Eishockey-WM: Deutsches Team:Eine wundersame WM

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Nach dem historischen Sieg gegen Russland besiegt Deutschland auch WM-Gastgeber Slowakei. Die Mannschaft verblüfft mit enormer Effektivität - und steht vor der nächsten Partie gegen Außenseiter Slowenien bereits als Gruppensieger fest.

Uwe Krupp hatte gelitten. Die gold-weiß-schwarze Krawatte hing dem Bundestrainer etwas schief um den Hals, er hatte viel geschrien, sich verausgabt, obwohl er selbst gar nicht auf dem Eis stand. Nach 45 Minuten hatte sein deutsches Team im zweiten WM-Spiel gegen Gastgeber Slowakei bereits 4:0 geführt - selbst im Eishockey, wo Tore schneller fallen als sonst wo, ein scheinbar sicherer Vorsprung. Sieben Minuten vor Schluss stand es jedoch bereits 4:3 - und Krupps Leidenszeit begann.

Neue Perspektiven: Alexander Barta (rechts) wird vom Slowaken Michal Handzus verfolgt. (Foto: AP)

Hinterher sagte Krupp: "Das war eines der härtesten dritten Drittel meiner Karriere. Vielen fällt dann ein Stein vom Herzen. Da ist eine Last von uns abgefallen." Denn die Slowakei schaffte den ersehnten Ausgleich nicht mehr, Deutschland brachte den knappen Vorsprung über die Zeit, beendete auch das zweite WM-Gruppenspiel überraschend als Sieger. Das Team ist - oh Wunder - bereits zu diesem frühen Zeitpunkt für die Zwischenrunde qualifiziert.

Krupps Worte des Lobes suchten nach dem Spiel ungehindert den Weg ins Freie. "Das war ein Riesen-Spiel von uns, eine großartige Leistung", jubilierte er: "Wir wussten, worauf wir uns einlassen, auf einige der besten Spieler der Welt, ein Weltklasse-Team. Wir haben uns nicht beeindrucken lassen, was nicht einfach ist."

Marcel Müller (25. Minute), John Tripp (34.), Frank Hördler (37.) und Felix Schütz (45.) hatten das deutsche Team fulminant in Führung gebracht, ehe die Slowaken über Ladislav Nagy (46.), Jozef Stümpel (48.) und Pavol Demitra (53.) noch einmal heran kamen. Der deutsche Torhüter Dimitri Pätzold gestand: "Vielleicht hätten wir am Ende einen Tick mehr agieren sollen, aber es hat gereicht, und wir sind superhappy."

Die Slowaken haderten hingegen mit der Schlussphase. "Es ist schade, dass die Aufholjagd nicht mehr geklappt hat", sagte Stürmer Demitra. Torschütze Stümpel fügte hinzu. "Was immer die Deutschen aufs Tor gezielt haben, das ist auch ins Tor hinein gegangen. Wir haben zum Schluss aber auch Pech gehabt."

Im deutschen Lager wächst damit die Hoffnung, dass diese bislang so wundersame WM ihre wundersame Fortsetzung erfährt. Denn die Slowakei war nicht das erste Weltklasse-Team, das besiegt wurde - in der ersten Partie gelang bereits der erste WM-Erfolg überhaupt gegen die starken Russen. "Die Slowaken konnten wir nicht überraschen, wie wir die Russen überraschen konnten. Das war heute fast eine noch stärker einzuschätzende Leistung als beim ersten Spiel", sagte Krupp: "Wir waren so effektiv, wie man das in solchen Spielen sein muss. Das ist ein gutes Zeichen, so wollen wir weitermachen."

Natürlich wurde Krupp auch gefragt, wie sein Team nun weiterzumachen gedenkt. Das nächste Spiel ist für Dienstagabend terminiert, Gegner ist Slowenien, das seine beiden bisherigen Spiele verloren hat. "Für uns ist es ganz wichtig, dass wir bodenständig bleiben", kündigte Krupp an: "Wir haben jetzt zwei gute Spiele gespielt, wir sind gerade am Anfang. Jetzt kommt das nächste Spiel und da musst du dein Eishockey wieder zur Schau stellen."

Unterschätzen will er Slowenien auf keinen Fall: "Das ist eine Mannschaft, die hat nichts zu verlieren. Die spielen einfach gutes Eishockey, sind unangenehm gewesen in beiden Spielen, die sie jetzt gespielt haben. Die werden auch unangenehm gegen uns spielen."

© sueddeutsche.de/dpa/ebc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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