FC Bayern:Hoeneß und Rummenigge - funktioniert das Duo wieder?

Lesezeit: 3 min

Uli Hoeneß kehrt als Bayern-Präsident zurück - eine Umstellung für ihn und Vorstandsboss Rummenigge. Das größte perspektivische Problem müssen beide gemeinsam lösen.

Von Klaus Hoeltzenbein, München

Vermutlich hat sich Uli Hoeneß, bevor er die Entscheidung verkündete, von der stets klar war, dass er sie verkünden werde, noch einmal die Abschlusstabelle der Bundesliga Süd/Südwest angeschaut. Jene Tabelle vom Mai, die ebenso ein Zeugnis wie ein Arbeitsauftrag ist. Auf der man eine Weile lesen muss, bevor man den FC Bayern findet. Oben steht Hoffenheim, dann kommen 1860 München, Stuttgart, Mainz, Fürth, Nürnberg, Freiburg - erst auf Platz acht folgt der FC Bayern. Und das nur im Süden! Es gibt zudem eine A-Junioren-Bundesliga Nord-Nordost sowie eine für den Westen.

Hoeneß hatte ja zuletzt schon wieder ein bisschen mitarbeiten dürfen beim Versuch, den Münchner Nachwuchs auf Vordermann zu bringen, der seit 2004 keine deutsche A-Junioren-Meisterschaft mehr gewinnen konnte. Er tat dies in der Funktion eines "Assistenten der Abteilungsleitung Junior Team". So wurde jene Tätigkeit genannt, die für den Freigänger mit der Außenstelle Rothenfeld der JVA Landsberg/Lech abgesprochen war.

Ihr Forum
:FC Bayern: Billigen Sie Hoeneß' Rückkehr?

Vor einem knappen halben Jahr ist Uli Hoeneß aus dem Gefängnis entlassen worden. Jetzt hat er seine Kandidatur für das Präsidentenamt beim FC Bayern angekündigt.

Diskutieren Sie mit uns.

Hoeneß hat in dieser Zeit nicht nur an dieser ernüchternden Junioren-Tabelle ablesen können, dass da wieder sehr, sehr viel zu tun sein wird, sobald ihn die Mehrheit der Bayern-Mitglieder beim Wahlkongress im November zurück ins Präsidentenamt beordert.

Bayern ist stabil weitergesegelt

Denn auch wenn es gedauert hat, bevor Hoeneß alle Weichen gestellt hatte, so war doch eines klar: Hinter sein Das-war's-noch-nicht-Postulat, mit dem sich Hoeneß im Mai 2014 in die erzwungene Auszeit verabschiedet hatte, konnte er nicht zurück - das hätte sich mit dem Wettkampf-Charakter des Ex-Nationalspielers nicht vertragen.

Es gibt nicht nur bei den A-Junioren einiges zu tun. Gut, die erste Mannschaft ist unter dem Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge stabil weiter gesegelt, hat gerade die vierte Meisterschaft in Serie eingestrichen, in der Champions League erst im Halbfinale gegen Atlético Madrid kapituliert, und auch der Übergang vom kapriziösen Pep Guardiola zum väterlichen Carlo Ancelotti wurde ohne seelische Grausamkeiten moderiert. Zudem scheinen auf einem irrwitzigen Transfermarkt alle Aufgaben erledigt zu sein, bevor am Sonntag im Supercup-Duell bei Borussia Dortmund die Generalprobe zur Saison erfolgt.

Für Hoeneß stellen sich Herausforderungen auch weniger im Tagesgeschäft. Er muss den FC Bayern zum x-ten Mal für die Zukunft präparieren, seit er 1979 mit 27 Jahren als jüngster Manager der Bundesliga-Historie dort begann. Mit viel emotionaler Energie hatte er den Klub von einem Schuldenbetrieb zur Welt-Fußball-AG entwickelt. Künftig kommt es nun drauf an, dass das kooperativ-konfrontative Miteinander von Hoeneß und Rummenigge auch im Karriere-Finale funktioniert.

Der eine, Hoeneß, wird begreifen müssen, dass die Zeit nicht stehen geblieben ist, dass die rot-weiße Rekordmeister-Boutique auch in seiner Abwesenheit expandierte. Dass sie sich gar von ihrem Erfinder ein wenig emanzipieren konnte. Und der andere, Rummenigge, wird akzeptieren müssen, dass da auch offiziell wieder einer ist, der nicht still in der Ecke hockt, sobald die wegweisenden Entscheidungen fallen. Die größte, die in den nächsten Jahren ansteht, müssen beide sowieso gemeinsam entwickeln: Wer folgt, wenn sie mal gehen? Wem trauen Hoeneß, 64, und Rummenigge, 60, zu, das sportliche Erbe fortzuführen?

Matthias Sammer, für den einst eine Hauptrolle reserviert war, hat sich jüngst als Sportvorstand verabschiedet, seine angegriffene Gesundheit bot den Anlass, das Intermezzo zu beenden. Sammer selbst drängte am Ende nicht in die Entscheidungen, die anfangs von ihm erhofft worden waren: Transfers, Millionen-Deals, harte Ellbogenduelle mit Managern und Beratern, mit Abgesandten von Scheichs und Oligarchen am Verhandlungstisch.

Uli Hoeneß
:Weltmeister, Anpacker, Steuerhinterzieher

Erst war Uli Hoeneß ein begnadeter Fußballer, später wurde er zum Gesicht des FC Bayern. Er war im Gefängnis, kam wieder - und hört nun als Präsident auf. Seine Karriere in Bildern.

Viele Kandidaten mit Stallgeruch

Nun ist das Casting zwar neu ausgeschrieben, allerdings scheint die Favoritenrolle besetzt zu sein von einem, der noch kurze Hosen trägt. Rummenigge pries Philipp Lahm, 32, den Weltmeister-Kapitän, gerade erst als "einen Giganten", der die Qualität besitze, "in diese Fußstapfen zu treten, die von Franz Beckenbauer über Uli Hoeneß bis zu mir gesetzt wurden". Unzweifelhaft ist, dass diese Wortmeldung mit Hoeneß auf den Klub-Fluren abgesprochen wurde; unzweifelhaft auch, dass eine Personalie nicht genügt; dass die Bayern einen kompletten Führungskader heranziehen müssen. Genannt werden derzeit von Max Eberl (Manager in Gladbach) bis Jens Jeremies, Hasan Salihamidzic oder Willy Sagnol viele Kandidaten für diverse Ämter, was alle eint: Sie haben Stallgeruch.

Einer aus diesem Kreis der Ex-Profis könnte die Nachwuchs-Akademie lenken, die im kommenden Jahr eröffnet wird. Auch um jenen Vorwurf zu entkräften, der den FC Bayern derzeit am härtesten trifft: dass sie nur noch teuer zukaufen, dass sie keine Lahms und keine Schweinsteigers mehr selbst ausbilden. Dass die das in Hoffenheim und Mainz, in Fürth oder Freiburg gerade viel, viel besser können.

© SZ vom 09.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
01:48

Bundesliga
:Bayern wird wieder zum FC Uli Hoeneß

Er ist wieder gesellschaftsfähig: Uli Hoeneß wird nach seiner Haftstrafe erneut Bayern-Präsident. Übernimmt er auch den Aufsichtsrat?

Von Christof Kneer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: