FC Bayern nach Sieg gegen Hoffenheim:"Ich muss mein Konzept korrigieren"

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Wenig entspannt an der Seitenlinie: Pep Guardiola beim Spiel gegen Hoffenheim (Foto: Bongarts/Getty Images)

Der FC Bayern stellt beim 2:1-Erfolg gegen die tapferen Hoffenheimer zwar einen Ligarekord ein, fahndet aber nach der Dominanz aus vergangenen Spielen. Die TSG zeigt einige Schwachpunkte im Ensemble von Pep Guardiola auf - und der Trainer räumt ein, seine Taktik in der starken Bundesliga ändern zu müssen.

Von Johannes Knuth, Sinsheim

Fußballtrainer erörtern nach dem Spiel gerne die Stärken des Widersachers: Wie schwer der Gegner es der eigenen Mannschaft gemacht hattte, wie gut er taktisch eingestellt war - das lässt den eigenen Sieg noch ein wenig heller erstrahlen. Auch Pep Guardiola eröffnete seine Rede zur Lage des FC Bayern am Samstagabend mit einem Statement zur TSG Hoffenheim. Doch Guardiola war nach dem 2:1-Erfolg seiner Bayern gegen die TSG Hoffenheim nicht auf Bilanztrickserei aus, er wurde anschließend grundsätzlich.

Guardiola sagte: "Ich muss mein Konzept korrigieren."

Tatsächlich funktionierte am Samstag in Sinsheim über weite Phasen nur ein Konzept: das der Hoffenheimer. Zweitweise bevölkerte das Team von Markus Gisdol das Mittelfeld mit sechs Spielern, wobei Stürmer Anthony Modeste seine Zeit größtenteils darin investierte, Bayerns genesenen Javi Martinez zu beschatten, sobald Martinez auf die Idee kam, am Offensivspiel mitzuwirken.

So bewegten sich nur zwei Bayern-Akteure weitgehend unbelästigt: Dante und Jérôme Boateng. Die konnten ihre Freiräume aber kaum nutzen, Hoffenheims Spieler bewachten ja die Münchner Anspielposten im Mittelfeld. Bayerns Innenverteidiger waren gezwungen, riskante, meist längere Pässe einzuleiten, mit überschaubarem (Dante) bis kaum messbarem Erfolg (Boateng). Nach knapp einer Stunde probierte es Boateng mit einem Schuss aus rund 30 Metern, Hoffenheims Mittelfeld schaute interessiert zu. Der Schuss wäre ohne das Tribünennetz wohl auf die benachbarte Autobahn gesegelt.

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Von Johannes Knuth, Sinsheim

"Bayern den Nerv rauben, das ist uns gelungen", stellte Hoffenheims Trainer Markus Gisdol in seiner Rede zur Lage der TSG fest, niemand widersprach. Die Bayern konnten diesmal ja keine Müdigkeit als Entschuldigung anführen, es fand sich auch kein Sportdirektor, der ein Referat über Komfortzonen hielt. Hoffenheim hatte mit seiner kompakten Mittelfeldformation eine Gebrauchsanleitung umgesetzt, mit deren Hilfe auch Mannschaften die Bayern effektiv nerven können, die nicht Borussia Dortmund heißen.

Wobei Gisdol umgehend einsah: "Wir haben nur Ansehen gewonnen." Nach Manuel Neuers kostspieligem Patzer war der FC Bayern immerhin auf einen Billard-Freistoß von Franck Ribéry (39.) und einer mentalen Auszeit des Hoffenheimer Abwehrverbunds (75.) angewiesen. "Beim 2:1", Gisdol schnaubte kurz, "hatten wir den Ball eigentlich schon geklärt. Das ist absolut bitter."

Auf dem Papier sind die Bayern wieder Tabellenführer, zudem sind sie dabei, diverse Rekorde aus den Angeln zu heben: die meisten Bundesligaspiele in Serie ohne Niederlage (mit dem Sieg in Hoffenheim sind es 36, genauso viele wie einst der HSV), der beste Bundesliga-Einstand eines Trainers, die meisten sprachlichen Superlative eines Bundesliga-Trainers. Trotzdem verzichteten Bayerns Bosse Uli Hoeneß (erteilte keine Auskünfte) und Karl-Heinz-Rummenigge ("eine schwere Geburt") auf die gewohnt selbstbewusste FCB-Rhetorik. Wie auch Guardiola. "Ich kann jetzt nicht kommen und sagen: 'Das war unglaublich'", räumte der Trainer ein. "Wir müssen uns noch verbessern, um die Liga zu gewinnen."

Die Bundesliga, das dürfte Guardiola bereits bei den Darbietungen gegen die widerspenstigen Teams aus Mainz und Berlin festgestellt haben, ist stark, vielleicht stärker, als er erwartet hatte. Guardiola sagte: "Das ist ein großer Test für mich als Trainer."

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Dass er an diesem großen Test vermutlich nicht zerbrechen wird, demonstrierte Guardiola gegen Hoffenheim nach der Pause: Er belebte das Mittelfeld, beorderte Philipp Lahm in die Zentrale, später nach rechtsaußen ("Mal eine neue Erfahrung in meinem Alter", sagte Lahm). Guardiola tauschte Kroos gegen Mandzukic, installierte Müller als falsche Neun. Und Martinez, der schuftete mal im Mittelfeld, mal hinter den Innenverteidigern, was Martinez selbst "überraschte".

Am Ende war nicht so recht nachzuvollziehen, wer mehr Mühe hatte: die Bayern, die Befehle des Trainers auszuführen, oder Hoffenheim, mit den Münchner Rochaden klarzukommen. Lahm deutete das Ganze so: "Es ist schön zu sehen, dass die Mannschaft auch arbeiten kann."

So blieb noch ein Rätsel an diesem Abend: Was genau will Guardiola an seinem Konzept verändern? "Taktik", erwiderte der 42-Jährige, "aber das sage ich erst meinen Spielern." Nur so viel: "Ich brauche noch mehr Zeit."

Als mittelfristigen Fixpunkt auf der Agenda sollte er den 23. November einplanen. Dann trifft der FC Bayern auf die in der Regel munter pressenden Dortmunder. Oder wie Guardiola am Samstagabend sagte: "Eine der besten Mannschaften der Welt."

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