Heftige Krawalle in Kaiserslautern:"In dieser Form habe ich das noch nie erlebt"

Lesezeit: 2 min

Anhänger von Kaislerslautern und Karlsruhe gehen aufeinander los. (Foto: dpa)

Jagdszenen auf der Tribüne, verletzte Polizisten und Ordner: Das Zweitligaspiel zwischen Kaiserslautern und Karlsruhe wird vor, während und danach von chaotischen Zuständen begleitet. Klubs und Polizei reagieren fassungslos.

  • Während und am Rande des Zweitligaspiels zwischen Kaiserslautern und dem Karlsruher SC kommt es zu schweren Krawallen. 18 Menschen werden verletzt.
  • Die Polizei nimmt drei Personen fest.
  • Die beiden Klubs ragieren betroffen und wollen alles aufarbeiten.

Die Polizei ist fassunglos

Die schweren Krawalle rund um das Südwestderby in der 2.Fußball-Bundesliga Liga am Samstag zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem Karlsruher SC (2:0) haben die Frage nach der Sicherheit im Fußball neu aufgeworfen. Die verheerende Bilanz der Einsatzleitung bringt auch das Thema Kosten für Polizeieinsätze zurück auf die Tagesordnung. "Die Polizei ist fassungslos über die Gewaltbereitschaft beider Fanlager", sagte Einsatzleiter Franz-Josef Brandt. Insgesamt 18 Verletzte, drei Festnahmen, gezündete Pyrotechnik, massiven Attacken auf die Sicherheitskräfte und Sachschäden listet der Polizeibericht auf.

Die Einsatzkräfte des Polizeipräsidiums Westpfalz, der Bereitschaftspolizei und der Bundespolizei hatten laut des Berichts "alle Hände voll zu tun und mussten immer wieder Auseinandersetzungen mit starkem Personalaufwand unterbinden". Polizeidirektor Brandt kündigte an, dass "alles unternehmen werden" soll, "um die Randalierer zu überführen". Dazu steht den Ermittlern nach Angaben Brandts umfangreiches Bildmaterial zu Verfügung.

Bereits vor dem Anpfiff hatten sechs Polizisten bei der Verhinderung von Auseinandersetzungen durch Böller und Pyrotechnik, die vor allem von FCK-Anhänger eingesetzt wurden, Knalltraumen oder leichte Verletzungen erlitten. Nach Spielschluss trugen bei Schlägereien zwischen zum Teil vermummten KSC-Randalieren und FCK-Rowdys jeweils sechs Ordner und Hooligans Verletzungen davon. Beim Abmarsch zum Bahnhof griffen KSC-Anhänger die Polizei an, die drei Schläger aus Reihen der Badener Krawallmacher festnahm. FCK-Hooligans bewarfen am Bahnhof die Polizei mit Flaschen und beschädigten dabei mehrere Einsatzfahrzeuge.

Das sagen die beiden Klubs

KSC-Trainer Marcus Kauczinski zeigte sich nach dem Abpfiff "schockiert" über die Vorfälle. FCK-Coach Kosta Runjaic gab zu Protokoll, dass so etwas "in einem Stadion nicht passieren darf". Die Freude über den wichtigen Schritt zurück in Richtung Bundesliga war bei Runjaic dahin. In einer Stellungnahme erklärten die Lauterer, dass sie die Krawalle "aufs Schärfste" verurteilen. Der Klub wolle "in enger Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen die Vorfälle intensiv aufarbeiten".

Noch deutlicher wurde KSC-Präsident Ingo Wellenreuther. "Das sind schockierende und nicht hinnehmbare Dinge, die da passiert sind", sagte der Klubchef: "Wir werden alles dafür tun, um diese Vorfälle aufzuklären und diesen Personen habhaft zu werden, die hier normale Fans und Stadionbesucher gefährden und darüber hinaus den Fußball als Bühne für ihre Gewalttaten benutzen." Zu den Vorfällen gehörte auch das, was am Vorabend der Partie zwischen den erbitterten Rivalen vor 39 079 Zuschauern auf dem Betzenberg passiert ist. Karlsruher Delegationsmitglieder um Sportchef Jens Todt und Mannschaftsarzt Marcus Schweizer wurden auf dem Gelände des Teamhotels in der Innenstadt von etwa 20 FCK-Ultras bedroht.

"Ich bin jetzt 15 Jahre dabei, aber etwas in dieser Form habe ich noch nie erlebt", sagte Schweizer der Rheinpfalz. Um die Lage zu deeskalieren, hatten sich die Karlsruher vom Außenbereich des Hotels ins Innere zurückgezogen. Vorfälle wie in der Pfalz oder zuletzt beim Erstliga-Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach führen Pilotprojekte wie in NRW mit weniger Einsatzkräften ad absurdum. Zudem sind sie Wasser auf die Mühlen derjenigen, die von den Klubs eine Beteiligung an den Kosten von Polizeieinsätzen fordern. So dürfte sich der Bremer Senat in seiner Haltung bestätigt fühlen.

© sueddeutsche.de/sid/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: