Elf des Spieltags:Alle Regeln außer Kraft gesetzt

Wer hatte damit noch gerechnet? Eine Mannschaft besiegt den unbesiegbaren FC Bayern. Mit dem jungen Knoche, dem giftigen Luiz Gustavo und dem glücklichen De Bruyne. Die Elf des Spieltags.

Diego Benaglio

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(Foto: Getty Images for MAN)

In einem Spiel gegen den FC Bayern verhält es sich normalerweise so: Von den beiden Torhütern der konkurrierenden Mannschaften hat einer meist sehr viel zu tun, der andere meist sehr wenig. Und Letzterer ist in der Regel Manuel Neuer. Zum Rückrundenstart waren alle Regeln außer Kraft gesetzt: Plötzlich war Neuer der Hochbeschäftigte, kassierte vier Gegentore, und Wolfsburgs Benaglio konnte sich auf seine Abwehr verlassen - und auf seine Reflexe. Egal ob Bastian Schweinsteiger, David Alaba oder Arjen Robben den Ball Richtung Tor abfeuerten, der Keeper klärte souverän und wurde mit jeder Parade ein bisschen größer. Nur gegen Juan Bernat war Benaglio in der 55. Minute machtlos - aber ein bisschen Potential nach oben zu haben, kann auch reizvoll sein. Das weiß auch Manuel Neuer. (ska)

Daniel Caligiuri

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(Foto: Getty Images for MAN)

Ist ein harter Bursche, hat im November in nur zwei Wochen einen Muskelfaserriss auskuriert. Zeigte gegen die Bayern, dass er auch ein unangenehmer Bursche ist: Begegnete den Münchnern giftig und zweikampfstark, brachte Bernat den ein oder anderen Rüffel von Pep Guardiola ein, weil er mit dem Ex-Freiburger seine Probeme hatte. Etwa vor dem 1:0 durch Dost, als er mit einem schnell weitergeleiteten Ball alle Räume für De Bruyne öffnete, der nur noch querzulegen brauchte. Erhält dafür keinen Statistik-Assist, hätte aber definitiv einen verdient. (ebc)

Naldo

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(Foto: dpa)

In schöner Regelmäßigkeit macht es in Wolfsburg Krawwwummm, wenn Naldo einen Kopfball ins Netz wuchtet oder einen Freistoß aus 30 Metern rein drischt. Lange galt er deshalb als Abwehrspieler, den man manchen defensiven Fauxpas gerne verzeiht, weil er pro Saison seine drei bis sechs Tore beisteuert. Zeigte gegen die Bayern jedoch, dass er wirklich formidabel verteidigen kann. Sein Gegenspieler hieß Robert Lewandowski, und der erhielt keine einzige Chance, weil Naldo mit seinen 32 Jahren konstant alle Räume zulief, die sich Lewandowski boten. Verließ am Ende sehr stolz die Arena. Trug dabei aber rote Schuhe, die wirklich verboten aussahen. (ebc)

Robin Knoche

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(Foto: dpa)

Der Bundestrainer war ja auch zugegen an diesem kalten Abend in Wolfsburg - er saß warm eingewickelt in einen dicken Schal auf der Tribüne. Und Joachim Löw wird interessiert verfolgt haben, wie ein junger Verteidiger namens Robin Knoche da gegen die Überirdischen aus München alle Proben bestand. Robert Lewandowski? Kaum zu sehen. Thomas Müller? Ärgerte sich über reichlich energischen Widerstand. Die eingewechselten Pizarro und Götze? Spielten die wirklich mit? Robin Knoche stand oft im Weg, gewann Kopfballduelle und erinnerte damit den Bundestrainer, dass es bei einer weiteren Formschwäche etablierter Kräfte wie Mats Hummels durchaus Alternativen für den DFB gibt. (jbe)

Ricardo Rodriguez

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(Foto: dpa)

Dass sie in Wolfsburg einen der besten Linksverteidiger der Liga haben, ist sicher kein Geheimnis mehr. Ricardo Rodriguez bewies auch gegen die Bayern seine Klasse - was keine Selbstverständlichkeit war, denn sein Gegenspieler hieß in vielen Fällen: Arjen Robben. Der ist wiederum so etwas wie der beste Rechtsaußen der Liga, doch an diesem Tag war davon wenig zu sehen. Robben rannte an, Rodriguez ging dazwischen - so lief das oft. Und dann nahm sich der junge Schweizer den Ball für einen Freistoß. Er zwirbelte die Kugel in den Sechzechner, Robert Lewandowski legte unglücklich zurück und Bas Dost erzielte das 2:0. Eine halbe Vorlage darf sich Rodriguez dafür auf jedenfall ins Zeugnis schreiben lassen. (jbe)

Vieirinha

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(Foto: REUTERS)

