Fußball-Bundesliga:In Wolfsburg sind die Spieler schuld

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Schlechte Stimmung in Wolfsburg: die Stürmer Bas Dost (links) und André Schürrle. (Foto: dpa)

Der VfL Wolfsburg hat alle Saisonziele verpasst - das dürften einige Profis zu spüren bekommen.

Von Carsten Eberts

Es dürfte ein turbulenter Sommer in Wolfsburg werden, das kündigt Klaus Allofs schon mal an. Jedenfalls hat der Manager des Fußball-Bundesligisten ein paar Sätze kundgetan, die genau dies erahnen lassen. "Wir müssen uns auf einigen Positionen Gedanken machen", sagte Allofs kürzlich der Bild. Oder auch: "Wir werden nicht mit diesem Kader in die neue Saison gehen."

Der Absturz seiner Mannschaft vom Bundesliga-Zweiten und DFB-Pokalsieger (Sommer 2015) zum Europapokal-Verpasser (Frühjahr 2016) macht dem mächtigen Wolfsburger Funktionär zu schaffen. Wie konnte das passieren? Befand man sich nicht auf trefflichem Weg, sich langfristig neben Borussia Dortmund als ernsthafter Bayern-Jäger zu etablieren?

Dem Team, das sich vor einem Jahr mindestens unter den Top drei der Liga wähnte, droht am Wochenende beim BVB die vierte Niederlage im fünften Spiel, zuletzt gab es ja das peinliche 0:2 zu Hause gegen Abstiegskandidat Augsburg. Auf Platz zehn ist der VfL abgeruscht, die Champions-League-Ränge sind unerreichbar geworden, die Europa League ist auch unrealistisch. Wolfsburg wird, trotz der VW-Millionen und einem Kader, der fast 100 Millionen Euro im Jahr an Gehaltskosten verschlingt, in der kommenden Saison nur national Fußball spielen.

Wer geht, wer kommt?

Daran sollen vor allem die Spieler schuld sein - so die aktuelle Direktive aus der Autostadt. Anders lässt sich Allofs Umbruch-Androhung kaum interpretieren, auch wenn es natürlich Funktionäre gibt, die genau diese Spieler verpflichtet haben, wozu neben Allofs auch Trainer Dieter Hecking zählt. Doch sie stehen nicht zur Disposition: Einige Profis, von denen sich das Duo Allofs/Hecking mehr versprochen hat, dürften den Verein hingegen verlassen.

Der Vertrag mit Stürmer Nicklas Bendtner wurde bereits aufgelöst. Abwehrspieler Robin Knoche (wollte schon im Winter gehen) wird ebenfalls als Weggang gehandelt, auch die Stürmer Bas Dost und Max Kruse. Sogar bezüglich André Schürrle, der vor anderthalb Jahren für 30 Millionen Euro vom FC Chelsea kam und sehr schwankende Leistungen bot, gibt es Gerüchte. Die Enttäuschung über die deutschen Nationalspieler ist beim VfL besonders groß. Kruse, Schürrle, Draxler - keiner dieser Transfers hat den Verein im Nachhinein wirklich weitergebracht.

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Wie groß die Umwälzungen im Sommer ausfallen, hängt auch von zwei Spielern ab, von denen der VfL überzeugt ist und sie gerne halten würde. Der Brasilianer Luiz Gustavo verfügt laut Medienberichten über eine Ausstiegsklausel, die bei 35 Millionen Euro liegen soll. Auch Abwehrspieler Ricardo Rodriguez soll für angeblich 26 Millionen Euro gehen dürfen.

Eigentlich würde Allofs um die beiden herum gerne die neue VfL-Mannschaft aufbauen, die in der kommenden Saison wieder besseren Fußball zeigen soll. Wie auch um Julian Draxler, Maximilian Arnold, Vieirinha und Torwart Diego Benaglio, die in den Planungen als gesetzt gelten. Gehen Gustavo und Rodriguez, braucht Allofs auch für sie Ersatz. Es hänge "einiges daran, ob sie die Klauseln nutzen können und wollen", so Allofs.

Geld für neue Spieler ist in Wolfsburg natürlich vorhanden, trotz der Krise bei VW. Man habe "gut gewirtschaftet", sagt Allofs, was die Fußball-Sparte angeht. Im Stuttgarter Daniel Didavi wurde bereits ein neuer Mann fürs kreative Mittelfeld verpflichtet. Auch mit dem 18-jährigen Breel Embolo vom FC Basel wird der VfL immer wieder in Verbindung gebracht. Der Münchner Sebastian Rode soll ebenfalls ein Kandidat sein.

Viel promienter sollen die Namen nicht werden, sagt jedenfalls Allofs. Man wolle "keine Weltklasse-Spieler kaufen", erklärte der Manager, "sondern Spieler, die sich weiterentwickeln und die das Verlangen haben, ihre Möglichkeiten jede Woche abzurufen". An diesem Punch, an die eigenen Leistungsgrenzen zu gehen, mangelte es den Spielern im aktuellen Kader leider allzu häufig.

Enttäuschung ist für Allofs "elementar"

Allofs wirkt entschlossen, den Frust über diese Spielzeit, die als einzigen Lichtblick die Qualifikation für das Viertelfinale der Champions League (Aus gegen Real Madrid) bereit hielt, vergessen zu machen. Und zwar so, wie es in Wolfsburg üblich ist: mit viel Geld. Die Enttäuschung sei "elementar", sagte Allofs im NDR-Hörfunk: "Wir wollen dauerhaft zu den besten vier Mannschaften in Deutschland gehören und dauerhaft in der Champions League spielen." Man habe es in dieser Spielzeit "nicht geschafft, auf hohem Niveau zu bestehen".

Bis zum mutmaßlich turbulenten Sommer will Allofs mit den ersten Schritten nicht warten. "Im Hintergrund laufen schon die Gespräche", sagte er. Übrigens auch mit Trainer Hecking, jedoch im Positiven. Hecking stehe nicht zur Disposition, heißt es, vielmehr soll er den Umbruch im Sommer als Chefcoach anleiten. Es gebe "keinen Grund, das Trainer-Thema aufzumachen", erklärte Allofs. Schließlich haben in Wolfsburg die Spieler Schuld an der Misere - nicht die Funktionäre.

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