FC Bayern in der Einzelkritik:Joshuair Kimmich hebt ab

Der Abwehrspieler verblüfft mit seinem Distanz-Kopfball, Coman umkurvt eine Plastikstange, Boateng kritisiert sich selbst. Die Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Matthias Schmid

Sven Ulreich

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(Foto: AFP)

Muss beim FC Bayern immer gegen die Zweifel anspielen. Kann er das, Manuel Neuer ersetzen? Gegen Celtic blieb die Frage unbeantwortet, weil Glasgow lange nicht aufs Tor schoss, geschweige denn mal so etwas wie gefährlich im Strafraum aufgetaucht wäre. So genoss Ulreich einen entspannten Abend, an dem auch Berni, das Bayern-Maskottchen, im Tor hätte stehen können. Es war dann aber doch gut, dass Ulreich mitspielte, den Schuss von Sinclair in der Schussphase hätte Berni wohl nicht gehalten.

Joshua Kimmich

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor viereinhalb Jahren, beim bis dato letzten Champions-League-Auftritt von Jupp Heynckes, kickte Kimmich noch in der A-Jugend des VfB Stuttgart. Zwei Wochen vor dem deutschen Endspiel zwischen München und Dortmund gewann Kimmich damals mit 9:1 gegen den FSV Frankfurt. Ein Tor steuerte er bei, sodass er sich das Finale der Großen gemütlich vor dem Fernseher anschauen konnte. Viereinhalb Jahre später kann man sich eine Bayern-Mannschaft ohne ihn nicht mehr vorstellen. Hat den Unersetzlichen Philipp Lahm hinten rechts tatsächlich ersetzt. Erzielt auch mehr Tore als Lahm - diesmal mit dem Kopf aus mindestens zwölf Metern, verblüffte damit vielleicht sogar sich selbst. Wurde im Netz völlig zurecht "Joshuair" getauft.

Jérôme Boateng

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(Foto: dpa)

Ist froh, dass Carlo Ancelotti weg ist, auch wenn Boateng das so nie sagen würde. Verbrachte zuletzt mehr Zeit in Arztpraxen und auf der Tribüne, will seinen Lebensmittelpunkt wieder auf den Rasen verlegen. Muss aber noch viel Zeit mit Jupp Heynckes auf dem Trainingsplatz verbringen, um wieder die Form zu erreichen, die ihn zum prägenden Spieler bei der WM machte. Kritisierte sich gegen Celtic des Öfteren selbst mit abwinkenden Gesten, weil seine Diagonalpässe überall in der Arena landeten, nur nicht beim Mitspieler.

Mats Hummels

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(Foto: REUTERS)

Schon allein die Tatsache, dass er neben Boateng die aktuelle Weltmeister-Innenverteidigung bildet, schien die Schotten einzuschüchtern. Dabei knarzte und quietschte es, wenn Hummels mit langen Diagonalbällen das Spiel eröffnen wollte, sie misslangen des Öfteren so sehr, dass er sich bei seinen Mitschülern mit großen Gesten dafür entschuldigte. In der zweiten Hälfte wurde Hummels dann trotzdem ausgiebig geherzt, für sein Kopfballtor zum 3:0.

David Alaba

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(Foto: AFP)

Versteht sich prächtig mit Franck Ribéry, vermisst ihn auf dem Rasen. Aber es scheint so, dass er einen neuen besten Freund gefunden hat. Der ist auch Franzose und heißt Kingsley Coman. Beide kombinierten sich ansehnlich durchs Mittelfeld. Nur mit dem Torschießen wollte es nicht klappen beim Österreicher, er hätte seine Mannschaft in Führung bringen können, doch beim Schuss aus kurzer Distanz hatte er so viel Rückenlage wie ein Skifahrer sonst nur im Tiefschnee.

Sebastian Rudy

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(Foto: AFP)

Angeblich der Bruder von Toni Kroos, der am Dienstag für Real Madrid 99 Prozent seiner Pässe zum Mitspieler brachte. Auch Rudy ist eine Passmaschine, ein Metronom, das den Takt vorgeben kann. Gegen Celtic erreichte er den Wert von Kroos aber nicht ganz, zur Pause lag seine Passquote bei 97 Prozent, auch nicht schlecht. Nach Spielende sogar bei 98 Prozent. Doch der Bruder von Kroos?

Arjen Robben

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(Foto: AFP)

Wird sich das Endspiel vor viereinhalb Jahren häufiger angeschaut haben, er bereitete damals die Führung von Mario Mandzukic vor und schoss dann den 2:1-Siegtreffer selbst, in der 89. Minute. Mit links. In seinem 100. Champions-League-Spiel, dem 60. für den FC Bayern, blieb Robben ein Tor aber verwehrt, dafür verblüffte er mit einen Sprint über das ganze Feld in den eigenen Strafraum und mit einer astreinen Grätsche, die Jürgen Kohler nicht schöner hätte setzen können.

Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Vor viereinhalb Jahren auch im Finale dabei, ein Tor blieb Müller damals verwehrt. Erzielte gegen Celtic den Führungstreffer. Mit einem Abstauber. Stand nach einem Kopfball von Robert Lewandowski da, wo ein Stürmer stehen muss. Ansonsten stand er meistens in Räumen, die nur er als solche erkannte.

Thiago

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(Foto: dpa)

Angeblich will der FC Barcelona seinen verlorenen Sohn nach Katalonien zurückholen. Aber wenn Thiago so spielt wie zuletzt, sollte ihm der FC Bayern einen Vertrag bis 2063 geben, dann ist Thiago so alt wie Jupp Heynckes: 72. Bekam gegen Celtic wieder Szenenapplaus für seine hohe Kleinkunst auf engstem Raum. Sehr wichtig für die Statik der Mannschaft.

Kingsley Coman

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(Foto: dpa)

Cristian Gamboa, Celtics rechter Verteidiger, konnte einem leidtun, musste nach SZ-Informationen in der Pause sogar wegen Schwindelgefühlen behandelt werden. Coman hatte sie provoziert, in dem er in höchstem Tempo verwegene Körpertäuschungen vollführte und ihn stehen ließ, als ob sich bei Gamboa um eine Plastikstange und nicht um einen Mensch aus Fleisch und Blut handelte. Einer seiner Tempoläufe führte auch zum 2:0 durch Kimmich. Coman spielt viel ruhiger und abgeklärter, seit er weiß, dass er zur Stammformation zählt.

Robert Lewandowski

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(Foto: AFP)

Ist immer traurig, wenn er kein Tor schießt. Wollte deshalb unbedingt einen Freistoß aus 18 Metern schießen, den er aber in die Mauer zirkelte. Vielleicht sollte er sich nach erfolgreicher Bachelor-Arbeit über sich selbst ("RL9. Der Weg zum Ruhm") schon mal ein Thema für seine Masterthesis überlegen. Vorschlag: "RL9. Wie ich auch ohne Tor ein glücklicher Stürmer bin".

Einwechselspieler

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(Foto: REUTERS)

Arturo Vidal: Hat gerade ein paar Schwierigkeiten in seiner chilenischen Heimat, weil er nach der verpassten WM-Qualifikation im Zentrum einer Schmutzkampagne steht. Ist deshalb froh, dass er weit weg ist und Fußball spielen darf. Musste gegen Celtic aber 66 Minuten auf seinen Einsatz warten. Groß aufgefallen ist er nicht. James Rodriguez: Kam in der 78. für Coman ins Spiel. Ist langsamer als der Franzose. Rafinha: Durfte noch zehn Minuten für Kimmich mitmachen, ein Tor schoss Rafinha aber nicht.

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