Gladbach-Sieg gegen Leverkusen:Konter in die Champions League

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Jubel in Gladbach: Die Torschützen Max Kruse, r., und Ibrahima Traoré. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Gladbach auf dem Weg in die Königsklasse: In einem tollen Spiel besiegt die Borussia keineswegs schwache Leverkusener und steht auf Platz zwei.
  • Ihre schnellen Gegenangriffe sind einfach unwiderstehlich.
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Von Milan Pavlovic, Mönchengladbach

Jupp Heynckes, der Meister- und Triple-Trainer, hat am Samstag seinen 70. Geburtstag gefeiert. Und vermutlich den 3:0-Sieg seines Lieblingsklubs Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen. In einem hochklassigen und temporeichen Spiel hat die Borussia ihren Vorsprung auf den direkten Verfolger auf fünf Punkte ausgebaut - zwei Spieltage vor Schluss ein bequemes Polster. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Gladbacher in zwölf Spielen nacheinander gepunktet haben.

Ob nun wegen Heynckes oder weil die Sonne schien, es herrschte eine festive Grundstimmung im Borussia-Park. Das hatten sich die Teams durch herausragende Rückrundenbilanzen verdient: Gladbach mit nur einer Niederlage (0:1 bei Schalke 04), Leverkusen bloß mit zwei (in Bremen und das 4:5 gegen Wolfsburg). Nicht nur der Kampf um den dritten direkten Startplatz für die Champions League versprach Spannung.

Es gab auch Details wie das Aufeinandertreffen im Mittelfeld des Leverkusener Bald-Rentners Simon Rolfes und seines Noch-Gladbacher Nachfolgers Christoph Kramer; die Frage, ob Gladbach seine schwarze Serie gegen den rheinischen Rivalen (26 Jahre ohne Heimsieg) beenden würde; und die generelle Frage, wie sich das auf Konter spezialisierte Spiel der Gladbacher mit dem Pressing der Gäste vertragen würde.

Leverkusen ließ den Ball anfangs gefällig zirkulieren und schloss - hoch stehend bzw. früh attackierend - die Korridore für Gladbacher Angriffe. Nicht, dass das die Gastgeber aus der Fassung gebracht hätte. Die Borussia braucht in dieser Rückrunde nicht viel, um zum Erfolg zu kommen. Im Grunde gefällt es der Herzenself von Jupp Heynckes gut, wenn der Gegner ein bisschen tobt und tut und die Borussia in Windeseile Löcher reißen kann, wo man Sekundenbruchteile vorher nichts Brüchiges erahnen konnte.

Nach zwölf Minuten gab es einen Konter über Max Kruse, Raffael und Patrick Herrmann (13.), den Leverkusens Verteidiger Tin Jedvaj in letzter Instanz unterband. Auch danach spielten die Gladbacher zu oft ungenau, als hätte ihnen ihr Trainer Lucien Favre zu viel Respekt eingeimpft.

Aber davon darf man sich nicht täuschen lassen. Manchmal reicht ein Blinzeln, und man hat einen VfL-Angriff verpasst. Als Fabian Johnson sich in der 20. Minute den Ball im Mittelfeld stibitzte, kam dieser über Raffael schnell zu Kruse. Doch er scheiterte am großartig reagierenden Torwart Bernd Leno (20.)

Es war der Auftakt einer Serie von besseren Chancen. Bayer-Stürmer Stefan Kießling kam nach einer Gladbacher Ecke seinem Keeper zuvor und verlängerte den Ball knapp über die eigene Torlatte (25.). Gleich danach kam Kramer halbrechts zum Schuss (26.), doch sein Aufsetzer strich knapp drüber. Den besten Moment verdankten die Gastgeber einem Ausrutscher des Außenverteidigers Wendell (31.). Herrmann konnte blank vor dem gegnerischen Torwart Maß nehmen, doch Leno behielt gleich zweimal hintereinander die Oberhand.

Leverkusen wirkte weiter gefällig, aber nur selten gefährlich. Torwart Yann Sommer musste erst nach 33 Minuten eingreifen. Besser gesagt: Er griff gegen Kießling daneben, bei dem der Leverkusener den Ball per Kopf ins Tor verlängerte - allerdings aus Abseits-Position. Drei Minuten später lenkte der Schweizer Keeper den Ball nach einem Flachschuss von Heung-Min Son soeben um den Pfosten.

Zum Ende einer bewegten ersten Halbzeit stand der Schiedsrichter im Mittelpunkt. Herrmann (39.) wurde von Lars Bender kurz hinter der Strafraumlinie am rechten Fuß berührt, doch Schiedsrichter Peter Gagelmann schüttelte kurz entschieden den Kopf und machte sich auch sonst nicht verdächtig, die Heimmannschaft zu bevorteilen.

Bayer kam entschlossen, aber etwas schläfrig aus der Kabine. Die Quittung folgte prompt. Granit Xhaka überrumpelte die Gäste in der 50. Minute mit einem schnell ausgetragenen Freistoßhieb aus der eigenen Hälfte genau in den Lauf des verwaisten Herrmann. Der sprintete einige Meter und legte präzise quer zum mitgeeilten Kruse, der aus sechs Metern über Leno hinweg zum 1:0 traf.

Der Stürmer erzielte damit zum dritten Mal in Serie das Führungstor der Borussia - so viel zu der Spekulation, Kruse könnte zurückstecken, um seinen wahrscheinlichen neuen Klub (den Konkurrenten Wolfsburg) nicht in Bedrängnis zu bringen.

Nach demselben Muster wie beim 1:0 (langer Ball auf Sprinter Herrmann, präziser Querpass im Strafraum) kam in der 58. Minute Raffael zum Abschluss, doch der Brasilianer traf den Ball nicht genau genug. Die Leverkusener mühten sich nach Kräften, aber es fiel doch auf, dass ihnen die Inspiration des gelbgesperrten Tempodribblers Karim Bellarabi fehlte.

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Oft tauchten die Gäste geballt vor dem gegnerischen Strafraum auf, in dem elf Gladbacher alle Wege versperrten. Kein Wunder, dass die Gladbacher in der Rückrunde erst sieben Tore zugelassen haben. Nur Stefan Reinartz kam noch einmal für Leverkusen aussichtsreich an den Ball (78.).

Die Gladbacher verbockten etliche Konteransätze, waren aber trotzdem effektiver. Die Entscheidung fiel nach 81 Minuten: Nach einer dubiosen Freistoß-Variante wehrte Leno einen nicht übermäßig gefährlich wirkenden Schuss des Bald-Leverkuseners Kramer nicht entschieden genug ab, Patrick Herrmann verwertete den Rebound. Und als i-Tüpfelchen setzte der eingewechselte Ibrahima Traoré einen Schlenzer zum 3:0 ins linke Toreck (88.).

So kam die Alptraumserie der Gladbacher gegen Leverkusen nach 26 Jahren und drei Monaten zu ihrem Ende. Borussias Trainer damals hieß übrigens nicht Jupp Heynckes, das wäre zu hübsch gewesen. Sondern Wolf Werner.

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