Fußball-Bundesliga:Spion und Strafe plagen den HSV

Lesezeit: 3 min

Der HSV kommt nicht aus den Schlagzeigen, diesmal nicht Schuld hat Rafael van der Vaart. (Foto: dpa)
  • Reichlich Trubel beim HSV: Wegen der Flitzer-Attacke gegen Bayerns Franck Ribéry muss der Klub eine stattliche Strafe zahlen. Ins Trainingslager in Dubai soll sich zudem ein Spion eingeschlichen haben.
  • Marketingvorstand Hilke will größeren Anteil der TV-Gelder.
  • Josip Drmic könnte neuer Stürmer des Klubs werden.

Flitzer kostet den HSV 55 000 Euro

In Hamburg ist es zuletzt stürmisch gewesen, das gilt auch für den ortsansässigen Fußballklub, den HSV. So hat das Sportgericht des DFB den Klub nun wegen Fan-Ausschreitungen mit einer Geldstrafe in Höhe von 55 000 Euro belegt. Geahndet wurde auch ein Vorfall in der Nachspielzeit des DFB-Pokalspiels gegen den FC Bayern am 29. Oktober. Damals lief ein Zuschauer aus dem Hamburger Fan-Bereich in Richtung des Münchners Franck Ribéry, schlug mit einem Schal in Richtung des Franzosen und traf ihn leicht im Gesichts- und Schulterbereich.

Zudem zeigte er Ribéry den ausgestreckten Mittelfinger. Der Übeltäter wurde vom Ordnungsdienst in Gewahrsam genommen und vom Spielfeld geführt. Ferner warfen Hamburger Besucher am 1. November gegen Bayer Leverkusen Feuerzeuge in Richtung der Gästespieler. Beim Einlaufen der Teams vor dem Spiel beim VfL Wolfsburg am 9. November wurden im Bereich der HSV-Anhänger mehrere Bengalische Feuer abgebrannt. Der Verein hat dem Urteil bereits zugestimmt.

Wie ein Spion in Dubai den HSV beobachtete

Nicht einverstanden werden die Hamburger mit einer Geschichte sein, über die der Kicker berichtet. Im Trainingslager der Norddeutschen in Dubai soll sich ein Spion des 1. FC Köln eingeschlichen haben, um die Mannschaft des HSV auszukundschaften. Der HSV empfängt die Rheinländer am 31. Januar zum Rückrundenauftakt. Unter den mitgereisten Journalisten fiel der Mann, der sich "Meydan" nannte, kaum auf - er notierte sich munter Eindrücke vom Training in seinen Schreibblock, war auf Pressekonferenzen zugegen und nutzte den vom Verein organisierten Shuttleservice. Erst als die Reporter ihn nach seinem Arbeitgeber fragten, flog seine Tarnung auf. Der Beobachter habe dann "plötzlich verdächtig zurückhaltend" reagiert, wie der Kicker erfuhr. Nach seiner Enttarnung suchte er heimlich das Weite.

Warum der Klub mehr TV-Gelder will

Doch nicht nur solche Skurrilitäten treiben den HSV derzeit um - aus der Hansestadt sind auch wirtschaftliche Forderungen zu vernehmen. Eine gerechtere Verteilung der TV-Gelder wünscht sich Marketingvorstand Joachim Hilke - und zwar zugunsten jener Traditionsvereine, die die besten Fernsehquoten bringen. Es sei unstrittig, dass vor allem die älteren Klubs den emotionalen Wert der Bundesligen ausmachten. "Und nur durch Emotionen wird das Produkt Fußball verkauft. Deswegen halte ich es für legitim, dass man in absehbarer Zeit über einen neuen Verteilerschlüssel für die TV-Einnahmen verhandelt", sagte der 47-Jährige dem Hamburger Abendblatt in einem Interview.

