FC Bayern Basketball:Triumph in Schwarz

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Die Basketballer des FC Bayern München gewinnen das erste Europapokalspiel seit 42 Jahren gegen den italienischen Spitzenklub Benetton Treviso mit 72:62 - und müssen doch erfahren, dass hierzulande der Fußball eine übermächtige Rolle spielt.

Joachim Mölter

Die Basketballer des FC Bayern München trugen schwarz, zum ersten Mal in dieser Saison. Die neue Trikotfarbe passte zur Zuschauerkulisse bei ihrem Eurocup-Debüt gegen den italienischen Spitzenklub Benetton Treviso. Nur 3019 Zuschauer waren am Dienstagabend in die Rudi-Sedlmayer-Halle gekommen, so wenige wie noch nie in dieser Saison bei einem Heimspiel der Bayern.

Chevon Troutman: elf Punkte und zehn Rebounds gegen Treviso. (Foto: Bongarts/Getty Images)

Für den ersten Auftritt auf internationalem Parkett seit 42 Jahren hatte der Bundesliga-Aufsteiger ein größeres Publikum erwartet. Aber zur gleichen Zeit lief ja das Fußball-Länderspiel zwischen Deutschland und den Niederlanden im Fernsehen, das hat vermutlich etliche Interessenten von einem Besuch abgehalten. Wie es sich anfühlt, unter dem hierzulande übermächtigen Fußball zu leiden, hat nun also auch der FC Bayern mal erfahren.

Angesichts des prominent besetzten Gastes hatte Bayern-Trainer Dirk Bauermann auf die Unterstützung der Zuschauer gezählt: "Wir müssen eine Riesenleistung zeigen, ich hoffe, dass die Zuschauer dabei unser sechster Mann sind." Nun, die Münchner kamen auch mit Hilfe einer kleinen Kulisse prima zurecht. Sie gewannen 72:62 (36:31).

Treviso war zwar ohne den etatmäßigen Spielmacher Sani Becirovic angetreten, der sich vor der Partie verletzt hatte, aber Trainer Alexander Djordjevic konnte immer noch eine hochkarätige Mannschaft aufs Parkett schicken.

Darunter waren die NBA-Profis Brian Scalabrine (zuletzt Chicago Bulls) und Jeff Adrien (Golden State Warriors) sowie der junge E´Twaun Moore, der im Sommer von den Boston Celtics gedraftet worden ist. Der aktuelle Arbeitskampf in der nordamerikanischen Profiliga NBA machte die Verpflichtung dieser Drei möglich.

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Von Jonas Beckenkamp

Dirk Bauermann war aber vor allem auf den einzigen Italiener in Trevisos Anfangsformation gespannt, Alessandro Gentile, 19. "Ein junger, sehr talentierter Flügelspieler", wie Bauermann fand: "Das wird ein interessantes Duell mit Robin Benzing." Der ist ja ebenfalls jung, aber nicht ganz so jung wie Gentile, nämlich 22 Jahre, und anscheinend auch nicht ganz so talentiert.

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Der Italiener entschied den individuellen Vergleich jedenfalls klar für sich: Er war mit 17 Punkten Trevisos bester Werfer, Benzing kam bloß auf vier Punkte. Einmal wurde er von Scalabrine spektakulär geblockt, da bekam er eine Ahnung davon, wie es in der NBA zugeht: Benzing hatte sich im vorigen Sommer ja Hoffnungen gemacht, von einem Klub in den USA verpflichtet zu werden.

Abgesehen von diesem Privat-Vergleich waren die Münchner jedoch überraschenderweise in allen Belangen überlege: Treffsicherheit, Zusammenspiel, zunächst selbst bei den Rebounds. Vor allem Jan Jagla (zwölf Punkte) und Alexandar Nadjfeji (6) sorgten zu Beginn für eine Zwölf-Punkte-Führung - 25:13 (12. Minute).

Erst mit der Einwechslung des 2,19-Meter-Mannes Gino Cuccarolo kam Treviso besser ins Spiel; dem 23-Jährigen hatten die Münchner schlichtweg niemanden entgegenzusetzen. Alleine seine Präsenz brachte die Defensive durcheinander und schaffte Raum für seine Mitspieler. Die Bayern konnten nur froh sein über Cuccarolos Wurfschwäche, selbst bei Freiwürfen; kurz vor der Pause waren die Italiener dennoch wieder auf drei Punkte herangekommen (34:31).

Näher ließ der FC Bayern seinen Gegner freilich nicht mehr herankommen. Je´Kel Foster (14 Punkte) und Chevon Troutman (elf Punkte, zehn Rebounds) hielten die Italiener auf Distanz - und am Ende selbst Trevisos NBA-Trio in Schach.

© SZ vom 16.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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