Fußball-EM:Del Bosque hört als Coach der Selección auf

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Spanien braucht einen neuen Nationaltrainer. Belgien verliert vor dem Viertelfinale einen wichtigen Mann. Ein Ungar leitet das EM-Viertelfinale der DFB-Elf gegen Italien.

Vicente Del Bosque: Spanischen Medienberichten zufolge hat Nationaltrainer Vicente Del Bosque nach dem Achtelfinal-Aus des Titelverteidigers bei der EM intern bereits seinen Abschied bekanntgegeben. Die Madrider Sportblätter Marca und As berichteten am Donnerstag in ihren Online-Ausgaben übereinstimmend, Del Bosque habe am Dienstag mit Spaniens Verbandspräsident Angel Maria Villar Llona gesprochen und ihm den Schritt mitgeteilt. Nach dem 0:2 gegen Italien am Montag hatte er erklärt, er wolle mit dem Präsidenten besprechen, ob er weitermache oder nicht.

Die Entscheidung, nach der Europameisterschaft aufzuhören, soll der Coach aber bereits im vergangenen Dezember getroffen haben, hieß es nun. Del Bosque habe Villar lediglich erklärt, dass sich daran nichts geändert habe. Der Vertrag des 65-Jährigen endet am 31. Juli, öffentlich gemacht werden solle sein Abschied erst am 15. Juli. Unter dem einstigen Trainer von Real Madrid hatte die Auswahl in den vergangenen Jahren große Erfolge gefeiert. 2010 führte er Spanien zum ersten Weltmeistertitel, 2012 wurde die Mannschaft unter Del Bosque Europameister.

Belgische Mannschaft: Ohne Abwehrspieler Jan Vertonghen, aber mit Mittelfeldstar Eden Hazard will Belgien ins EM-Viertelfinale gegen Wales gehen. Vertonghen war am Donnerstag beim Abschlusstraining umgeknickt und fällt nach Angaben von Trainer Marc Wilmots wegen eines doppelten Bänderrisses sechs bis acht Wochen aus. Chelsea-Profi Hazard hat seine Oberschenkelzerrung auskuriert und stieg nach drei Tagen Pause wieder ins Mannschaftstraining ein. "Ich fühle mich gut, habe heute Morgen mittrainiert und keine Schmerzen. Und wir haben ja noch über 24 Stunden bis zum Spiel", sagte Hazard vor der Partie an diesem Freitag (21.00 Uhr/ZDF) in Lille.

Vertonghen hatte sich ausgerechnet in der letzten Minute der Übungseinheit verletzt. "Ich hatte gerade die Pfeife im Mund, um das Training zu beenden", sagte Wilmots. "Er wollte den Ball kontrollieren und ist umgeknickt. Diese Bewegung hatte er zuvor 10 000 Mal gemacht, und es nichts passiert. Das ist jetzt tragisch." Für den Profi von Tottenham Hotspur soll Jordan Lukaku vom KV Ostende auflaufen. "Jordan Lukaku wartet auf seine Chance, er hat sehr hart dafür gearbeitet", sagte Wilmots. Verteidiger Thomas Vermaelen fehlt zudem gelbgesperrt.

Deutsche Nationalmannschaft: Der Ungar Viktor Kassai pfeift das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien. Die DFB-Auswahl hat keine guten Erinnerungen an den Routinier. Paris (SID) Als die Kunde vom Schiedsrichter am Donnerstagvormittag im Lager der deutschen Fußballer ankam, wurden böse Erinnerungen wach. Dass ausgerechnet Viktor Kassai am Samstag (21.00 Uhr/ARD) in Bordeaux das EM-Viertelfinale des Weltmeisters gegen Italien leitet, haben Manuel Neuer und Kollegen sicher nicht mit allzu großer Freude vernommen. Schließlich pfiff der Ungar bisher nur ein Endrunden-Spiel der deutschen Auswahl - am Ende stand ein 0:1 im WM-Halbfinale 2010 gegen den späteren Titelträger Spanien.

Vom aktuellen EM-Kader standen gleich acht Spieler an jenem 7. Juli vor sechs Jahren im Moses-Mabhida-Stadion in Durban auf dem Platz. Neben Neuer schlichen Jérôme Boateng, Sami Khedira, Bastian Schweinsteiger, Mesut Özuil sowie die eingewechselten Lukas Podolski, Toni Kroos und Mario Gomez nach dem Abpfiff Kassais mit hängenden Köpfen in die Kabine. Der enttäuschte Bundestrainer hieß auch damals schon Joachim Löw.

Wer die Sache mit dem schlechten Omen auf die Spitze treiben möchte, findet sogar noch zwei weitere Indizien, die den Reisekaufmann als schlechte Wahl der Europäischem Fußball-Union (Uefa) identifizieren: Kassai leitete in Frankreich bereits ein Spiel der Italiener - das 1:0 in der Vorrunde gegen Schweden. Und beim WM-Triumph der Deutschen vor zwei Jahren fehlte Kassai - er war vom Weltverband FIFA nicht nominiert worden.

Französische Mannschaft: Angreifer Kingsley Coman vom deutschen Rekordmeister Bayern München hat am Mittwoch wieder das Training bei der französischen Fußball-Nationalmannschaft in Clairefontaine aufgenommen. Der 20-Jährige hatte sich im EM-Achtelfinale am Sonntag gegen Irland (2:1) eine leichte Verletzung am Knöchel zugezogen. Außenverteidiger Patrice Evra musste das Training dagegen wegen einer Verletzung an der linken Hand vorzeitig abbrechen. Comans Einsatz im Viertelfinale am Sonntag (21 Uhr) in St. Denis gegen Island ist derweil nicht gefährdet. Der Bundesliga-Profi war gegen Irland in der Nachspielzeit ausgewechselt worden.

Stadt Paris: Die irischen und nordirischen Fans werden mit der Verdienstmedaille der Stadt Paris für "ihr Auftreten, ihr Fairplay, ihre Begeisterung und ihre gute Stimmung" bei der Fußball-EM in Frankreich ausgezeichnet. Das kündigte Bürgermeisterin Anne Hidalgo am Mittwoch an. Sie habe bereits den Präsidenten der Republik Irland, Michael D. Higgins, und die nordirische Ministerpräsidentin Arlene Foster über die Verdienstmedaille informiert. Die Fans seien in ihrem "Sportsgeist vorbildlich" gewesen. Sie erinnerte unter anderem an die gute Stimmung, die die Iren trotz des Ausscheidens im Achtelfinale gegen die Franzosen (2:1) verbreitet hatten. Die immer gutgelaunten und feierfreudigen Iren und Nordiren hatten in den letzten Wochen immer wieder mit Videos von Fangesängen und lustigen Aktionen auf sich aufmerksam gemacht. So sangen die Iren beispielsweise einem Baby in der Metro ein Schlaflied oder den Polizisten "Stand up for the French Police". Die Nordiren sorgten mit "Will Grigg's on fire" für den Ohrwurm der EM. Auch die Nordiren sind inzwischen aus dem Turnier ausgeschieden. Der Termin der offiziellen Medaillen-Übergabe werde demnächst bekannt gegeben, kündigte Hidalgo an. Zu den bisherigen Würdenträgern gehört unter anderem der neunmalige French-Open-Sieger Rafael Nadal aus Spanien.

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