Fußballklubs entscheiden über DFL-Papier:Hunderte Fans protestieren gegen Sicherheitskonzept

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Mehrere hundert Fußballfans von verschiedenen Klubs protestieren vor der DFL-Mitgliederversammlung. (Foto: dapd)

In einem Frankfurter Hotel urteilen die 36 Fußballvereine aus erster und zweiter Liga über das umstrittene Sicherheitskonzept, draußen versammeln sich etwa 600 Anhänger verschiedener Klubs. Vereinsvertreter signalisieren, einige der 16 Anträge abzulehnen, Bayern-Boss Rummenigge hingegen warnt vor einem Nein.

Mehrere hundert Fußballfans versammeln sich vor dem Sheraton Congress Hotel in Frankfurt-Niederrad, in dem die 36 Profiklubs über das umstrittene Sicherheitskonzept abstimmen. Zudem ist die Polizei mit einem größeren Aufgebot präsent. Ihren Angaben zufolge sind etwa 600 Fans aus dem gesamten Bundesgebiet angereist. In dem Hotel hatte zuvor die nichtöffentliche DFL-Mitgliederversammlung unter der Leitung von Ligapräsident Reinhard Rauball begonnen.

Das Hotel ist abgesperrt für die Fans, unter denen auch viele Anhänger von Dynamo Dresden sind. Der Zweitligist war am Montag für die Saison 2013/2014 aus dem DFB-Pokal ausgeschlossen worden. Für 14.30 Uhr ist eine Pressekonferenz angekündigt.

Um 11.34 Uhr hatte die DFL-Mitgliederversammlung begonnen - und damit die Diskussion über das Sicherheitskonzept "Stadionerlebnis". Vertreter der 36 Vereine aus Bundesliga und 2. Liga stimmen über die 16 Anträge des 37-Seiten-Papiers ab.

Schon in den frühen Morgenstunden waren die ersten Vereinsvertreter am Hotel angekommen. Sie stehen dort vor einer schwierigen Entscheidung, denn die DFL sah sich in den vergangenen Monaten großem Druck vonseiten der Innenminister der Länder und des Bundesinnenministers Hans-Peter Friedrich (CSU) auf der einen Seite und der Fans auf der anderen ausgesetzt. Das Konzept würde zur Saison 2013/14 umgesetzt werden.

"Wir haben das lange genug vorbereitet. Die Dinge, die da drinstehen, sind Selbstverständlichkeiten des Fußballs. Wir werden uns sicherlich dafür entscheiden", hatte DFL-Vorstandsmitglied Heribert Bruchhagen vor der Sitzung gesagt. Als Ligaverbands-Präsident Reinhard Rauball am Hotel eintraf, blockierten Fans zunächst die Durchfahrt.

In der zur Grundsatzfrage über die deutsche Fan-Kultur hochstilisierten Debatte haben verschiedene Fanorganisationen in den vergangenen Wochen mit einem Stimmungsboykott gegen das Konzept demonstriert. Die Innenminister hingegen drohen mit einem Eingreifen, sollte die Liga nicht zu einem Konsens kommen.

Wichtigste Streitpunkte des Konzeptes, das in seiner ersten Fassung Ende Oktober deutlich abgelehnt wurde, sind Verbesserungen der Einlasskontrollen (Antrag acht) sowie die Festlegung der Risikospiele und Ticketkontingente in den Anträgen 11 und 14. Die Fans fürchten Repressalien wie Ganzkörperkontrollen oder die willkürliche Einordnung einer Begegnung als Risikospiel. Auch die Finanzierung einzelner Maßnahmen sei kritisch.

Dennoch hatten bereits vor der Versammlung in Frankfurt Fanvertreter angekündigt, in jedem Fall den Dialog weiterzuführen. Denn der Druck in den vergangenen Wochen hatte zum einen dazu geführt, dass viele Forderungen der Fans bereits in das Konzept eingeflossen waren. Außerdem ließen sich an vielen Standorten überhaupt zum ersten Mal die Vereinsvertreter auf einen "Dialog auf Augenhöhe" ein, wie sich das die Fanvertreter seit Jahren erhoffen.

"Die Protestbewegung sieht schon auch, dass der Fußball von zwei Seiten ziemlich unter Druck ist, aber die Bereitschaft, die Fans einzubeziehen, sich spürbar verbessert hat. Wir glauben, dass die meisten Vereine verstanden haben, dass es nur auf diesem Weg geht", hatte Michael Gabriel, Leiter der Koordinatiosstelle Fanprojekte, vor der Entscheidung erklärt. Auch der designierte DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig betonte im ZDF- Morgenmagazin. Es gebe "viele positive Aspekte im Konzept", über andere müsse man diskutieren.

Einige Vereine hatten dennoch ihre Ablehnung signalisiert. Am Dienstagabend entschied die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln mit 53,94 Prozent, das Konzept zurückzuweisen, auch der FC St. Pauli wollte negativ votieren. Einige Klubs plädierten für eine Verschiebung.

Dagegen warnte der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, in der Bild-Zeitung vor einer Ablehnung: "Das kann dazu führen, dass wir dann eben keine Stehplätze mehr in der Zukunft haben. Dass wir Personen-Kontrollen haben. Dass wir personifizierte Eintrittskarten haben. Was von der Politik diskutiert wird, wäre sehr streng und ganz speziell für den Fußball-Fan, aber auch für die Vereine, nicht sehr gut."

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