Fußball:Dortmunds goldene Junioren

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Moment der Entscheidung: Dzenis Burnic (Mitte) und die Dortmunder Kollegen feiern die U19-Meisterschaft. Die Bayern sind enttäuscht. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Borussia Dortmund besiegt im A-Junioren-Finale den FC Bayern München im Elfmeterschießen.
  • Die junge Generation der Dortmunder gilt schon lange als eine "goldene", von deren Spielern viel erwartet wird.

Von Thomas Hummel

Dzenis Burnic ist am Montagabend erst 19 Jahre alt geworden, die Floskeln des Profi-Männerfußballs beherrscht er allerdings schon gut. Ein Interview nach der Siegerehrung zum Deutschen Meister der A-Junioren begann der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund mit: "Ich möchte ein Riesen-Kompliment an die Mannschaft geben", und schloss: "Jetzt haben wir uns belohnt mit so einem Titel, das ist einfach nur überragend."

Wenn er irgendwann mal Deutscher Meister bei den Männern wird, Europameister vielleicht oder gar Weltmeister, dann dürfte das nicht anders klingen. Es sei denn, der Fußball-Interview-Slang verändert sich dramatisch in den kommenden Jahren. Dabei ist es ja durchaus sympathisch, wenn der Kapitän vor dem Mikrofon der Westfälischen Allgemeinen erst mal die Gruppe lobt, die trotz "vielen Tiefen durch Verletzungen" immer zurückgekommen und "oben geblieben" sei. Wenn er sagt, das Erfolgsgeheimnis sei "der Teamgeist, es ist wie eine Familie". Dabei hätte sich Dzenis Burnic auch ein wenig selbst loben dürfen.

Mit dem 8:7 nach Elfmeterschießen gegen den FC Bayern wurde Burnic aus Hamm in Westfalen zum vierten Mal in Serie Deutscher Meister. Zweimal mit den B-Junioren der Borussia, zweimal mit den A-Junioren. Auch Felix Passlack schaffte das Quadruple, dazu Jan Binias (diesmal nicht im Kader) sowie Patrick Fritsch und Sahin Kösecik, die seit längerem verletzt sind und im Finale fehlten. Was sie vermutlich sehr bedauerten, denn noch nie durften A-Jugendliche vor so vielen Zuschauern spielen: 33 450 Menschen versammelten sich im Dortmunder Stadion, es gab richtige Fankurven. Wie bei den Großen eben.

München hinkt seit Jahren im Jugendbereich der Spitze hinterher

Diese Generation Dortmunder Jugendspieler trägt schon seit geraumer Zeit den Beinamen "goldene". Dass es gegen den FC Bayern so eng werden würde im Endspiel, damit hatten die meisten Experten ja gar nicht gerechnet. Der Münchner Großklub hinkt im Jugendbereich der nationalen Spitze seit geraumer Zeit hinterher, hat seit David Alaba 2011 keinen Spieler aus der eigenen Jugend mehr in der ersten Profimannschaft etablieren können. Umso erstaunlicher war die zähe Gegenwehr der Gäste, wenngleich einige Male Torwart Ron Thorben Hoffmann retten musste. Wille und Lust auf Widerstand erkannte auch Präsident Uli Hoeneß an, der auf der Tribüne saß: "Ich habe den Jungs gesagt, dass sie sich nicht grämen müssen und ein großes Spiel gemacht haben. Die Mannschaft hat den FC Bayern großartig vertreten und ich habe sie zum Essen eingeladen." Wer Hoeneß kennt, der darf vermuten, dass Würschtl gegrillt werden.

Ob aus der Münchner Mannschaft jemand den Sprung in den Kader des Bundesliga-Herrschers schafft, ist dennoch zweifelhaft. Timothy Tillman hat im Mittelfeld seine Klasse angedeutet, ihn hatten die Bayern unter recht großem Getöse für 500 000 Euro von der SpVgg Greuther Fürth geholt, mitsamt Bruder und Mutter. Doch ausgerechnet Tillmann verschoss den 17. und entscheidenden Elfmeter in Dortmund.

Dagegen drängen aus dem Nachwuchsleistungszentrum in Dortmund die Hochtalentierten im halben Dutzend nach oben. Es war aus den Jahrgängen 1998/99 längst nicht die beste Elf, die der BVB am Montag auf den Rasen schickte. Christian Pulisic ist längst eine etablierte Größe bei den Profis und bereitet sich auf das DFB-Pokal-Finale vor. Jacob Bruun-Larsen hat auch schon oben gespielt, ist aber wie Fritsch und Kösecik verletzt. Der Belgier Orel Mangala hatte im Halbfinale gegen Wolfsburg Gelb-Rot gesehen. Trotzdem stellten die Dortmunder vor allem nach der Pause die bessere Mannschaft, vergaben allerdings beste Chancen auf einen Treffer.

Dazu hatte die Mannschaft ja auch ihren Trainer verloren während der Saison, Hannes Wolf führte stattdessen die Profis des VfB Stuttgart zurück in die erste Liga. Sein Nachfolger Benjamin Hoffmann lobte nun die "Willensstärke dieser Jungs, die sich durch nichts unterkriegen lassen". Als Belohnung gab der Klub eine dreitägige Feier-Reise nach Mallorca aus, bevor schon am Freitag das Halbfinale des Westfalenpokals gegen Schalke 04 wartet.

Trost für die Bayern

Selbst aus einer goldenen Generation können anschließend aber nicht alle im Kader der ersten Dortmunder Mannschaft landen. Die ist zwar nicht ganz so ausgestattet wie die Münchner, viele Planstellen sind dennoch besetzt. Pulisic, Passlack, Bruun Larsen und Burnic haben Profiverträge beim BVB unterschrieben, Torwart Eike Bansen sowie die Spieler Fritsch, Amos Pieper, Alexander Laukart und Etienne Amenyido sollen für die U23 in der Regionalliga spielen. Vermutlich auch Janni Serra, von dem schon viele gehofft hatten, dass er sogar das Mittelstürmer-Problem beim DFB lösen kann. Bis er sich vor neun Monaten das Kreuzband im Knie gerissen hatte und erst Ende April in die U19 des BVB zurückkehrte.

Diese Leidensgeschichte hatte Serra wohl im Kopf, als er nach dem entscheidenden Elfmeter seines Kollegen Pieper nicht mit den Mitspielern wild jubelnd zu den Fans lief. Sondern direkt an der Mittellinie links abbog, um die entsetzten Spieler des FC Bayern zu trösten. Selbst 19-Jährige haben manchmal ein Gespür für die richtige Geste.

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