Fußball-Bundesliga:FC Bayern entrückt der Liga

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Zweifacher Torschütze gegen Frankfurt: Bayerns Robert Lewandowski (l., mit Arturo Vidal). (Foto: REUTERS)
  • Der FC Bayern gewinnt 3:0 gegen Eintracht Frankfurt und baut den Vorsprung in der Bundesliga auf Leipzig auf zehn Punkte aus.
  • Robert Lewandowski trifft doppelt, das andere Tor erzielt Douglas Costa.
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Von Christopher Gerards

Als die 30. Minute anbrach, hatte Manuel Neuer es endlich geschafft, er war jetzt genauso gut wie seine Mitspieler. Er hatte den Ball im Strafraum angenommen, er schaute, welcher Teamkollege frei stand, und rechts von sich entdeckte er Philipp Lahm. Also lupfte Neuer in Lahms Richtung, aber unterwegs überlegte der Ball es sich anders. Er kam nicht bei Lahm an, er geriet ein gutes Stück zu kurz und landete bei Frankfurts Mijat Gacinovic.

Und damit war klar: Manuel Neuer hatte erreicht, was zuvor fast jedem seiner Mitspieler gelungen war. Er hatte in der ersten halben Stunde gegen Eintracht Frankfurt einen Fehlpass gespielt.

So eine listige Taktik, wie der FC Bayern sie am Samstag anwandte, hat die Bundesliga auch noch nicht oft gesehen. Die Bayern begingen eine solche Vielzahl an Aufbau- und Abspielfehlern, dass Frankfurt in die trügerische Sicherheit versetzt wurde, dieses Spiel locker gewinnen zu können. 38 Minuten lang ging das so, 38 Minuten versprang all den feinfüßigen Alabas, Müllers und - ja, wirklich! - auch Thiagos der Ball. Aber dann bog Robert Lewandowski ums Eck und traf mal eben zum 1:0. Und am Ende gewann der FC Bayern 3:0. RB Leipzig, einziger amtlich beglaubigter Verfolger, unterlag gleichzeitig 0:1 gegen Wolfsburg.

Zehn Punkte liegen die Bayern vor Leipzig

Und das war also die Pointe dieses 24. Spieltags: Dieser 11. März war eigentlich als Überführungsetappe angelegt, als kleine Erholung nach all den anstrengenden Pokal- und Champions-League-Wochen. Aber dann entwickelte er sich zu dem Tag, nach dem man nicht mal mutig ist, wenn man sagt: Jetzt muss schon viel passieren, dass der FC Bayern nicht Meister wird. Zehn Punkte liegen die Bayern vor Leipzig. "Das war ein guter Tag für uns", sagte Trainer Carlo Ancelotti: "Wir haben ein sehr gutes Ergebnis erzielt, auf den anderen Plätzen lief es auch für uns." Und das noch so einem Start ins Spiel.

"Die Bayern sind im Moment im Flow, bei uns ist es umgekehrt" - diesen Satz hatte Frankfurts Trainer Nico Kovac vor dem Spiel gesagt. Vier Partien hatte die Eintracht zuletzt verloren, aber davon war in München erst mal nichts zu sehen. Frankfurt wollte den Bayern "Spaß am Fußball nehmen", sie "stören", ihnen "Raum und Zeit" nehmen, so sagte es Kovac. Es war dann so, dass Frankfurt schon nach zwei Minuten fast jubeln durfte, David Alaba versprange ein Ball, Timothy Chandler schnappte ihn sich, spielte auf Rebic - und der zielte nur knapp übers Tor.

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Die Frankfurter griffen früh an, hinten verteidigten fünf Spieler, weshalb Frankfurts Torwart Lukas Hradecky zunächst einen deutlich entspannteren Arbeitstag erlebte als Neuer. Der sah nach 16 Minuten den nächsten Schuss auf sein Tor fliegen, diesmal von Danny Blum. Und drei Minuten später konnte er eigentlich nichts mehr machen. Frei lief Branimir Hrgota auf ihn zu, er hatte die ganze Abwehr hinter sich gelassen, trickste Neuer aus, das Tor war leer, und jetzt würde Frankfurt in Führung gehen, das war sicher, vielleicht würden sie sogar die Bundesliga nochmal spannend machen.

Aber dann überlegte das Schicksal es sich anders. Es schickte Mats Hummels in den Strafraum, und der brachte eine Grätsche an, wie sie die Welt auch noch nicht oft gesehen hat. Mit dem linken Bein voraus sprang er Richtung Ball, irgendwie spitzelte er ihn noch weg, wofür ihn Neuer feierte, als habe er gerade im Alleingang den WM-Titel gewonnen und gleichzeitig die Welt von allem Bösen befreit. Kein Tor für Frankfurt. Weiter 0:0.

Bayerns Angreifer mussten dagegen lange warten, bis sie so etwas wie eine Chance erlebten. Wer es gut meinte, konnte Douglas Costas Volleyschuss nach 26 Minuten als gefährliche Aktion werten, aber ganz sicher war das nicht. Also musste Lewandowski ran. Javi Martínez hatte einen langen Ball gespielt, Lewandowski köpfelte ihn in den Strafraum, Müller nahm den Ball mit, legte ihn wieder in die Mitte - und dort schoss Lewandowski aus einem Meter das 1:0. Nach Flanke von Alaba erhöhte Douglas Costa drei Minuten später zum 2:0.

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Am Ende kommt noch Boateng

Der FC Bayern des Frühjahrs 2017 verträgt es übrigens auch, wenn Thomas Müller ordnungsgemäß kurios ein Tor verpasst. In der 49. Minute hatte er Torwart Hradecky schon überlupft, aber vor der Linie rettete Makoto Hasebe. Dass Rebic nach 51 Minuten die Latte traf, beantwortete Lewandowski dann mit dem 3:0, Arjen Robben hatte aufgelegt. Für Lewandowski war es das 21. Saisontor, er liegt in der Torjägerliste einen Treffer hinter Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang.

Das Spiel plätscherte dem Ende entgegen, und als einziger weiterer emotionaler Höhepunkt taugte eine Einwechslung in der 65. Minute. Jérôme Boateng feierte sein Comeback, gut drei Monate hatte er gefehlt mit einer Brustverletzung. Für die Konkurrenz war das keine gute Nachricht: Der FC Bayern hat jetzt, abgesehen vom angeschlagenen Bernat, seinen ganzen Kader beisammen. Andererseits: welche Konkurrenz eigentlich?

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