Dritter WM-Titel für Sebastian Vettel:In Gesellschaft mit Juan Manuel Fangio

Sebastian Vettel ist erneut Weltmeister in der Formel 1 - auf den ersten Blick endet die Saison wie die beiden Jahre zuvor. Aber dieser Eindruck täuscht: Es war ein schwieriges Jahr, Vettel zeigte Nerven, hatte große Probleme mit dem Auto. Erst in der entscheidenden Phase leistet sich Vettel keinen Fehler mehr. Und steigt auf in einen illustren Kreis.

René Hofmann

Sebastian Vettel ist zum dritten Mal Weltmeister. Auf den ersten Blick endet die Formel-1-Saison 2012 damit wie die zwei vorangegangenen Jahre. Aber dieser Eindruck täuscht. Jeder Triumph ist auf ganz andere Weise zustande gekommen. 2010 übernahm Vettel die WM-Führung erst nach dem dramatischen Finale in Abu Dhabi, in das er als Außenseiter gezogen war. Damals hatte er im Schlussspurt alles auf eine Karte setzen können.

Weil die Konkurrenz auf den letzten Metern patzte, riss er den Titel an sich. 2011 war geprägt von einer doppelten Dominanz: Vettel hatte das beste Auto, und weil er sich so gut wie keinen Fehler leistete, wurde er früh als Champion gekürt, nach dem dritten Platz beim Großen Preis von Japan, dem 15. von 19 Saisonrennen, auf das noch zwei Siege folgen sollten.

Dagegen dieses Jahr: Die Saison begann harzig. Auf den ersten Runden war Vettels Auto keineswegs überlegen. Wie viele Teams hatte auch das seine Mühe, sich auf die neuen Reifen einzustellen. Der Faktor führte zu einem bunten Durcheinander an der Spitze. Die ersten sieben Rennen brachten sieben unterschiedliche Sieger hervor. Vettel triumphierte in dieser Phase nur einmal, beim wegen der innenpolitischen Unruhen umstrittenen Großen Preis von Bahrain. Er zeigte Nerven. Nach der Enttäuschung beim Großen Preis von Malaysia beschimpfte er den Inder Narain Karthikeyan, der einen unterlegenen Wagen bewegt, als ein krumm gewachsenes Gemüse. Vettel hatte Mühe, sich an das Auto zu gewöhnen, das er "Abbey" getauft hatte.

Teamkollege Mark Webber kam zunächst besser zurecht und drohte, sich zu einem ernsten Rivalen zu entwickeln. Im Sommer, nach dem Heimrennen auf dem Hockenheimring, lag Vettel 44 Punkte hinter dem WM-Führenden, Ferrari-Fahrer Fernando Alonso. In dieser Phase sah es nicht gut aus.

In der zweiten Saisonhälfte aber kehrten die gewohnten Kräfteverhältnisse zurück. McLaren, Ferrari und Red Bull gaben das Tempo vor, wobei dem vom britischen Cheftechniker Adrian Newey geleiteten und vom österreichischen Getränke-Milliardär Dietrich Mateschitz finanzierten Konsortium die größten Schritte glückten. Die Technik spielt in der Formel 1 eine entscheidende Rolle, und seit dem Sommer hatte Vettel die Technik, um sein Können zu demonstrieren.

Vier Siege in den letzten sieben Rennen - damit war er der herausragende Akteur der zweiten Saisonhälfte. In der entscheidenden Phase keinen Fehler zu machen, die Nerven zu bewahren, sich nicht von Geplänkel jenseits der Rennstrecke aus der Bahn werfen zu lassen, wie es der letztlich einzig verbliebene Titelrivale, der listige, wild entschlossene und brennend ehrgeizigen Fernando Alonso, 31, gelegentlich grenzwertig inszenierte - dafür steht dieser Titel.

Für Vettel ist es der dritte nacheinander. Eine ähnliche Serie glückte in 62 Jahren Formel 1 zuvor nur zwei anderen: Juan Manuel Fangio (1954-1956) und Michael Schumacher (2000-2002). Das zeigt, in welche Gesellschaft der Triumph Vettel rückt. Dass er mit 25 Jahren der mit Abstand jüngste ist, der auf eine solche Marke kommt, führt vor, was er noch erreichen kann.

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