FC Bayern München:Entscheidung beim Frühschoppen

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Nach vielen Spekulationen erklärt der FC Bayern, Schalkes Rafinha nicht verpflichten zu wollen. Dennoch könnte sich im Münchner Kader noch etwas tun.

Moritz Kielbassa

Selten erhielt ein Benefizabend der Deutschen Fleischwirtschaft ein solches öffentliches Echo wie die "Blau-Weiße Nacht" am Freitag. Das lag an der Gästeliste in Rheda-Wiedenbrück, der Heimat von Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies. Dessen Sportchef Felix Magath feierte ebenso mit wie der Münchner Managerkollege Uli Hoeneß. Tags darauf las Hoeneß, er habe Schalkes Rechtsverteidiger Rafinha gekauft. Das wäre ein Widerspruch gewesen zur Einschätzung von Hoeneß, der FC Bayern habe im Abwehrbereich keinerlei Bedarf.

Rafinha wechselt nicht zum FC Bayern. (Foto: Foto: Getty)

Zudem hätte der Transfer überrascht, weil der FC Bayern mit der Beraterfirma des auf dem Platz oft kantigen Brasilianers bislang keine sehr herzlichen Geschäftskontakte pflegte. An den Haaren herbeigezogen war das Gerücht aber nicht, wie Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge nach dem 3:0 gegen Wolfsburg zugab ("wir überlegen"). Sonntags trafen sich dann die Münchner Granden zum Fünfer-Frühschoppen (Rummenigge, Hoeneß, Hopfner, Nerlinger, van Gaal) - und verwarfen die Idee.

"Es wird kein Spieler mehr verpflichtet", gab Hoeneß bekannt. Tagelang hatten die Bosse nach der Blamage in Mainz zuletzt die Rollos heruntergelassen - und Arjen Robben, 25, gekauft, weil Trainer Louis van Gaals Analyse ergab: "Wir haben nicht genug Kreativität." Im hinteren Sektor vertrauen die Bayern hingegen dem alten Personal, obwohl der interne Bedenkenträger Franz Beckenbauer auch am Samstag Wermutstropfen in den Freudenkelch gab: "Ich habe in der zweiten Halbzeit wieder Abwehrschwächen gesehen, die machen mir Sorgen", seufzte der Präsident. Neben ihren wuchtigen Offensiv-Investitionen suchten die Bayern auch Torhüter und Rechtsverteidiger, nach der Absage der Wunschkandidaten Neuer und Bosingwa brachten nun aber auch letzte Varianten kein Ergebnis.

Neben Rafinha war auch Gerhard Tremmel ein Thema, Torwart von Energie Cottbus - aber nur, falls Michael Rensing nach seiner erneuten Versetzung auf die Ersatzbank bis zum Ende der Transferfrist am Montag hätte fliehen wollen. Rensing reagierte allerdings gelassener als im April, als ihn Jürgen Klinsmann erstmals aus dem Tor genommen hatte.

Van Gaals Entscheidung, nach Rensings Patzer in Mainz erneut Jörg Butt zu nominieren, fand der Degradierte "nachvollziehbar". Rensing "will kämpfen, das liegt in meiner Natur" - und er baut auf van Gaals Prinzip, auch Torhüter nicht in gusseiserne Hierarchien einzuordnen: "Beim Trainer ist niemand gesetzt", weiß Rensing, der an sein endgültiges Scheitern noch nicht denken mag.

Auch in der Offensive gibt es nach Robbens eindrucksvollem Debüt Verlierer. Bliebe es beim 4-3-3, säßen künftig mehrere Mittelstürmer draußen, nicht nur Luca Toni, dessen persönliche Torhymne Bello e impossibile von den Amsterdamer Tulpen abgelöst wurde.

Auch Nationalstürmer Miroslav Klose, der bei van Gaal einen unglücklichen Einstand hatte, muss mehr denn je um seinen Platz kämpfen; das Gerücht, Klose könne kurzfristig zum VfB Stuttgart wechseln, bezeichnete Hoeneß aber als "Witz". Reservisten wie Sosa oder Lell dürften gehen, falls bis Montag ein Verein seriös für sie bietet. Die Wahrscheinlichkeit ist aber gering.

© SZ vom 31.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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