Fußball-Champions-League:Erst van Buyten bricht den Bann

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Beim 3:0 gegen Maccabi Haifa hat der FC Bayern mehr Mühe als erwartet, lässt erstaunlich viele Chancen zu und entscheidet die Partie erst spät für sich.

Ein Bild kann mehr Kraft haben als tausend Worte, und so erübrigten sich wochenlange Analysen zum Betriebsklima des FC Bayern zuletzt mit einer einzigen, pfundigen Szene: Franck Ribéry mit Karacho in die Arme von Louis van Gaal gehüpft - dieses Jubelbild aus Dortmund blieb in den Köpfen hängen. Vom "lustigen General" und seinen "Lachfalten" war danach prompt zu lesen, von den warmen und humorvollen Facetten des vorher kühl und streng empfundenen Bayern-Trainers.

Puren Spaßfußball, wie am Samstag, konnte van Gaal zum Auftakt der Champions League zwar nicht bewundern, mit 3:0 (0:0) Toren jedoch erfüllte der FC Bayern letzlich standesgemäß die Pflichtaufgabe beim Außenseiter der Gruppe A, Maccabi Haifa. Nach ereignisarmer erster Halbzeit löste Daniel van Buyten in der 64. Minute mit dem Führungstor den Knoten, die weiteren Treffer (85./88.) erzielte kurz vor Schluss die Münchner Entdeckung der ersten Saisonwochen, Thomas Müller.

Gegen die eifrigen Israelis war in Tel Aviv, vor 38.000 Zuschauern im Nationalstadion Ramat Gan, allerdings auch eine starke Leistung von Bayern-Torwart Jörg Butt nötig, der einige Maccabi-Chancen vereitelte. "Es war ein Arbeitssieg, wir haben den Gegner heute müde gespielt", sagte Torschütze van Buyten. Der andere, Müller, strahlte: "Wir sind natürlich zufrieden. Es war nicht einfach bei diesem Publikum. Wir haben gut gespielt, aber das Tor wollte lange nicht fallen."

Hotelzimmer mit Aussicht aufs Mittelmeer, warmes Klima, der Gegner kein ausgewiesenes Schwergewicht - bei solch einer angenehmen Gemengelage können schnell mal ein paar Prozente Einsatzbereitschaft auf der Strecke bleiben. Doch man hatte den Bayern intensiv eingeschärft, dass laissez-faire gegen Haifa gefährlich wäre, eine junge, technisch starke, gerne unverfroren stürmende Truppe - mit einem begeisterungsfähigen Anhang, erstmals in der Klubgeschichte war ein Maccabi-Spiel bereits schon vor dem Veranstaltungstag ausverkauft.

Die Gäste aus München ließen es nach 2658 Flugkilometern am Willen zunächst nicht mangeln, es dauerte jedoch 26 Minuten, ehe ihre erneut umformierte Offensive zur ersten Chance von Relevanz kam: Ivica Olic, statt Gomez der Vorderste im exquisiten Angriff, zielte nach halbhoher Flanke von Rechtsverteidiger Philipp Lahm knapp drüber.

Darüber hinaus geschah selten Zündendes, trotz des Flügeldoppels Robben/Ribéry, das Tempo ließ sogar eher nach. Und je näher die Pause rückte, desto indiskreter deuteten die Israelis ihre Fähigkeit zu flotten Passfolgen an. Eyal Golasa, zarte 17 Jahre jung, erschreckte die Bayern zum ersten Mal, mit einem gefährlichen Distanzschuss. Auch er setzte den Versuch ein wenig zu hoch an (45.), dann war Halbzeit. Zurück kam dasselbe Personal, van Gaal hatte die Stimme nicht wieder so laut erhoben wie zuletzt bei seiner fruchtenden Pausenansprache in Dortmund: "Der Trainer war zufrieden", berichtete Daniel van Buyten

Ein lohnender Wechsel

Besser begannen die Bayern keineswegs, das verschaffte Haifas Mittelfeldmann Yaniv Katan zwei gute Möglichkeiten in kurzer Folge: nach einem Schnitzer von Lahm aus 20 Metern (51.) und nach einem Haken um Bayern-Verteidiger Daniel van Buyten herum aus kürzerer Distanz (53.) - beide Male parierte Torwart Jörg Butt die zu unplatzierten Versuche problemlos. Gegenüber meldete Arjen Robben den gereizten Favoriten zurück, mit einem scharfen Freistoß durch die poröse Maccabi-Mauer, Torwart Davidovitch wehrte prima ab (57.). Und dann führten die Bayern plötzlich (64.) - durch keinen der vielen Qualitätsangreifer, sondern ihren Abwehrchef, der öfters mal vorne als Bannbrecher aushilft: Daniel van Buyten stand nach einer Flanke von Timoschtschuk und kurzem Gestocher im Strafraum am richtigen Fleck, trocken schloss der bullige Belgier ab.

Als Letzter vor van Buyten am Ball war Mario Gomez, der erst Sekunden zuvor aufs Feld geschickt worden war - ein lohnender Wechsel also. Hinaus ging Ribery, van Gaals neuer bester Freund war ohne Akzente geblieben. Olic hätte mit einem Kopfballaufsetzer den Stecker aus dem Spiel ziehen können, Golasa kratzte für seinen geschlagenen Torwart den Ball von der Linie (70.). So blieb es für die Münchner unangenehm spannend. Als sie ihren Gegnern in Grün zum wiederholten Mal in Strafraumnähe zu viel Bewegungsfreiheit gewährten, musste erneut Butt intervenieren - und diesmal war ein herausragender Reflex nötig, der eingewechselte Otman hatte abgezogen (76.).

Erst in der Schlussphase war der Fall erledigt, wie in Dortmund sammelte Senkrechtstarter Thomas Müller als Doppeltorschütze weitere Bonuspunkte. Vor dem 2:0 (85.) machte sich auch van Gaals zweiter Wechsel bezahlt, der für Robben gekommene Andreas Ottl legte zu Müller quer. Die Flanke zum 3:0 (88.) servierte Gomez seinem jungen Mitspieler.

© SZ vom 16.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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