FC Barcelona:Messis fehlende Unterschrift

Lesezeit: 3 min

Die Spieler des FC Barcelona verschmolzen am Sonntagabend zu einer Einheit. Sie trugen auf ihren Trikots keine individuellen Namen mehr, sondern nur den Namen ihrer Stadt. (Foto: Getty Images)
  • Der FC Barcelona gewinnt das erste Saisonspiel mit 2:0 gegen Betis Sevilla.
  • Die Spieler tragen statt ihres Nachnamens den Namen der Stadt auf dem Trikot. Sie demonstrieren Einigkeit im Zeichen der Trauer.
  • Für Diskussionen sorgt Lionel Messi. Er hat seinen eigentlich fertig ausgehandelten neuen Vertrag noch nicht unterzeichnet.

Von Javier Cáceres

Der Sonntagabend im Stadion Camp Nou des FC Barcelona war gewiss einer derjenigen, die am wenigsten dazu einladen, nach einem Lächeln zu suchen. Gut 72 Stunden waren vergangen, seit die Stadt von dem Anschlag auf den Ramblas erschüttert wurde, 13 Menschen wurden dort getötet. Und seit den Attacken von Cambrils, die zunächst ein weiteres Todesopfer gefordert hatten, war noch weniger Zeit vergangen.

Vierzehn Sitze blieben deshalb am Sonntag beim Saisonauftaktspiel leer, als Symbol für die Menschen, die nun für immer fehlen. Vor der Partie gegen Betis Sevilla wurde ihrer auch in Stille gedacht, die Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen und hörten El cant dels Ocells, ein getragenes, katalanisches Volkslied, mit dem der legendäre Cellist Pau Casals (1876-1973) seine Konzerte zu beschließen pflegte und das seither eine katalanische Hymne ist. Die Spieler standen am Mittelkreis, Arm in Arm, und auf ihren Schultern trugen sie nicht, wie sonst, ihren eigenen Namen, sondern den Schriftzug Barcelona. "Mehr denn je ist Barça Barcelona", schrieb die Zeitung El País. Das war selbstredend nicht der Moment, da im Camp Nou nach einem Lächeln gesucht wurde; das geschah erst in den 90 folgenden Minuten sowie danach, als Barcelona gegen Betis 2:0 gewonnen hatte. Denn gesucht wurde nach dem Lächeln von Lionel Messi, und die Anhänger Barcelonas bedrückt, dass es am Sonntag keine Kamera einfangen konnte.

Tottenham Hotspur
:Englands schlauster Klub hinterfragt sich

Tottenham ist einer der besten Vereine der Premier League, gibt aber kaum Geld für neue Spieler aus - doch nicht jeder findet das Modell noch gut.

Von Tim Brack

Wer weiß, ob es anders gewesen wäre, wenn Lionel Messi am Sonntag ins Tor und nicht bloß drei Mal den Pfosten getroffen hätte. Und vermutlich hätte auch geholfen, wenn er sich nicht so allein hätte fühlen müssen. Denn im Camp Nou musste er wieder den Solisten mimen.

Der Grund: Messis uruguayischer Nachbar und Freund Luis Suárez ist für vier Wochen wegen einer Knieverletzung außer Gefecht gesetzt, Andrés Iniesta leidet ebenfalls unter eine Blessur, und Neymar jr. ist für 222 Millionen Euro nach Paris abgewandert. Auf anderen Seite lassen die Zugänge, die einen Qualitätssprung verheißen könnten, weiter auf sich warten. Gekommen sind bislang nur Gerard Deulofeu (FC Everton), Nélson Semedo (Benfica) und Paulinho (Guangzhou Evergrande); die Verhandlungen über die Wunschspieler Coutinho (FC Liverpool), Ousmane Dembélé (Borussia Dortmund) und Jean-Michaël Seri (Nizza) stocken. Das erhöht die Nervosität beim FC Barcelona.

Der neue Trainer Ernesto Valverde bekannte öffentlich, wie sehr es ihm missfällt, dass sein Kader noch nicht komplett ist. Auch Messi scheint allmählich davon genervt zu sein, dass die Vereinsführung beim Design der neuen Belegschaft nicht weiterkommt. Ende vergangener Woche wurde vom Klub überraschend bestätigt, dass Messi seinen fertig ausgehandelten Vertrag noch nicht unterschrieben hat. Kein Drama, heißt es seitens des Klubs, "wir haben bezüglich der Vertragsverlängerung Messis totale Einigkeit erzielt, wir suchen nur nach einem Termin für die Unterschrift, nichts weiter", sagte Sportdirektor Robert Fernández. Doch dass Messi in seinem Terminkalender keinen Platz für die simple Unterzeichnung eines längst redigierten Kontrakts finden soll, mutet so seltsam an, dass nach alternativen Interpretationen gesucht wird.

Die gängigste Deutung lautet, dass Lionel Messi auf diese Weise den Klub drängen will, bei der Personalplanung endlich mal nachzulegen. Immerhin war ihm im Wege der Vertragsverhandlung versprochen worden, dass Barça massiv aufrüsten werde, um wieder um die letztmals 2015 gewonnen Champions League mitspielen zu können. Daran, dass Messi wieder Kontakt zu Manchester City gesucht haben soll, wie es ein französisches Medium am Sonntag behauptete, will in Barcelona niemand glauben.

Allerdings soll Messi sich im vergangenen Jahr, im Zuge des Steuerprozesses, diskret bei City-Coach Pep Guardiola nach Verwendungsmöglichkeiten erkundigt haben; Manchester City wiederum hätte das nötige Kleingeld, um die derzeit noch geltende, festgeschriebene Ablösesumme zu zahlen: 300 Millionen Euro. So oder so steht Barcelonas Vereinsboss Josep María Bartomeu blamiert da, er gilt nun als Lügner. Er hatte vor Wochen in zwei Interviews gesagt, dass Messi schon unterschrieben habe.

In dieses Gesamtbild passte vorzüglich, dass dann am Sonntagabend auch noch der Barça-Deserteur Neymar jr. in Paris gegen Barcelonas Vereinsführung agitierte. "Da sind Leute in der Führung, die dort nicht hingehören. Barcelona hat Besseres verdient, alle Welt weiß das", sagte Neymar, nachdem er bei seinem Heimdebüt den PSG-Anhang beglückte. Er lieferte beim 6:2 gegen Toulouse zwei Tore, zwei Vorlagen und Kapriolen, die an den früheren Bundesliga-Profi (und späteren PSG-Profi) Jay Jay Okocha erinnerten.

In Barcelona kam seine Suada allerdings nicht so gut an. Vor allem, weil allzu nahe liegt, dass da weniger das Herz aus ihm sprach als ein absehbarer Rechtsstreit mit Barça um einen Haufen Geld. Der Klub hatte Neymar für die 2016 unterschriebene Vertragsverlängerung eine Prämie von 26 Millionen Euro versprochen, die Barça wegen seiner Abwanderung nun nicht mehr zahlen will. Vorerst ist das Geld hinterlegt - bei einem Notar.

© SZ vom 22.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Juventus Turin
:Nur Küssen ist verboten

Die Profis von Juventus Turin müssen vor jeder Saison zu ihren Eigentümern aufs Dorf, dort begegnen ihnen 5000 rührende Fans. Die dürfen so nah ran wie sonst nirgends.

Von Birgit Schönau

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: