FC Bayern:Fast so gut wie Lahm und Schweinsteiger

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Daniel Brode zu seiner Zeit beim FC Bayern (Foto: Günther Reger)

Daniel Brode gewann einst den deutschen A-Junioren-Titel mit dem FC Bayern. Die Kollegen wurden Profis, er zunächst Elektroniker. Neidisch ist er trotzdem nicht.

Von Karl-Wilhelm Götte, Germering

Daniel Brode demonstriert eine Laufübung auf dem Minitrampolin. Die fünf Frauen sehen dem Kursleiter aufmerksam zu, Brode ist auch Inhaber des Germeringer Sport- und Gesundheitsstudios, das er seit mehr als drei Jahren mit einer Partnerin betreibt. Mit seiner sportlichen Vergangenheit hat das wenig zu tun, Brode war Fußballprofi. Die Fußball-EM in Frankreich hat er natürlich am Fernseher verfolgt, schon um einen alten Weggefährten noch einmal in der Nationalmannschaft zu sehen: Bastian Schweinsteiger. Und wieder lief dieser Film vor seinem inneren Auge ab, damals, als er mit Schweinsteiger noch zusammen in einem Team gespielt hat.

Das ist lange her, aber immer noch präsent. Daniel Brode gewann zusammen mit dem gerade zurückgetretenen Weltmeister die deutsche A-Jugendmeisterschaft für den FC Bayern München. 2003 war das, ein gewisser Philipp Lahm war auch dabei. Zuvor war die Mannschaft B-Jugendmeister geworden. Trainer waren der 2015 verstorbene Stephan Beckenbauer und Kurt Niedermayer.

Dem Sport treu geblieben: Daniel Brode betreibt heute sein eigenes Studio. (Foto: Günther Reger)

Bei Hermann Hummels, dem Vater von Mats Hummels, spielte Brode zuvor in der C-Jugend. 500 Spiele hat er von der F-Jugend an für die Bayern absolviert. Doch nach dem letzten Jugendtitel gingen die Wege der Spieler auseinander, weit auseinander. Schweinsteiger und Lahm wurden Teil einer kleinen Elite, aber auch Piotr Trochowski, Michael Rensing, Andreas Ottl oder Christian Lell haben eine beachtliche Profikarriere hingelegt. Brode hingegen musste seine Laufbahn mit 25 auch verletzungsbedingt beenden.

Der Durchbruch wollte nicht gelingen

Natürlich war es auch Brodes Ziel, Fußballprofi zu werden. Als Innenverteidiger hatte der Germeringer mit 1,90 Metern auch das nötige Maß, doch der Übergang klappte nicht reibungslos. Zwei Jahre spielte er beim Bayernligisten SC Fürstenfeldbruck, seinerzeit war das die vierte Liga. Dann verpflichtete ihn der 1. FC Köln, für den Amateurkader. Nach einem Jahr wechselte Brode dann zu Jahn Regensburg. Aber auch dort sollte ihm der Durchbruch nicht gelingen. In Regensburg erlitt er auch jene Schulterverletzung, die ihm immer wieder Probleme bereitete und letztlich seine Ambitionen beendete. Er kickte noch hobbymäßig für einige Spiele beim SV Germering in der Kreisliga - das war's. Danach kämpfte Brode jahrelang darum, bis er von der Berufsgenossenschaft als Sportinvalide anerkannt wurde.

Heute ist Brode 32, ein Alter, in dem Lahm und Schweinsteiger noch immer Fußball spielen. Neid oder Verbitterung ist bei ihm nicht zu spüren, wenn das Gespräch auf seine ehemaligen Mitspieler kommt. Im Gegenteil: "Ich freue mich für die Spieler, die es geschafft haben." Auch andere Akteure aus der A-Junioren-Meisterelf von damals sind als Profis nicht mehr aufgetaucht. "90 Prozent der Spieler hätte ich das zugetraut", sagt Brode. Schließlich schaffte aber nur etwa die Hälfte den dauerhaften Sprung ins Profilager. Dass gerade Schweinsteiger und Lahm so erfolgreich sein würden, war damals noch nicht absehbar. Brode hätte eher damit gerechnet, dass Piotr Trochowski eine noch eindrucksvollere Karriere hinlegen würde: "Er war damals der Beste."

Erst Elektroniker, dann doch zurück zum Sport

Brode sieht die Vergangenheit und die vermeintlich verpasste Chance, Millionen zu verdienen, heute sehr gelassen. Er absolvierte in der Zeit beim FC Bayern parallel eine Ausbildung zum Energieelektroniker bei den Münchner Stadtwerken. Damals stand er um fünf Uhr auf, begann um halb sieben mit der Arbeit, um 16 Uhr war Training. Häufig kollidierte die Ausbildung mit den Übungszeiten, und so stand Brode am Wochenende öfter mal nicht in der Startelf. Als Elektroniker oder später als Systemadministrator arbeitet er längst nicht mehr. Er ist zum Sport zurückgekehrt. Zusammen mit einer Sportwissenschaftlerin hat Brode in Germering vor drei Jahren ein Studio für Gesundheits- und Rehasport gegründet. Auch Leistungssportler lassen sich - inklusive Laktatdiagnostik - vermessen und im "Lauflabor" eine Laufschuhanalyse durchführen. Alles fließt in den individuellen Trainingsplan ein.

Natürlich hat Daniel Brode, als er Schweinsteiger im Sommer wieder bei der Fußball-EM sah, darüber nachgedacht, ob es bei ihm als Fußballprofi nicht hätte besser laufen können. Doch diese Gedanken waren schnell wieder weg. Der Alltag als Gesundheits- und Rehatrainer bietet dafür genügend Ablenkung. "Ich war wohl auch nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort", sagt er ohne Wehmut in der Stimme. Damit will er dieses Kapitel auch abschließen. Brode geht in seiner neuen Tätigkeit auf und versucht mit großer Akribie, Kunden die Freude an der Bewegung zu vermitteln. Ob auf dem Trampolin, mit Boxsäcken oder beim Indoor-Cycling. Die fünf Frauen auf dem Trampolin haben jedenfalls Spaß, sie beenden die Stunde mit Entspannungsübungen. Und Daniel Brode, ihr Trainer? Er lächelt zufrieden.

© SZ vom 07.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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