Transferperiode beim Hamburger SV
:Verstärkung verzweifelt gesucht

Der Pole Krystian Bielik entscheidet sich für England, Josip Drmic bleibt wohl in Leverkusen: Beim Hamburger SV verläuft das Werben um neue Profis zäh. In Frankreich verweigert die Fifa einem Nationalspieler die Spielerlaubnis. Braunschweig verleiht zwei Spieler.

Im nächsten Jahr werden die 2017 auslaufenden Rechte neu verhandelt. Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke forderte schon 2010 einen neuen Schlüssel. Hilke hat das Gefühl, der HSV werde in Bezug auf die mediale Aufmerksamkeit nicht entsprechend honoriert: "Wir sind immerhin einer der Hauptquotenbringer im Pay-TV. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Trotz der vergangenen Saison mit Tabellenplatz 16 hatten wir die zweitgrößte Reichweite aller Bundesliga-Clubs." Besonders ärgerlich sei auch die ständige Ansetzung am Sonntag, allein in der Hinrunde sechsmal. Hilke: "Der Grund ist doch klar: Der quotenschwierigere Sonntagnachmittag kann nur durch attraktive Spiele mit Traditionsklubs wie dem HSV aufgewertet werden. Dabei verlieren wir pro Sonntagsspiel Einnahmen zwischen 150 000 und 250 000 Euro."

Wie es in den Verhandlungen um Drmic steht

Um Geld geht es auch in einer dritten Sache. Der Hamburger SV setzt weiter auf eine Verpflichtung von Stürmer Josip Drmic von Bayer Leverkusen. "Wir haben ihn nicht abgeschrieben", verriet Sportchef Peter Knäbel bei einer Pressekonferenz am Montag in Dubai. Und ergänzte: "Wir waren mit ihm schon soweit, dass wir gekonnt hätten. Aber es muss auch mit seinem Arbeitgeber passen." Die Westdeutschen sind allerdings womöglich auf der Suche nach einer Alternative vorangekommen. Nach Informationen der Sportbild hat sich Bayer bei Tottenham Hotspur nach dem Spanier Roberto Soldado erkundigt. Käme dieser Transfer zustande, wäre der Weg frei für Drmic.

Welcher junge Schweizer kommen soll

Zum Ende des Trainingslagers soll über die Verpflichtung von Leih-Spieler Innocent Emeghara entschieden werden. Der vereinslose 25 Jahre alte Schweizer konnte sich nach einem ordentlichen Auftritt gegen Eintracht Frankfurt (3:2) zuletzt gegen FK Astana (0:0) nicht empfehlen. Es ist zweifelhaft, ob er eine Verstärkung wäre. Was mögliche Weggänge angeht, liegt den Hamburgern nur ein konkretes Angebot für Tolgay Arslan aus der Türkei vor. Trotz des Schlüsselbeinbruchs von Lewis Holtby soll Arslan gehen. Zudem will der HSV den verletzungsanfälligen Kroaten Ivo Ilicevic abgeben.

Zinnbauer muss auf sieben verletzte Spieler verzichten. Am meisten Sorgen machen Leistungsträger wie Pierre Michel Lasogga (Muskelbeschwerden) und Valon Behrami (Knie-Operation). "Wir dürfen es nicht riskieren, die Spieler zu früh reinzuwerfen", sagte Knäbel. "Sonst droht vielleicht ein noch längerer Ausfall." Ebenfalls angeschlagen sind Dennis Diekmeier, Nicolai Müller und Matthias Ostrzolek, die jedoch nur kurzfristig ausfallen sollen. Zum Abschluss des Trainingscamps erwartet die Hamburger noch ein echter Höhepunkt. Am Mittwoch (16.30 Uhr MESZ) spielt der HSV in Al Ain, etwa 120 Kilometer von Dubai entfernt, gegen den englischen Meister Manchester City. "Die sind auch mit ihrer B- und C-Truppe noch sehr gut", findet Mannschaftskapitän Rafael van der Vaart. Seine eigene A-Truppe hat der HSV in Dubai wegen der Verletzungssorgen und offenen Transferfragen jedenfalls noch nicht beisammen.

© SZ.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: