FC Bayern in der Champions League:Spannend dank absurder Aktionen

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In Richtung gegnerisches Tor versprüht der FC Bayern immerzu Gefahr - jedoch auch in Richtung eigenes Gehäuse. Das beweisen die teilweise absurden Fehler von Boateng, Badstuber und Van Buyten gegen Neapel. Allerdings: Die Mannschaft ist beängstigend fit. Damit hat sie derzeit das Privileg, folgenarm Fehler machen zu können.

Klaus Hoeltzenbein

Vermutlich liegt es nicht nur daran, dass die Bayern einen guten Schneider haben, aber die roten Trikots sind ihnen auf den Leib geschnitten. Wer aus der Passform auf die Körperfettwerte schließen will, der muss, falls der optische Eindruck nicht täuscht, eines feststellen: Diese Mannschaft ist fit. Sie hat den Nach-WM-Speck abgelegt, der sie in der Vorsaison noch so sehr bremste.

Absurde Aktion: Holger Badstuber (rechts) holt sich recht unnötig Gelb-Rot ab. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Gerade in den Champions-League-Heimspielen gegen Manchester City (2:0) und Neapel (3:2) wurde im direkten Laufsteg-Vergleich deutlich, dass Münchner wie Ribéry, Kroos oder Gomez für die Offensive wieder sehr, sehr schnelle Füße und Pirouetten im Programm haben, weshalb sie in diesem Herbst bislang zu Recht ganz groß in Mode sind.

Diese fast schon beängstigend beeindruckende Frühform hat ihnen nicht nur Komplimente eingetragen, die Münchner haben auch ein Punkte-Polster anlegen können, von dem sie jetzt zehren können, da sie die ersten Härten der Saison treffen. Denn selten wird es bereits in der Vorrunde der Champions League so deutlich wie am Mittwoch, welch schrecklich-schöne Amplitude ein internationales Fußballspiel entwickeln kann.

Mit dem Maximum "einer der besten ersten Halbzeiten, die ich je beim FC Bayern miterlebt habe", wie Kapitän Philipp Lahm feststellte. Und dem Minimum einer nach Schweinsteiger-Schock (51.) und Badstuber-Platzverweis (77.) ins Ziel taumelnden Mannschaft.

Abseits der persönlichen Tragik birgt gerade so ein Schwarz-Weiß-Abend viele Erkenntnisse. Die des Neapel-Spiels lagen in erster Linie darin, dass die Bayern-Elf unter Stress in zwei Hälften bricht. In eine Offensive, die derzeit immerzu Gefahr entwickeln kann, und eine Defensive, der dies auch gelingt - allerdings in Richtung eigenes Tor.

Spannend haben dieses Duell die Münchner Verteidiger mit wenigen, aber teils absurden Aktionen werden lassen: Jérôme Boateng mit seinem fahrigen Schubser, der den Freistoß vor dem 1:3 ermöglichte, der lange Daniel van Buyten mit seiner rätselhaften Absenz, als Fernandez zwei Mal einsam ins Netz köpfelte, und das Duo Boateng/Badstuber, das in Zweikämpfe zu oft mit der Ungezähmtheit junger Hunde einsteigt - mit Mordsgrätschen, bei denen akuter Elfmeter- und Rot-Alarm besteht.

Durch ihre Frühform aber haben sich die Bayern die Zeit erbeutet, an diesen Säumnissen arbeiten zu können. Sie lernen im laufenden Wettbewerb. In ihren Slim-fit-Trikots haben sie sich das Privileg erlaufen, folgenarm Fehler machen zu können.

© SZ vom 04.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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Andreas Burkert, Fröttmaning

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