Fußball:Wuchtiges Signal des FC Bayern

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Warten auf den weißen Rauch: Bleibt er oder geht er? (Foto: dpa)

Trainer Pep Guardiola schweigt, dafür verlängern die Münchner mit vier Stammspielern. Unsicherheit beim FC Bayern? Auf keinen Fall!

Von Thomas Hummel

Die Choreografie des FC Bayern war beeindruckend. Um 12 Uhr war eine Pressekonferenz mit Pep Guardiola angesetzt. Da seit einigen Tagen aus allen Kanälen berichtet wird, sein Abschied aus München im Sommer sei beschlossene Sache, wartete Fußball-Deutschland auf seine Worte. Würde er nun alles bestätigen? Würde der FC Bayern an diesem Freitag einen schweren Verlust moderieren müssen?

Doch immer dann, wenn der Klub Gefahr läuft, in eine Negativschleife zu geraten, kommt eine ungeheure Entschlossenheit zu Tage, eine Entschlossenheit, dies nicht zuzulassen. Das war schon früher unter Uli Hoeneß so und setzt sich nun fort unter dem Sportvorstand Matthias Sammer und seinem Boss Karl-Heinz Rummenigge.

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Die Kameras standen im Presseraum des FC Bayern bereit, doch Guardiola verspätete sich. Und verspätete sich. Um mehr als eine halbe Stunde schon. Als der Klub um 12.35 Uhr im Internet ein dortiges Geraune bestätigte: Vier Profis haben ihre Verträge verlängert: Thomas Müller, Jérôme Boateng, Javi Martínez und Xabi Alonso. Der 34-jährige Alonso wird das Mittelfeld ein weiteres Jahr dirigieren, die anderen drei haben sich praktisch auf Fußballer-Lebenszeit an den Klub gebunden: bis 2021.

Wuchtiger hätte das Signal nicht ausfallen können: Es geht weiter beim FC Bayern, ob nun mit oder ohne Pep Guardiola.

Der Spanier kam dann noch. Es war schon 12.45 Uhr vorbei, da betrat er den Saal. Er lobte die Mannschaft für ihre starke Hinrunde: "Wahnsinn!" Sie spiele so gut wie nie unter ihm. Doch die Antwort, auf die alle warteten, gab er nicht. Bleibt er? Oder geht er?

"Kalle weiß alles", erklärte Guardiola und wies darauf hin, dass es eine öffentliche Aussage nicht vor dem letzten Bundesliga-Spiel am Samstag in Hannover geben werde. Noch immer heißt es aus dem Verein, die Erklärung erfolge am Montag. Dem unnahbaren Guardiola wäre das sehr lieb, weil er bereits am Sonntag zu seinen Eltern nach Katalonien fliegt für den Weihnachtsurlaub und er dann nicht mehr nach seinen Gründen befragt werden kann. Am Sonntagabend sitzt Matthias Sammer beim Bezahlsender und Bundesliga-Partner Sky - wer weiß? Es ist wie das Warten auf den weißen Rauch bei der Papst-Wahl. Dabei scheint inzwischen eh schon jeder die Antwort zu kennen.

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Am Freitagmorgen berichtete die spanische Zeitung El País davon, dass sich der Trainer für einen Weggang entschieden habe. "Aus verschiedenen Gründen" habe eine Person aus dem nahen Umfeld Guardiolas der Zeitung erzählt. In München halten die Eingeweihten Kalle und Co. weiterhin dicht, während die nicht Eingeweihten allesamt davon ausgehen, dass im Sommer tatsächlich Schluss ist mit der Pep-Show in München. Sollten am Montag Guardiola und der FC Bayern eine Vertragsverlängerung verkünden, käme dies inzwischen einer großen Überraschung gleich.

Auch auf den Nachfolger haben sich die Beobachter und Flüsterer um den Verein herum bereits geeinigt: Carlo Ancelotti. Angeblich soll der Klub mit dem Italiener so gut wie einig sein. Guardiola wurde am Freitag sogar auf seinen Kollegen angesprochen, er blieb cool. "Er ist ein super Trainer", sagte er. Was soll er auch anderes sagen? 2014 hatte ihn Ancelotti mit Real Madrid in München mit 4:0 demontiert wie nie jemand zuvor. Ancelotti möchte nach dem AC Mailand (2003 und 2007) und Real Madrid (2014) noch einen Verein zum Champions-League-Sieg führen. Und wo gibt es derzeit so gute Bedingungen dafür wie beim FC Bayern? Dieser Freitag bestätigte das.

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Denn er wurde eben nicht zum Tag, der Verunsicherung schürt. Sondern zu einem Tag, an dem der FC Bayern seine nähere sportliche Zukunft sicherstellte. Hatte nicht Boss Rummenigge gesagt, dass es angesichts des neuen TV-Vertrags in England schwierig werde, die Topspieler zu halten? "Unsere Spieler erhalten schon jetzt dramatische Angebote", hatte er während der Jahreshauptversammlung den Mitgliedern zugerufen. Doch noch haben die Münchner genug Geld, um dagegenzuhalten. Vor allem Boateng und Müller sollen ihr Gehalt ordentlich aufgebessert haben, sie dürften nun zu den bestverdienenden Fußballern der Welt gehören.

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