Formel 1: Monte Carlo:Vorne, aber nicht voraus

Lesezeit: 3 min

Mark Webber gewinnt in Monaco und übernimmt mit Teamkollege Sebastian Vettel die Formel-1-WM-Führung. Strafe für Michael Schumachers umstrittenes Manöver.

Sebastian Vettel ist noch nicht lange genug in der Formel 1, um schon ein perfekter Schauspieler zu sein. Dem 22-Jährigen ist noch deutlich anzusehen, wenn er sich ärgert. Am Samstag war das so, als er beim Großen Preis von Monaco lediglich den zweitbesten Startplatz eroberte hinter seinem Red-Bull-Kollegen Mark Webber. Und am Sonntag hingen die Mundwinkel wieder. Den Pokal, den er für den zweiten Platz beim bekanntesten Autorennen der Welt bekam, stellte Vettel schnell und wenig zufrieden zur Seite. Schließlich wurde gleich darauf die australische Nationalhymne gespielt.

Sieger und Konkurrenten: Sebastian Vettel Mark Webber vom Red-Bull-Rennstall. (Foto: Foto:)

"Einfach unglaublich, das ist der größte Tag in meinem Leben bislang. Hier zu gewinnen, ist etwas ganz besonderes", sagte Sieger Webber, der seine Ingenieure zuvor schon am Funk gelobt hatte: "Das Auto war phantastisch." Nach sechs von 19 Rennen wird der 33-Jährige in der Fahrerwertung mit 78 Zählern nun punktgleich mit Vettel an der Spitze geführt. Weil Webber 2010 aber bereits zwei Siege auf seinem Konto hat, steht er vorne - was Vettel gar nicht gefällt. "Ich konnte nicht mithalten. Das war schon ein großer Vorsprung, der sich da aufgebaut hat", sagte er und kündigte ein ausgiebiges Datenstudium mit seinen Technikern zur Ursachenforschung an.

Für Webber war es, eine Woche nach seinem Triumph beim Großen Preis von Spanien in Barcelona, erneut ein souveränes Wochenende. Dritter wurde Renault-Fahrer Robert Kubica vor Felipe Massa im Ferrari und Lewis Hamilton im McLaren-Mercedes. Für viel Gesprächsstoff sorgte Michael Schumacher. Der Mercedes-Fahrer überrumpelte in der letzten Runde in der letzten Kurve nach einem Neustart wegen einer Safety-Car-Phase Fernando Alonso im Ferrari und fuhr als Sechster über die Ziel- linie.

"Das war stark", schwärmte TV-Experte Marc Surer. Die Rennkommissare fanden das nicht so. Sie sahen sich die Szene noch einmal an und brummten Schumacher einen 20-Sekunden-Zeitaufschlag auf, der ihn auf Platz zwölf zurückfallen ließ. "Das war eine Möglichkeit, warum soll ich die nicht nutzen", verteidigte hingegen Schumacher seine Angriffslust.

Nico Rosberg (Achter/Mercedes), Adrian Sutil (Neunter) und Vitantonio Liuzzi (Zehnter/beide Force India) belegten die letzten Punkteränge. Durch das gute Resultat übernimmt Red Bull mit 156 Punkten die Führung in der Konstrukteurswertung vor Ferrari (134), McLaren (129) und Mercedes (84). Dass es auch bei den Fahrern einen neuen Spitzenreiter geben würde, stand früh fest. Die bisherige Nummer eins, Jenson Button, fiel wegen eines Motorschadens aus, für den es einen kuriosen Grund gab: Vor dem Start hatte ein Mechaniker einen Ventilator im Kühlerschacht des McLaren-Mercedes vergessen.

Auch Nico Hülkenberg kam nicht weit. Der Williams-Fahrer konnte beim Start in die Formationsrunde zunächst den ersten Gang nicht einlegen. Als es schließlich vorwärts ging, geriet der Formel-1-Neuling mit einem Konkurrenten aneinander. In der ersten Runde verunglückte er dann bei hohem Tempo in dem Tunnel, durch den es in Monte Carlo geht. An der Stelle sind die Autos mehr als 250 km/h schnell. "Da ist irgendwas passiert am Auto", sagte Hülkenberg, der trotz des heftigen Einschlags in die Leitplanken unverletzt blieb.

Hülkenbergs Unfall löste die erste von vier Safety-Car-Phasen aus. Die zweite verursachte sein Teamkollege Rubens Barrichello, der ebenfalls von der Ideal- linie abkam. Die dritte wurde ausgerufen, weil sich ein Kanaldeckel gelöst hatte. Die vierte gab es kurz vor Ende, als Jarno Trulli im Lotus und Karun Chandhok im Auto des Hispanic Racing Teams im Kampf um den vorletzten Platz in der Rascasse-Kurve aneinander gerieten.

Sowohl Vettel als auch Webber, die kurz darauf an der Unfallstelle vorbeikamen, hatten Glück, die beiden Havaristen rechtzeitig zu sehen. Es war einer der wenigen bangen Momente, die Webber erleben musste. Bereits in der Qualifikation am Samstag war er, zum zweiten Mal in Serie nach Barcelona und zum dritten Mal in diesem Jahr, der Schnellste gewesen.

Dessen Formhoch kann Sebastian Vettel nicht gefallen. Im vergangenen Jahr war er dem Teamkollegen in der Endabrechnung um 14,5 Punkte und zwei Plätze voraus, nun hat Webber in zwei Rennen einen Sprung um fünf Plätze bis ganz nach vorne geschafft. Er strotzt vor Selbstvertrauen und sagt: "Ich fahre schonender als Sebastian und passe in der Regel besser auf die Hinterreifen auf. Das könnte mein Joker sein."

Red-Bull-Teamchef Christian Horner zeigt sich erfreut über den gestiegenen Druck in seinem Rennstall. "Das ist ein toller Tag für uns", sagte er zu dem Doppelerfolg an der Côte d'Azur.

© SZ vom 17.5.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Formel 1: Monte Carlo
:Laufsteg Monaco

Sport und Mode, Sportler und Models und jede Menge Glanz und Glamour: Das Formel-1-Wochenende in Monte Carlo in Bildern.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: