DFB-Pokal der Frauen:Ein Finale, in dem Bayern nur Außenseiter ist

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Ein Bild aus der Bundesliga: Wolfsburgs Alexandra (rechts) beschwert sich auf dem Rasen. (Foto: imago/regios24)
  • Im DFB-Pokal-Finale der Frauen trifft der VfL Wolfsburg am Samstag (15 Uhr/ARD) auf den FC Bayern.
  • Wolfsburg gilt als klarer Favorit, München als Außenseiter.
  • "Aber in einem Spiel ist tatsächlich alles möglich", sagt Bayern-Trainer Thomas Wörle.

Von Anna Dreher

Melanie Behringer hat keine guten Erinnerungen an das letzte Pokalfinale mit dem FC Bayern München, 2012 war das. Die Kulisse war natürlich gut, damals kamen 15 678 Zuschauer nach Köln und sahen einen souveränen 2:0-Sieg der Münchnerinnen gegen den 1. FFC Frankfurt. "Wenn wir zehnmal gegen Frankfurt spielen, verlieren wir neunmal", hatte Bayerns Trainer Thomas Wörle zuvor über das Kräfteverhältnis der Gegner gesagt. Dieses eine Mal war dann ein wichtiges, der größte Erfolg für den Verein im Frauenfußball seit 36 Jahren, seit dem Gewinn der Meisterschaft. Die Euphorie war groß. Aber Behringer freute sich nicht. Ihr Blick war leer und ihr war nicht nach feiern zumute - 2012, da spielte sie noch bei Frankfurt und hatte die beste Chance des FFC bei einem Freistoß aus 20 Metern vergeben.

Seit vier Jahren trägt sie das Trikot des damaligen Siegers und nun hofft sie natürlich wie alle bei Bayern, dass das Pokalfinale in diesem Jahr endet wie jenes von 2012. Der Gegner am Samstag (15 Uhr/ARD) hat eine ähnliche Übermacht wie der von damals, heißt aber anders: Der VfL Wolfsburg ist Titelverteidiger und kann sein zweites Triple seit 2013 gewinnen, bestehend aus Meisterschaft, Pokalsieg und Champions-League-Triumph. Das Team mit vielen Nationalspielerinnen ist eines der besten in ganz Europa, in den vergangenen fünf Jahren hat Wolfsburg vier Mal den DFB-Pokal, drei Mal die Meisterschaft und zwei Mal die Champions League gewonnen.

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Der VfL gewinnt 2:0 gegen Essen und ist zum vierten Mal deutscher Meister. Für die Wolfsburgerinnen ist sogar das Triple möglich.

Wolfsburg verfügt über eine gewisse Leichtigtkeit

Bayern ist in diesem Fall eindeutig nicht der Favorit, das wissen sie selbst, auch wenn sich der Verein in der Liga zur zweitstärksten Kraft hinter Wolfsburg entwickelt hat - gegen den Stammgast von großen Endspielen dürfte es am Samstag schwierig werden. "Wir sind der Herausforderer", sagt Wörle, "aber in einem Spiel ist tatsächlich alles möglich." Er weiß ja durchaus, wovon er da spricht.

Bayern wäre nach 2015 und 2016 in dieser Saison gerne wieder Meister geworden und es sah eine Weile auch ganz gut aus, aber dann, am 20. Spieltag vergangene Woche, gewann Wolfsburg gegen Essen und wurde vorzeitig Meister, schon wieder. Da half Bayern auch das 7:2 gegen Werder Bremen nicht. Bei zwei verbleibenden Spieltagen - nächste Woche treffen die Pokalfinalisten in der Bundesliga erneut aufeinander - führt der VfL die Tabelle mit acht Punkten Vorsprung auf München an. Und auch der große Traum, international mithalten zu können und in der Champions League weiterzukommen als sonst, war für die Bayern schon in der ersten K.o.-Runde gegen den FC Chelsea beendet. So bleibt ihnen noch eine Chance, diese Saison mit einem Titel zu beenden.

"Wir arbeiten daran, auch dorthin zu kommen, wo Wolfsburg jetzt steht", sagt Behringer. "Und ich denke, dass wir auf einem guten Weg sind." Der VfL Wolfsburg hat eine gewisse Leichtigkeit in entscheidenden Phasen und Spielen erlangt, für die er beneidet wird, weil sie große Mannschaften ausmacht. Bayern München zeigt diese Leichtigkeit in der Frauenfußball-Bundesliga schon auch, aber eben noch nicht mit der Dominanz und letzten Konsequenz wie Wolfsburg in den vergangenen Jahren. Drei Mal verlor Bayern diese Saison, das Hinspiel gegen Wolfsburg und beide Partien gegen den SC Freiburg - jene aufstrebende, clever spielende Mannschaft, Bayerns größter Konkurrent um Tabellenplatz zwei und die Qualifikation zur Champions League.

Darauf war und ist vor allem seit dem vergangenen Spieltag die Zielsetzung des Vereins ausgerichtet: die Zukunft besser zu gestalten als es in der Vergangenheit der Fall war und sich national wie international weiter zu etablieren. Der Kader dafür wird längst zusammen gestellt. Die Nationalspielerinnen Leonie Maier und Verena Faißt sowie Torhüterin Jacintha Weimar haben ihre Verträge verlängert. Zuvor hatte Managerin Karin Danner weitere Nationalspielerinnen verpflichten können: Kathrin Hendrich (Frankfurt), Lina Magull und Torhüterin Laura Benkarth (Freiburg). "Die Planungen sind größtenteils abgeschlossen. Perspektivisch sind wir mit diesem Kader für die nächsten zwei, drei Jahre gut aufgestellt", sagt Danner.

Noch aber ist ja diese Saison wichtig mit einem erhofften Sieg beim vierten Pokalfinale des FC Bayern nach 1988, 1990 und 2012. Damals hatte Thomas Wörle vor dem Anpfiff noch einen psychologischen Vorteil für sein Team gesehen. Frankfurt traf ein paar Tage später im Champions-League-Finale auf den Vorjahressieger Olympique Lyon. "Ich denke, die Frankfurterinnen werden vielleicht ein paar Prozentpunkte weniger geben, das ist gut für uns", sagte er. Auch der VfL Wolfsburg hat nach dem Pokalfinale noch einen wichtigen Termin: am 24. Mai in Kiew, beim Endspiel der Champions-League - gegen Olympique Lyon.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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