FC Bayern:Verbeek: "Ich bin Holländer und schäme mich"

VfL Bochum v Bayern Muenchen - DFB Cup

Arjen Robben (re.): "Das war ein klarer Elfmeter"

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Von Andreas Morbach, Bochum

Betont gut gelaunt bahnte sich Pep Guardiola seinen Weg durch das Treppenhaus. Den rechten Arm hatte Bayerns Cheftrainer freundschaftlich über die Schulter von Markus Hörwick gelegt, der Mediendirektor dirigierte ihn im engen Bochumer Stadion schließlich gerade in die richtigen Flure. Eine Etage höher hatte Guardiola zuvor das zentrale Thema des Abends - die Doppelbestrafung durch Elfmeter und Platzverweis - erörtert, sie als "lächerlich" abgekanzelt und der Fifa eine Regeländerung nahegelegt.

Mit dem 3:0 beim VfL und dem akzeptablen Halbfinallos Bremen im Gepäck ging es nun auf die Heimreise. Dem Kollegen Gertjan Verbeek dagegen stand der Sinn noch lange nicht nach Feierabend. In hellgrauem Anzug und hellblauem Hemd, die wilde, angegraute Mähne noch feucht vom Dauerregen über dem Revier, stand der 53-Jährige im Presseraum, wollte gar nicht aufhören zu reden. Besonders intensiv widmete sich Bochums Coach dabei der neuesten Aufführung im Endlosschauspiel "Arjen Robben und die Fallsucht", inszeniert im für seine Mannschaft ungünstigsten Moment.

Mit einem "Qualitätstor" (Verbeek) hatte Robert Lewandowski die Bayern gerade in Führung geschossen, als Robben nach einem leichten Tritt des Tschechen Jan Simunek gegen seinen Fuß zu Boden sank. Es gab Elfmeter, den Torwart Keeper Manuel Riemann im Duell mit Thomas Müller zwar spektakulär parierte. Die zusätzliche Rote Karte gegen Simunek aber beförderte die Chancen des Zweitligisten aufs Halbfinale Richtung Nullpunkt.

"Entsprechend zufrieden waren wir in der Halbzeit: In Führung und ein Mann mehr - da sollten wir es in der zweiten Hälfte besser ausspielen können. Und so war's dann ja auch", berichtete Müller, Passgeber für Lewandowski beim ersten und für Thiago beim vorentscheidenden zweiten Tor nach einer Stunde. Lewandowskis 3:0 in der Schlussminute, aufgelegt durch Robben, war nur noch ein Fall für die Statistik. Arjen Robbens Strafraum-Fall dagegen sorgte für große öffentliche Empörung. Wieder einmal.

"Klar, er trifft ihn leicht", kommentierte Keeper Riemann die Szene kurz, wurde dann aber rasch allgemeiner: "Mir geht es auf die Eier - Robben lag 90 Minuten lang nur auf dem Boden, auch beim Stand von 2:0." Dabei habe er das gar nicht nötig, er sei schließlich "Weltklasse". Ein Ausdruck, den sein Trainer am Mittwoch um nichts auf der Welt über die Lippen gebracht hätte.

Blumige Worte von Robben

Stattdessen redete sich Gertjan Verbeek dank seines vorbelasteten Landsmanns in Rage. "Wenn er einen Kontakt spürt, fällt er - und er hat sich übertrieben fallen lassen. Der Ball war gespielt, dann sucht Robben das Bein", echauffierte sich der eigenwillige Fußballlehrer aus Deventer und richtete Bayerns Nummer 10 aus: "Ich bin Holländer und schäme mich. Aber das kennt man von Robben aus der Nationalmannschaft."

Die Grauzone zwischen Opfer und Täter kennt der Adressat dieser Botschaft wie kaum ein Zweiter, verteidigen wollte sich Robben aber schon. "Er trifft mich am Fuß, deshalb war es ein klarer Elfmeter", sagte er. "Aber ich kann verstehen, dass die Bochumer sich aufregen - das war eine spielentscheidende Szene." Sprach's und lobte die aufgebrachten Gastgeber über den grünen Klee - im Fahrwasser der Mitspieler Lahm und Müller.

Die mutige, fordernde Gegenwehr des VfL verlangte den Bayern Respekt ab - auch, weil sie damit in der Liga recht selten konfrontiert werden. "Die spielen einen guten Fußball, spielen oft eins gegen eins - anders als viele andere Mannschaften", analysierte Philipp Lahm. "Bochum ist in guter Verfassung, das haben sie uns auch spüren lassen", schloss sich Angreifer Müller dem Urteil des Kapitäns an. Doch die blumigsten Worte für den ehrgeizigen Revierklub, der sich am Montag bei Aufstiegsaspirant Nürnberg noch näher an die ersten drei Plätze schießen will, fand Robben.

"Ich hoffe wirklich, dass diese Mannschaft in die Bundesliga kommt. Sie spielen keinen negativen Fußball, sind damit ein Beispiel für viele andere Mannschaften", dozierte der 32-Jährige. Und als wolle er noch an Ort und Stelle alles wieder gutmachen, hatte sich Arjen Robben seine Tauschtrophäe des Pokalabends sofort wie einen Schal um den Hals gebunden - ein blaues, verschwitztes Bochumer Trikot.

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