Hertha gewinnt beim FCA:Ein Männersieg

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Ein Platzverweis für Bobadilla sorgt für heftige Debatten in einem harten Kampfspiel. "Das ist eine Niederlage, die uns wehtut", sagt Augsburgs Manager Reuter nach der 0:1-Heimniederlage.

Von Maik Rosner, Augsburg

Pal Dardai konnten die ganzen Debatten um die beiden gelb-roten Karten gegen Raul Bobadilla (45.+2) und Roy Beerens (66.) hinterher beinahe egal sein. Glücklich hatte seine Mannschaft von Hertha BSC durch Salomon Kalous Foulelfmeter (48.) beim FC Augsburg 1:0 (0:0) gewonnen, und die Rauflust, die die Alte Dame dabei gezeigt hatte, ließ den Berliner Trainer über die Schwächephase in der zweiten Halbzeit hinwegsehen.

"Das war ein Männersieg", befand Dardai, trotz der zahlreichen Augsburger Chancen in der Schlussphase. Diese waren auch dem Trainer nicht entgangen, dennoch sei er "stolz" auf den engagierten Auftritt seiner Mannschaft. "Wir hatten Glück. Nicht nur Thomas Kraft hat gut gehalten, sondern auch Pfosten und Latte haben geholfen", sagte er. Trotzdem sei ein "Glückwunsch" für seine Elf angebracht, nach diesem Erfolg gegen "eine sehr gute Mannschaft".

Verdorben hatten die Berliner damit dem FCA den Beginn seiner fünften Bundesligasaison, die von September an zudem die ersten Vereinsauftritte in der Europa League bereithält. Umso wertvoller wäre es für die bisher stets schlecht gestarteten Augsburger, zuvor einige beruhigende Punkte im Alltagsgeschäft zu sammeln. Nun aber empfanden sie sich um den verdienten Lohn gebracht. Weniger von der Hertha, sondern vielmehr von Schiedsrichter Tobias Welz. "Eine schlechte Spielleitung", monierte Trainer Markus Weinzierl scharf und bezog sich dabei auf die Umstände von Bobadillas Hinausstellung.

Der Platzverweis von Augsburgs Raul Bobadilla, hier im Duell mit dem Berliner Fabian Lustenberger (unten), sorgte für Diskussionen. (Foto: imago)

Früh hatte der Augsburger die erste und wohl unberechtigte Verwarnung gesehen, dann erlaubte sich das bullige Kraftpaket aus Paraguay allerdings einen Sprung mit Anlauf und vorgestrecktem Bein in Fabian Lustenberger auf Höhe der Mittellinie. Ein Bodycheck wie von einem Gaucho, der ein entlaufenes Rind einfangen will. Nur der beherzte Schwitzkasten fehlte. Weinzierl führte jedoch an, dass der unbeherrschten Aktion ein Foul vorausgegangen sei. Zudem habe sich Bobadilla mit seinem Sprung vor einer Grätsche des Berliner Kapitäns schützen wollen. Für Dardai sah es dagegen so aus, als sei Lustenberger "abrasiert" worden, und diesen Eindruck konnte man mindestens ebenso gut gewinnen.

Es war ein intensives Kampfspiel gewesen, und zu erkennen war das allein schon an jenem Kopfverband, den Augsburgs Kapitän Paul Verhaegh in der zweiten Halbzeit wegen einer getackerten Platzwunde tragen musste. Weil Welz kurz nach dem Seitenwechsel zudem den berechtigten Strafstoß zum 0:1 gegen den FCA verhängte, nachdem Ragnar Klavan ungeschickt gegen Kalou gegrätscht hatte, lud sich die Stimmung in der Augsburger Arena immer mehr auf. Beinahe jeder Zweikampf wurde fortan von Pfiffen und Protesten begleitet. Welz trug dazu mit einigen falschen bis fragwürdigen Entscheidungen auf beiden Seiten durchaus bei.

Davor hatten die 28.130 Zuschauer eine zwar nicht hochklassige, aber durchaus abwechslungsreiche Partie mit Chancen auf beiden Seiten gesehen. Die besten davon endeten jeweils am Torgestänge. Zunächst durch Kalou, später durch einen Kopfball von Jeong-Ho Hong.

Nach Herthas Führung fiel es den Augsburgern noch schwerer, ihr Angriffsspiel aufzuziehen, zumal mit einem Spieler weniger. Gelegenheiten ergaben sich zunächst nur sporadisch, da die Berliner meist sicher standen und ihren Vorsprung ohne größere Turbulenzen verwalten konnten. Doch weil Beerens ebenfalls ungeschickt und übermotiviert an der Mittellinie gegen Markus Feulner einstieg und frühzeitig vom Feld musste, kamen die Augsburger dem Ausgleich noch einmal nahe. Das galt vor allem für Alexander Essweins direkten Freistoß, den er als Gewaltschuss aus 17 Metern an den Pfosten setzte (75.) sowie für zwei weitere Großchancen durch Esswein und Sascha Mölders in der Nachspielzeit. "Sehr enttäuschend, weil sicher mehr drin war", bilanzierte Augsburgs Sport-Geschäftsführer Stefan Reuter, "das ist eine Niederlage, die uns wehtut." Genauso wie Bobadillas Fehlen am kommenden Wochenende im Spiel bei Eintracht Frankfurt.

© SZ vom 16.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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