Eishockey-Meister EHC München:Zwei Matchbälle vergeben, der dritte sitzt

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Münchner Jubel mit Kind, Medaillen und Pokal: Der EHC ist zum dritten Mal Meister in der Deutschen Eishockey Liga. (Foto: dpa)
  • Der EHC München ist nach dem 6:3 im entscheidenden Finalspiel gegen Berlin zum dritten Mal in Serie deutscher Eishockey-Meister.
  • Zweimal hatten die Münchner in den Tagen zuvor Titel-Matchbälle vergeben, der dritte saß.
  • Eisbären-Trainer Uwe Krupp verliert dagegen nach 2013 und 2014 erneut ein DEL-Finale.

Von Christian Bernhard, München

Um exakt 22 Uhr flogen am Donnerstagabend auf dem Eis der mit 6142 Zuschauern ausverkauften Münchner Olympia-Eishalle Helme, Handschuhe und Stöcke durch die Luft. Wenige Minuten später reckte EHC-Kapitän Michael Wolf inmitten eines Konfettiregens den mehr als zehn Kilogramm schweren, silbernen Meisterpokal der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in die Höhe. Im alles entscheidenden siebten Finalspiel gegen die Eisbären Berlin hatten sich die Münchner souverän mit 6:3 (4:1, 1:0, 1:2) durchgesetzt.

Zweimal hatten sie in den Tagen zuvor Titel-Matchbälle vergeben, der dritte saß. Der EHC ist wieder Meister, so wie 2017. Und 2016. Damit ist der Titel-Hattrick perfekt, wodurch die Münchner in einen kleinen, elitären Kreis eingezogen sind: Sie sind nach den Mannheimer Adlern (1997 bis 1999) und den Eisbären Berlin (2011 bis 2013) die dritte DEL-Mannschaft, die drei Meisterschaften in Serie feiern konnte.

Berlin führt, doch der EHC dreht die Partie in Windeseile

Mit aller Macht zur Acht - so lautete das Motto der Eisbären-Fans, die auf den achten DEL-Titel der Berliner gehofft hatten. Am Ende der packenden Finalserie schnappte sich ausgerechnet der ehemalige Eisbären-Trainer Don Jackson seine achte DEL-Meisterschaft. Damit untermauerte er seinen Status als erfolgreichster Coach der Liga-Geschichte eindrucksvoll. Anders als die Titel der letzten zwei Jahre, als die Münchner in keiner Playoff-Serie mehr als ein Spiel verloren hatten, war dieser hart erkämpft. "Ohne Zweifel ist das die beste Mannschaft, die wir in den letzten drei Jahren in den Playoffs getroffen haben. Die haben uns richtig herausgefordert. Schade, dass es nicht zwei Titel gibt", sagte EHC-Stürmer Mads Christensen zu Telekomsport.

Die Eisbären verlangten dem EHC alles ab und zwangen ihn trotz eines 1:3-Serien-Rückstands noch in ein entscheidendes siebtes Spiel. Dort setzte sich die Qualität der Münchner durch. Krupp bleibt durch die Endspiel-Niederlage in der DEL weiterhin der Unvollendete: Er verließ nach 2013 und 2014 auch seine dritte Finalserie als Verlierer.

Meistermacher: Don Jackson holte schon seinen achten DEL-Titel. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Dabei waren die Berliner mit den zwei Siegen im Rücken selbstbewusst in die Partie gestartet. Nach fünf Minuten lautete das Schuss-Verhältnis 8:1 zu Gunsten der Eisbären, die durch Martin Buchwieser die erste gute Chance der Partie hatten (5.) und auch ihr erstes Unterzahlspiel gut überstanden. In Überzahl belohnten sich die Gäste mit Michael DuPonts erstem Playoff-Tor zum 1:0 (12.). Ein gutes Omen: Wer das erste Tor schoss, gewann in fünf der ersten sechs Final-Partien auch das Spiel. Doch diesmal kam es völlig anders. Konrad Abeltshauser bezwang Petri Vehanen nur eineinhalb Minuten später mit einem Schlenzer zum 1:1 und leitete damit eine furiose Münchner Phase ein. Jon Matsumoto, der später zum wertvollsten Spieler der Playoffs ausgezeichnet wurde, mit einer tollen Einzelaktion (16.) und Steve Pinizzotto (17.), der am Donnerstag seinen 34. Geburtstag feierte, stellten binnen zehn Sekunden auf 3:1 für München. MVP Matsumoto indes sagte nach der Partie: "Ich werde gehen, sie wollen mich hier nicht mehr. Es ist alles okay. Entscheidend ist, dass das Team die Meisterschaft gewinnt."

Christensen machte kurz vor der ersten Pause in Überzahl das 4:1 (20.). Diesen Treffer hatte auch die von Krupp direkt nach dem Münchner Doppelschlag genommene Auszeit nicht verhindert.

"Wir sind emotional genau da, wo wir sein müssen", sagte Patrick Hager nach dem Startdrittel: "Wir sind aggressiver, geben Berlin keine Zeit." Dass dieser Abend nicht jener der Eisbären werden würde, wurde spätestens in Minute 28 klar, als Pinizzotto in Überzahl auf dem Eis liegend auf 5:1 erhöhte. "Sie waren gnadenlos in der Chancenverwertung", sagte Berlins Martin Buchwieser nach dem Mitteldrittel.

In den letzten 20 Minuten der Saison wurde das Torfestival fortgesetzt, Berlins Jamie MacQueen (45.) und James Sheppard (48.) sowie Münchens Brooks Macek (47.) trugen sich auch noch in die Torschützenliste ein. Am Münchner Erfolg änderten diese Treffer aber nichts mehr. "Wir reißen München ab", sagte Nationaltorwart Danny aus den Birken anschließend über seine Abendplanung.

Don Jackson hat kürzlich für einige Lacher im Pressekonferenzraum der Münchner Olympia-Eishalle gesorgt. Eishockey sei wie eine Schachtel Pralinen, sagte der Trainer des EHC Red Bull München, man wisse nie, was man bekommt. Jackson hat dabei gelächelt - womöglich, weil er wusste, dass er flunkert. Denn im deutschen Eishockey weiß man seit drei Jahren sehr wohl, was man bekommt. Es ist eine Ableitung dessen, was der Engländer Gary Lineker einst sagte: Eishockey (Lineker: Fußball) ist ein einfaches Spiel - viele jagen einer Scheibe hinterher, und am Ende gewinnen immer die Münchner (Lineker: Die Deutschen). Wobei natürlich auch in der Fußball-Bundesliga zuletzt siebenmal in Folge die Münchner jubelten.

Krupp hatte sich vor der Finalserie noch gegen die These von Wolfsburgs Manager Karl-Heinz Fliegauf gestellt, der im vergangenen Jahr - nach dem zweiten verlorenen Wolfsburger Endspiel in Serie gegen die Münchner - erklärt hatte, München werde zu einem "Dauer-Serien-Sieger" werden. Er schlage "schon seit ein paar Jahren" nicht in die gleiche Kerbe, sagte Krupp dazu. Am Donnerstag bekam Fliegaufs Theorie neues Futter, die Dominanz wird größer. 36:9 - so lautet die Münchner Playoff-Bilanz seit 2015. Auch wenn es diesmal sieben Finalspiele brauchte, setzten sich am Ende - frei nach Lineker - doch wieder die Münchner durch.

© SZ vom 27.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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