Als die Partie vorbei war, gab es bei Wolfsburgs Portugiesen aufwändige Körperkunst zu sehen. Vieirinha zog sein Trikot aus, zum Vorschein kam nun sein reichlich tätowierter Oberkörper. Auffällig hatte der 29-jährige aus Guimarães auch auf dem Feld agiert: Auf der rechten Seite flitzte er mehrfach davon, er zeigte sicheres Passspiel, ein paar Pirouetten und ging giftig in die Zweikämpfe. Vielleicht wollte Wolfsburgs bester Flügelspieler es den Verantwortlichen noch einmal zeigen: Bevor ihr für 30 Millionen André Schürrle holt, schaut doch erst einmal her, wer hier noch so spielt. Gerade befindet sich Vieirinha nämlich in Gehaltsverhandlungen mit dem VfL. Es gibt Angebote aus Griechenland und Gelsenkirchen, doch eigentlich würde der Nationalspieler gerne bleiben. Zu leicht aufgestockten Bezügen, versteht sich. (jbe)

Luiz Gustavo

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(Foto: dpa)

Es ging hochemotional zu in Wolfsburg, die Gründe sind bekannt. Der Tod von Junior Malanda hat das Team ziemlich durchgeschüttelt - und so stand vor dem Anpfiff gegen die Bayern Luiz Gustavo im Mittelkreis und kämpfe mit den Tränen. Der Brasilianer hat schon einiges erlebt, er überstand sogar das 1:7 gegen die DFB-Elf bei der WM, doch diesmal schien der Mittelfeld-Stratege überwältigt. Er hatte nicht nur seinen Mitspieler verloren, sondern just am Freitag auch noch seinen Onkel. "Es war doppelt schwer für mich", berichtete der 27-Jährige später. Zum Erfolg gegen den Meister hatte Gustavo einen wuchtigen Beitrag geleistet: Er pflügte mit aller Kraft durchs Mittelfeld und lieferte sich ein deftiges Gerangel seinem ehemaligen Kollegen Bastian Schweinsteiger, bei dem fast Watschen verteilt wurden - kurz danach lag der Münchner umgegrätscht am Boden. Alles hochemotional eben. (jbe)

Maximilian Arnold

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Dass die Bayern im Mittelfeld leichte Anflüge von Altherrenfußball offenbarten, lag nicht zuletzt an Maximilian Arnold. Der einmalige Nationalspieler operierte als eine Art Verteilerstation fürs offensive Anrennen seiner Mannschaft. Mit seinen 20 Jahren wirkte Arnold wie eine Antithese zu den gesammelten 63 Lebensjahren der Münchner Mittelfeldabteilung um Bastian Schweinsteiger und Xabi Alonso - hier der elanvolle Wolfsburger, da die schlappe Stehfraktion des Meisters. Und wie dieser Arnold sich reinhaute: Er rannte, arbeitete und entwickelte prächtige Ideen. Beide Treffer von De Bruyne bereitete er hübsch vor und auch der Rest seines Arbeitstages war äußerst gelungen. (jbe)

Kevin De Bruyne

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(Foto: AP)

Es gibt keinen anderen Wolfsburger, der mit Junior Malanda so eng verbändelt war wie Kevin De Bruyne. Die vergangenen Wochen waren für den Belgier deswegen besonders schwer, doch am Freitag wollte De Bruyne nur noch eines: Endlich wieder Fußball spielen. Und das tat er dann auch: Seinen Gegenspieler Dante spielte der Wolfsburger derart schwindelig, dass er sich fast wieder im WM-Halbfinale wähnte. De Bruyne leitete etliche Angriffe ein und vollendete gleich zweimal treffsicher zum 3:0 und 4:1. Endlich wieder jubeln können: Das Spiel hat ihm sichtlich gut getan. (ska)

Ivan Perisic

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kroatiens Fußballer des Jahres erlebte einen untypischen Abend gegen die Bayern. Normalerweise ist er es ja, der glänzt - elf Tore und sechs Vorlagen hat er im Jahr 2014 geschafft, was für einen Mittelfeldspieler eine starke Quote ist. Diesmal ließ er glänzen: Perisic lief uneingennützig lange Wege, arbeitete viel nach hinten. Er spielte nicht die entscheidenden, aber die vorentscheidenden Pässe. Tauchte so in kaum einer Statistik auf, hatte aber definitiv seinen Anteil am gloriosen 4:1. (ska)

Bas Dost

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(Foto: Getty Images for MAN)

Nicht wenige Beobachter waren skeptisch, als der VfL zuletzt Ivica Olic zum HSV wechseln ließ. Immerhin war der Kroate mit fünf Toren gefährlichster Strafraumwusler des Bundesliga-Zweiten. Doch diese Sorgen dürften sich vorerst erledigt haben, denn Bas Dost scheint sich vom Stürmer Nummer drei zum entscheidenden Mann zu entwickeln. Der Holländer zeigte am Freitag wohl sein bestes Spiel seit er in Wolfsburg ist. "Ich habe schon sechsmal gegen die Bayern gespielt und nie eine Chance gehabt. Heute war dann einfach der Tag", sagte der Doppeltorschütze. Seine Abgeklärtheit beim ersten Treffer und seine etwas glückliche Direktabnahme zum 2:0 wollte der Angreifer aber nicht überbewerten: "Wenn ich die Möglichkeiten bekomme zu spielen, dann muss ich sie nutzen." Seit Wochen loben Trainer Hecking und Manager Allofs die Entwicklungsschritte des Niederländers - nun folgte die Bestätgung, dass dieser Dost ein echter Gewinn ist. (jbe)

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