FC Bayern: Ärger um Demichelis:Wie bei Toni oder wie bei Hitzfeld?

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Der Eklat um Demichelis trübt Bayerns 2:1 gegen Wolfsburg. Der Argentinier droht mit seinem Abschied, doch am Samstag deutet sich eine Wende an.

Johannes Aumüller und Jürgen Schmieder

Mark van Bommel gehört zu den Spielern des FC Bayern, die gerne und ausführlich über die Auftritte ihrer Mannschaft sprechen. Und so stand der niederländische Kapitän auch nach dem 2:1 gegen Wolfsburg wieder lange bei den Journalisten und plauderte ausschweifend über die vielen Aspekte dieses ersten Saisonspiels: über das schöne Tor von Thomas Müller, die unerklärliche Schwächephase zu Beginn der zweiten Hälfte und diesen tollen Siegtreffer von Bastian Schweinsteiger.

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Lediglich über ein Thema redete van Bommel nur ganz kurz: über den Eklat um Martin Demichelis. Das Verhalten des Argentiniers habe ihm gar nicht gefallen, sagte er, er werde mit ihm auch darüber sprechen, aber über die Konsequenzen wisse er nichts und wolle er nicht sagen.

Die Bundesliga-Saison ist erst ein Spiel alt, und rund um den FC Bayern gibt es schon die erste Aufregung. Weil Trainer Louis van Gaal den argentinischen Nationalspieler Martin Demichelis gegen Wolfsburg nur auf die Bank setzen wollte, blieb der gleich ganz zu Hause - und schob via Bild eine Abschiedsdrohung nach: "Die Wahrheit ist, dass ein Zyklus zu Ende geht und es für beide Seiten besser ist, wenn wir getrennte Wege gehen. Es fand schon die erste Verhandlung zwischen mir, meinem Berater und Bayern statt."

Die Bayern-Verantwortlichen wiegelten zwar ab, doch wenn am Freitagabend jemand auf einen Wechsel von Demichelis bis zum Ende der Transferperiode am 31. August hätte wetten wollen, wäre die Quote wohl bei etwa 1 : 1,01 gelegen. Alles deutete darauf hin, dass es so ähnlich laufen würde wie im vergangenen Jahr bei Luca Toni: erst der große Knatsch, dann der Abschied. Aber am Samstagmittag sah die Lage schon wieder ein bisschen anders aus. Unter all den Spielern, die an der Säbener Straße trainierten, befand sich auch - Martin Demichelis. Und Bayern-Vorstand karl-heinz Rummenigge sagte: "Er hat noch einen Vertrag bis 2012. Er wird bleiben."

Sollte der Argentinier dennoch den Verein verlassen, müsste sich der FC Bayern ernsthafte Sorgen um seine Abwehr machen. Mit vier Innenverteidigern ist van Gaal in die Saison gestartet, neben Demichelis waren das die gegen Wolfsburg eingesetzten Van Buyten und Badstuber sowie Rückkehrer Breno, der nach einem Kreuzbandriss allerdings noch einige Wochen braucht, um in Form zu kommen. Die Situation auf dem Transfermarkt ist auch nicht mehr besonders günstig, weil einige Spieler mit ausreichender Bayern-Qualität schon Spiele in der Europapokal-Qualifikation bestritten - ein Einsatz für die Münchner in der Champions League ist dann nicht mehr möglich.

Andererseits hat van Gaal schon öfter auf problematische Personalsituation mit der Förderung junger Spieler reagiert. In der Vorbereitung durfte das eine oder andere Mal auch schon Amateurspieler Maximilian Haas in der Innenverteidigung mitwirken. Und so sagte der Trainer auf die Frage nach einem möglichen Demichelis-Abschied: "Auch dann finde ich eine Lösung."

Rummenigge will nun ein klärendes Gespräch mit dem Spielverweigerer suchen. Wahrscheinlich wäre es ihm angesichts der Personalsituation recht, wenn sich das Problem noch einmal einrenken würde und anders als bei Luca Toni lösen lassen könnte. Immerhin wissen die Bayern-Bosse auch um das Temperament des Argentiniers. Schon einmal hatte er während seiner Münchner Zeit einen ähnlichen Eklat verursacht: Als im März 2008 der damalige FCB-Trainer Ottmar Hitzfeld Demichelis von der Innenverteidigung ins zentrale defensive Mittelfeld versetzen wollte, widersetzte der sich - und wurde suspendiert. Kurze Zeit später folgte eine reuige Pressekonferenz: "Mein Herz schlägt für den FC Bayern, und ich fühle mich als Sohn des Vereins. Ich will mich bei den Fans für diese Aktion entschuldigen und Ottmar Hitzfeld nicht kritisieren."

Mark van Bommel weiß noch, wie er vor diesem Auftritt lange Gespräche mit Demichelis geführt hatte. "Das hat mich einige Stunden gekostet", sagte er gequält schmunzelnd. Mal sehen, wie lange er diesmal braucht.

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