FC Bayern:Rummenigges Vision von einer neuen Liga

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Karl-Heinz Rummenigge: Glaubt an den Bedarf einer Superliga (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der Vorstandsboss des FC Bayern reaktiviert die Debatte um eine europäische Superliga. Die großen Klubs lockt das große Geld.

Von Johannes Aumüller und Benedikt Warmbrunn, München

Die Università Commerciale Luigi Bocconi sieht sich selbst als ein Harvard Italiens, als einen Sammelpunkt für Kreative und Innovative, die auch über das Ende des Tages hinaus denken. Am Dienstag zum Beispiel hat die private Wirtschaftsuniversität zu einer Diskussionsrunde über "Financial Fairplay in Europe and Italy" nach Mailand eingeladen, unter den Rednern war auch Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des FC Bayern und seit seinen Jahren als Spieler bei Inter Mailand ein gefragter Gesprächspartner in Italien.

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So wollten die Zuhörer von Rummenigge wissen, ob der künftige Münchner Trainer Carlo Ancelotti denn schon Deutsch lerne (ja) und ob er eine Einkaufsliste an den Klub geschickt habe (nein). Und ganz nebenbei eröffnete Rummenigge, der auch Vorsitzender der europäischen Klubvereinigung ECA ist, die nächste Runde in einer alten Debatte.

Auf die Frage, welche Visionen er für die Zukunft des europäischen Fußballs habe, sagte Rummenigge: "Ich schließe es nicht aus, dass man in Zukunft eine europäische Liga gründet, in der die großen Teams aus Italien, Deutschland, England, Spanien und Frankreich spielen." Er sehe durchaus den Bedarf, "das Fußballsystem an die neuen Herausforderungen der Globalisierung anzupassen". Vorstellen könne er sich diese Liga in einer Größenordnung von knapp 20 Mannschaften, so Rummenigge. Für ihn wäre denkbar, dass diese Liga weiter vom europäischen Verband Uefa "oder privat" organisiert werde.

Sonderlich ausgegoren klang das alles nicht, aber es nahm einen alten Gedanken auf.

Die Idee zu einer europäischen Liga gibt es seit mehr als zwei Jahrzehnten; schon bevor die Champions League 1992 den Europapokal der Landesmeister ablöste. Unter anderem hatte Silvio Berlusconi, damals Präsident des AC Mailand, offen eine Abspaltung der erfolgreichsten und bekanntesten Vereine angedeutet - nachdem die Champions League eingeführt wurde, verschwand das Konzept erst einmal im Hintergrund, ohne jedoch ganz in Vergessenheit zu geraten. Immer mal wieder kramte es jemand hervor, mal Florentino Pérez, der Präsident von Real Madrid, mal ein Klubvertreter aus England.

Der FC-Bayern-Boss Rummenigge selbst lehnte es übrigens noch vor zwei Jahren ab. Wie laut der Wunsch formuliert wird, hängt auch immer davon ab, wie die Klubs wirtschaftlich dastehen - und wie das Verhältnis zwischen ihnen und der Uefa gerade ist. So stört es immer wieder einige Vereine, dass der Kontinentalverband einen ordentlichen Teil der Einnahmen aus den Klub-Wettbewerben behält: Für die gerade laufende Saison erwartet die Uefa 2,24 Milliarden Euro, von denen sie 1,6383 an die Teilnehmer der Champions League und der Europa League weitergibt - knapp ein Viertel behält sie also für sich.

Zudem reizt die Klubs in diesen Zeiten, in denen sich bei Fernseh-Deals ständig neue Rekorderlöse erzielen lassen, der Gedanke, wie gut sich eine Liga vermarkten ließe, in der andauernd der FC Bayern, Real Madrid, der FC Barcelona, Manchester City oder Juventus Turin gegeneinander spielen.

Bei großen Klubs gehen daher immer wieder mal Konzepte von Agenturen, Vermarktern oder Kanzleien ein, die das Modell einer Europaliga vorempfinden - und vorrechnen, welche finanziellen Vorteile diese bieten könnte.

Konkrete Pläne für ein solches Produkt gibt es zurzeit nicht. Die Uefa verweist nur darauf, dass sie die Formate regelmäßig mit allen Beteiligten und auch mit der Klub-Vereinigung ECA bespreche, und dass gerade ein neuer Drei-Jahres-Zyklus der Klubwettbewerbe begonnen habe. Dieser endet mit der Spielzeit 2017/2018.

Denkbar wären grundsätzlich drei Modelle. Erstens: Die Superliga zieht die Vereine aus ihren Ligen. Das würde eine gewisse Argumentationskunst erfordern, Rummenigge zum Beispiel hat die Bundesliga wiederholt als "Brot-und-Butter-Geschäft" bezeichnet. Es darf als das unwahrscheinlichste Modell gelten. Zweitens: Die Superliga ersetzt die Champions League. Das wird von Spitzenklubs immer wieder diskutiert, da es höhere Einnahmen verspricht - allerdings auf Kosten der Vereine mittlerer und kleinerer Nationen. Mit diesen will es sich aber kaum ein Uefa-Spitzenfunktionär verscherzen, weil sie beim Wahlkongress viele Stimmen haben. Drittes Modell: Die Superliga wäre ein zusätzlicher Wettbewerb. Dieser könnte ähnlich ausgespielt werden wie die Klub-WM, bei der jeweils zum Jahresende die sechs kontinentalen Meister antreten. Die Vereine könnten zusätzliche TV-Rechte verkaufen und sich weltweit noch besser präsentieren; Rummenigge sprach am Dienstag auch von Spielen in den USA oder in Asien.

Dieser Ansatz wäre jedoch eine tiefe Verbeugung vor den zusätzlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten, schon jetzt klagen ja zahlreiche Funktionäre über den übervollen Terminkalender. Doch die zusätzlichen Spiele wären dann kaum das Argument mehr. Das Argument wäre allein das Geld.

© SZ vom 14.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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