Federer in Wimbledon:Geliebter Verlierer

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Roger Federer: Viel Applaus, auch ohne Rekord (Foto: REUTERS)
  • Roger Federer hat durch seine Niederlage gegen Novak Djokovic seinen achten Turniersieg in Wimbledon verpasst - so oft hat kein Spieler bisher triumphiert.
  • Das Publikum trieb Federer während der Partie an, als wäre er Brite.
  • Wenn er noch einmal ein Grand-Slam-Turnier gewinnen kann, dann wohl in London.

Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Roger Federer wusste plötzlich nicht mehr, was er auf dem Centre Court in Wimbledon zu suchen hatte. Sein Gegner Novak Djokovic hielt die Trophäe zufrieden im Arm, ließ noch ein paar Fotos knipsen. Ein wenig verloren stand der Schweizer nun herum. Also ging er zu seinem Stuhl, setzte sich. Einige Sekunden verharrte der 33-Jährige, starrte ins Leere. Die Enttäuschung, sie übermannte ihn jetzt doch. Allerdings nur kurz. Dann erhob sich der Finalverlierer wieder und drehte eine Ehrenrunde. Er reckte die kleine Schale in die Luft, als wäre es der Siegerpokal. Die Zuschauer erhoben sich, er lächelte jetzt.

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Von Lisa Sonnabend, Wimbledon

Am Sonntag stand Federer kurz davor, seinen 18. Grand-Slam-Titel zu gewinnen. Es wäre sein achter Turniersieg in Wimbledon gewesen - so oft hat kein anderer Spieler triumphiert. Doch Federer muss wiederkommen, um Geschichte zu schreiben. Wie im Vorjahr war Djokovic zu stark. "Er hat großartig gespielt", lobte Federer danach. "Ich war nicht schlecht. So läuft das dann eben."

Federers Aufschlag kam nicht ganz so stark wie im Halbfinale gegen Andy Murray. Zudem returniert Djokovic so gefährlich wie wohl kein anderer Spieler, seine Grundschläge sind hart und präzise. Federer musste viel Risiko gehen. Die Folge: Er traf immer wieder den Ball unkontrolliert mit dem Rahmen, drosch ins Aus oder ins Netz. Im vergangenen Jahr war er in fünf Sätzen unterlegen, diesmal fehlte ein bisschen mehr. 6:7 (1), 7:6 (10), 4:6 und 3:6 hieß es nach fast drei Stunden.

Das Publikum trieb Federer während der Partie an, als wäre er Brite. Doch im dritten Satz senkte er den Blick, die Schultern hingen herunter. Da bekam wohl er selbst Zweifel, ob er den Weltranglistenersten bezwingen kann. Dem Schweizer bleibt nun lediglich ein wenig schmeichelhafter Rekord: Er ist nun der älteste Finalist seit Ken Rosewall 1974.

Als Federer nach dem Finale zur Pressekonferenz erschien, trug er rote Sneakers und eine graue Pluder-Jogginghose. In einer Schulturnhalle wäre der 33-Jährige in diesem Aufzug sicherlich nicht für den Lehrer gehalten worden. Federer sprach monoton, hin und wieder machte er aber auch einen Scherz. Frust war nicht zu spüren, er ging professionell mit der erneuten Niederlage um. "Natürlich gehe ich mit leeren Händen von hier weg", sagte er, fügte dann aber hinzu: "Ich habe hier oft gewonnen, ich jage nicht mehr."

In wenigen Tagen wird Federer 34 Jahre alt. Wenn er noch einmal ein Grand-Slam-Turnier gewinnen kann, dann wohl hier in London. Für das Spiel auf Sand fehlt ihm die Kraft, die Hitze in Australien und die harten Plätze in New York spürt er mehr als die jungen Kollegen. Doch wie viele Versuche bleiben ihm noch?

Als ihm während der Siegerehrung ein Mikrophon hingehalten wurde, sprach Federer: "Ich bin noch immer sehr hungrig und motiviert, weiter zu spielen." Die Zuschauer auf dem Centre Court schrien, sie standen auf. Sie klatschten viel lauter als in dem Moment, als Djokovic die Trophäe hochhob.

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