FC Bayern:Darf sich Pep mit dem Sportchef seines neuen Klubs treffen?

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Plant auch schon die Zukunft bei Manchester City: Bayern-Trainer Pep Guardiola (Foto: AFP)

Ja, der Bayern-Trainer darf das. Alles andere wäre naiv und auch heuchlerisch. Doch die Antwort ist noch viel komplizierter.

Kommentar von Christof Kneer

Die Autobahnraststätte Börde Süd in Sachsen-Anhalt genießt einen guten Ruf, sie hat sogar mal den Wettbewerb "beste Raststätte Deutschlands" gewonnen, knapp vor der Raststätte Michendorf Nord im Berliner Umland, aber beide liegen leider nicht auf dem Weg. Allerdings ist das Niveau in der Raststättenbranche inzwischen so weit fortgeschritten, dass sich wohl auch in anderen Etablissements ein angemessen verschwiegenes Eck gefunden hätte, in dem sich ein Trainer mit einem fremden Klubmanager und ein Klubmanager mit einem Spielerberater zu einem konspirativen Cappuccino verabreden könnte.

Generationen von Unterhändlern haben die Zukunft ihrer Fußballprofis ja schon zwischen runtergewohnten Semmeln und 70-Cent-Toiletten verhandelt, was Kellner, Tankwarte und Putzpersonal zu begehrten Geheimnisträgern gemacht hat. Sie haben gesehen, wer durch den Hintereingang kommt, und manchmal haben sie bei der örtlichen Zeitung oder gleich beim geschäftsführenden Boulevardblatt angerufen, um stolz mit ihrer Neuigkeit herauszuplatzen.

Andererseits: Pep Guardiola auf einer Autobahnraststätte? Das sollte man von einem katalanischen Edelmann nicht verlangen, und so ist es sehr zu begrüßen, dass sich der aktuelle Bayern- und künftige Manchester-City-Trainer in einem Hotel in Amsterdam mit Manchesters Sportchef Txiki Begiristain getroffen hat, der dort wiederum mit dem Spielerberateronkel Ilhan Gündogan zusammensaß. Es brauchte diesmal aber keinen Kellner, um die Welt von diesem Geheimtreffen in Kenntnis zu setzen. Fotografen einer holländischen Zeitung haben die drei Männer "abgeschossen", wie das in der Fotografenfachsprache heißt; jeder weiß jetzt, dass Guardiola auch mit grauer Strickmütze hinreißend aussieht und dass er einen Rucksack trug, den man ihm nicht zugetraut hätte.

Mit Bildern lässt sich wunderbar Unruhe verbreiten

Aber darf man das: ein Date mit dem neuen Klub arrangieren, während man mit dem alten noch zusammen ist? Diese Frage war beinahe so schnell auf dem Markt wie die Fotos, und die Antwort muss einstweilen Ja, aber lauten. Es wäre naiv und auch ein bisschen heuchlerisch, wollte man von einem Trainer verlangen, sich auf einem hart umkämpften Transfermarkt erst ab Juli um den Kader zu kümmern, den er künftig trainiert. Andererseits weiß Guardiola auch sehr genau, welche Macht die Bilder haben. Mit Bildern lassen sich in der Politik Wahlkämpfe gewinnen, und Bilder sind wunderbar geeignet, um Unruhe in Fußballvereine hineinzutragen.

Man wird also erst in einer Woche sagen können, ob Guardiola das gedurft hat. Scheitert der FC Bayern im Achtelfinale der Champions League an Juventus Turin, wird Guardiola damit leben müssen, dass man die Bilder aus Amsterdam gegen ihn verwendet. Kommt der FC Bayern aber weiter, dann könnte der Trainer sehr weitsichtig gewesen sein. Dann hat er das Date schon hinter sich, bevor das Los den Bayern vielleicht Manchester City als Gegner beschert.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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