Fußball: 1860 München:Unterschrift in Signalblau

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Kapitän Daniel Bierofka verlängert seinen Vertrag bei 1860 München bis 2013 zu deutlich verringerten Bezügen. Weitere Spieler sollen seinem Beispiel folgen.

Markus Schäflein

Einen besseren Zeitpunkt hätten sich die Protagonisten nicht aussuchen können: Kurz vor dem Beginn der Rückrunde hat der Fußball-Zweitligist 1860 München eine Nachricht verbreitet, die vielen Anhängern gefallen dürfte. Am Mittwoch verkündete der Klub feierlich, dass Mittelfeldspieler und Kapitän Daniel Bierofka seinen Vertrag bis 30. Juni 2013 verlängert hat - und dabei einer drastischen Gehaltsreduzierung zustimmte, die mit sofortiger Wirkung in Kraft trat.

Wäre diese Farbe bei den Löwen nicht so verpönt, müsste man von einer Unterschrift in signalrot sprechen. "Daniel ist ein Vorbild", sagte Geschäftsführer Robert Schäfer, "er hat mit seiner Vertragsverlängerung einen substantiellen Beitrag für die Sanierung geleistet und damit große Solidarität gezeigt." Bierofka, der von 2000 bis 2002 und - nach Stationen in Leverkusen und Stuttgart - seit 2007 wieder für die Löwen spielte, erklärte, er wolle "damit auch mein Vertrauen in die Geschäftsführung und in das Sanierungskonzept zum Ausdruck bringen".

Ein Modell für Kiraly

Schäfer nannte den neuen Vertrag "für beide Seiten fair", und der Deal ist tatsächlich nicht so ungewöhnlich: Bierofka wird Anfang Februar 32 Jahre alt, seine Verletzungsgeschichte ist lange; da ist es bei einem Engagement über zweieinhalb Jahre im Fußball durchaus normal, dass die monatlichen Bezüge sinken. Dazu kommt, dass Bierofka wie sein Vater Willi dem TSV 1860 emotional treu verbunden ist.

Eine ähnliche Vertragskonstruktion ist bei dem mittlerweile 34 Jahre alten Torhüter Gabor Kiraly denkbar; er ist offenbar bereit, für eine längerfristige Anstellung in München deutlich verschlechterte Konditionen zu akzeptieren.

Kürzlich ließ er sogar eine Klausel aus seinem Vertrag streichen, wonach sich sein Kontrakt ab 25 Einsätzen in dieser Saison zu gleichen Bezügen verlängert hätte. Der Ungar wusste wohl, dass er sich sonst selbst um seine Position in der Stammelf gebracht hätte.

Bei Torjäger Benjamin Lauth stellten sich die Verantwortlichen den Vertrag für die Zukunft dem Vernehmen nach ähnlich vor - sofortige Verlängerung gegen sofort deutlich sinkendes Gehalt. Doch Lauth - 29 Jahre, acht Tore in 17 Saisonspielen - reagierte auf die kreative Idee naturgemäß weniger begeistert. Er bleibt auf jeden Fall bis zum Saisonende, zu den alten Konditionen; er kündigte aber an, auch für die kommende Spielzeit gerne bei den Löwen bleiben zu wollen, "wenn alles passt".

Wen 1860 in dieser Transferperiode noch von der Gehaltsliste streichen wird, ist weiter offen. Der von den Löwen erhoffte Weggang des Innenverteidigers Mate Ghvinianidze Richtung Russland hat sich mittlerweile zerschlagen; der Georgier hat sich dazu entschlossen, in München bleiben zu wollen, wenngleich er keinen Stammplatz in der Mannschaft von Trainer Reiner Maurer mehr besitzt.

Unterdessen hoffen die Löwen weiter, dass sich der amerikanische Angreifer Kenny Cooper in die Major League Soccer (MLS) zurück transferieren lässt; sie schulden der MLS noch einen guten Teil der Ablöse. Unabhängig von ausstehenden Transfers werden die Löwen die erste Hürde der Sanierung - die Nachlizenzierung bei der Deutschen Fußball-Liga - offenbar überspringen. Offiziell wollte der Klub dies am Mittwoch aber noch nicht bestätigen.

© SZ vom 13.01.11 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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