevin De-Bruyne, sind aber unerwünscht.

Von Markus Schäflein, Ingolstadt

Zwei Fragen stellten sich vor dem Spiel des VfL Wolfsburg beim FC Ingolstadt. Erstens: Spielt Julian Draxler von Anfang an? Zweitens: Wenn ja, auf welcher Position? Am liebsten agiert er ja zentral hinter den Spitzen. Und die 10 als Rückennummer hatten sie ihm schon mal zugeteilt. Beim FC Schalke 04, den er für 36 Millionen Euro Ablöse nach Wolfsburg verlassen hatte, musste Draxler meist auf der linken Seite spielen; VfL-Trainer Dieter Hecking hatte immerhin verraten, sein 21-jähriger Zugang werde weder in der Abwehr noch als Mittelstürmer spielen.

Frage eins war schnell mit Ja beantwortet: Wie auch der vom FC Bayern gekommene Innenverteidiger Dante stand Draxler auf Anhieb in der Startelf. Frage zwei klärte sich auch schnell: Über eine Stunde lange durfte er in der Zentrale hinter Mittelstürmer Bas Dost agieren. Erst als dann in der 67. Minute der schwache André Schürrle für Max Kruse vom Platz ging, rückte Draxler auf die linke Seite. Das Bemühen, das Spiel zehnermäßig in die Hand zu nehmen, war ihm anzumerken; dass er zum Einstand bei dem 0:0 nicht glänzte, lag vornehmlich an seinen Mitspieler. Die ganze Mannschaft machte über weite Phasen einen eigentümlich blutarmen Eindruck.

Die Ingolstädter störten die Wolfsburger im konzerninternen Duell zwischen Audi und VW mit laufintensivem Pressing im Spielaufbau, beim VfL ging es meist viel zu langsam voran. "Wir haben zig Möglichkeiten gehabt, uns da rauszuspielen, aber das Tempo immer wieder selbst verschleppt", ärgerte sich Hecking, und Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl erklärte "bei allem Respekt" vor den Wolfsburgern: "Ihr Spiel liegt uns weit mehr als das Dortmunder, sie schalten nicht so schnell um." Die erste Heimpartie gegen den BVB hatte der Aufsteiger ja 0:4 verloren.

Draxler war "so gut wie das Spiel", Komplimente klingen anders

In einem chancenarmen Spiel sorgte Draxler für die wenigen Höhepunkte auf Wolfsburger Seite. Er bereitete er die erste Großchance von Dost vor (10.); mit einer schönen Vorlage auf Dost die zweite (47.); die dritte hatte er selbst, scheiterte mit seinem Schuss aus 17 Metern aber an FCI-Torwart Ramazan Özcan. Nach dem Spiel war Draxler selbstredend der erste Wolfsburger, der sich zum Spiel erklärte. Es sei "ein komisches Gefühl" gewesen, in Grün statt in Blau aufzulaufen, "ein bisschen wie bei meinem ersten Bundesligaspiel". Ein 0:0 in Ingolstadt sei zu wenig, aha, und die eigene Leistung? "Im Großen und Ganzen war's in Ordnung, ich war schon ganz gut ins Spiel eingebunden", fand Draxler. Am Dienstag steht bereits das Champions-League-Spiel gegen ZSKA Moskau an, in dem Draxler seine neuen Mitspieler wieder ein Stück besser kennen lernen wird. "Manche von den Jungs kenne ich erst seit zwei, drei Tagen." Er meinte die Kollegen, die sich zuletzt bei ihren Nationalmannschaften befanden.

VfL-Trainer Hecking verbat sich nicht nur Vergleiche mit Vorgänger Kevin De Bruyne, sondern mochte nach dem ersten Auftritt auch keine detaillierten Einzelkritiken für Draxler und Dante erstellen. Die beiden seien "so gut wie das Spiel" gewesen, blaffte er, was man als ziemlich beißenden Spott verstehen konnte, aber nicht so negativ gemeint war. Für die Ingolstädter was das 0:0 "ein gefühlter Sieg", wie Innenverteidiger Benjamin Hübner betonte, der aus Draxlers Anwesenheit eine Zusatzportion Motivation geschöpft hatte: "Man ist umso motivierter, wenn man weiß: Der hat 30 Millionen Ablöse gekostet, und du in deiner ganzen Karriere noch nie einen Cent."

© SZ vom 14.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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