BVB-Sieg in Hannover:Felipe bringt Unglück

Lesezeit: 3 min

Felipe, immer wieder Felipe: Hier unterläuft Hannovers Abwehrmann ein Eigentor. (Foto: AFP)
  • Hannover 96 ist von den eigenen Chancen gegen den BVB so überrascht, dass hinten plötzlich Fehler passieren.
  • Die Dortmunder siegen 4:2 - ein 96-Verteidiger erlebt einen Katastrophentag.
  • Hier geht's zu den aktuellen Ergebnissen.

Von Carsten Eberts, Hannover

Auf dem Weg, wieder eine Mannschaft zu werden, die Angst und Schrecken verbreitet, ist Borussia Dortmund weit gekommen. In Hannover zum Beispiel, wo der BVB am Samstag gastierte, überließen sie dem schwarz-gelben Anhang ehrfürchtig rund ein Drittel der Zuschauerränge. Von einer echten Chance gegen den Tabellenführer war ohnehin kein Hannoveraner ausgegangen. Michael Frontzeck, der Trainer, lobte brav die herausragenden Offensivfähigkeiten des Gegners. Wir wissen, was die können, murmelte er vor der Partie.

Der BVB gewann zwar auch sein viertes Spiel dieser noch jungen Saison und verteidigte damit die Tabellenführung, doch die Partie lief so völlig anders, als viele es erwartet hatten. Hannover präsentierte sich zur eigenen Überraschung lange ebenbürtig, steuerte durch Artur Sobiech (18., 53. Minute) zwei blitzsaubere Treffer bei. Der BVB musste alles aufbieten, gewann nach Toren von Pierre-Emerick Aubameyang (35., 84., jeweils Elfmeter), Henrikh Mkhitaryan (43.) und einem Eigentor von Felipe (67.) mit 4:2 (2:1).

"Es läuft rund, wir sind sehr zufrieden mit unserer Situation. Wir müssen nur noch eine Tick stabiler werden", analysierte Dortmunds Kapitän Mats Hummels. Sein Chef Hans-Joachim Watzke sagte: "Eine solche Serie gibt natürlich Selbstvertrauen. Wir spielen im Moment einfach guten Fußball." Bei Hannover war die Stimmung entsprechend gedämpft: "Wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen lassen, auch wenn ein Punkt aus vier Spielen natürlich zu wenig für uns ist", mahnte Torhüter Ron-Robert Zieler.

Es war ein wildes Spiel, das hin und her wogte - und am Ende einen glücklichen Sieger hervorbrachte. Dabei stürmte zu Beginn nur der BVB; auch ohne Marco Reus, den es noch am Zeh zwickt. In der achten Minute setzte Aubameyang einen Kopfball knapp vorbei. Vier Minuten später benötigte Shinji Kagawa zu lange, um den Ball unter Kontrolle zu bringen - er verzog ebenfalls (12.). So ging es weiter: Ilkay Gündogans Distanzschuss (16.) gefiel ebenfalls. Der Führungstreffer schien nur eine Frage der Zeit.

FC Bayern in der Einzelkritik
:Costa rast in den Gegner

Der Brasilianer fällt überraschend in den Rasen, Thomas Müller verwandelt sicher. Zugang Kingsley Coman macht bei seinem Debüt allerdings nicht den Unterschied. Der FC Bayern in der Einzelkritik.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Es kam anders. Trainer Thomas Tuchel musste von der Seitenlinie mit ansehen, wie Hiroshi Kiyotake, der gerade erst von einer Privatangelegenheit aus Japan zurückgekehrt war, die erste Hannoveraner Offensivaktion initiierte. Über Leon Andreasen kam der Ball in die Mitte zu Sobiech, der den Ball an BVB-Keeper Roman Bürki vorbei ins Netz drückte (18.). Dem Spiel entsprach dieser Zwischenstand überhaupt nicht, doch Hannover hatte urplötzlich Mut gefasst. Wie vor elf Monaten, als Kiyotake per Freistoß in Dortmund traf und damit einen der überraschendsten Auswärtssiege der jüngeren Bundesliga-Geschichte erwirkte.

Damals stand freilich ein anderer, krisengeschüttelter BVB auf dem Platz. Doch auch diesmal benötigten die Dortmunder Hilfe, um ins Spiel zurückzufinden. Die kam, in Form eines Elfmeters, in der 35. Minute. Aubameyang verwandelte locker vom Punkt, Felipe hatte Jonas Hofmann am Oberschenkel erwischt. Hannover wähnte sich vom Schiedsrichter-Team ungerecht behandelt, kämpfte in der Folgezeit noch bissiger, noch wütender. Edgar Prib wurde für seine riskante Grätsche im Mittelfeld gegen Julian Weigl nicht bestraft (37.). Marcelos Schuss nach einer Ecke wurde im letzten Moment geblockt (39.).

Bayern-Sieg gegen Augsburg
:Der Linienrichter muss helfen

Eine falsche Entscheidung zwei Minuten vor Schluss bringt dem FC Bayern einen 2:1-Sieg gegen störrische Augsburger. Douglas Costa wird zum Matchwinner - der Schiedsrichter entschuldigt sich.

Von Thomas Hummel

Das alles änderte natürlich nichts daran, dass Dortmund weiter das Spiel bestimmte. Kurz vor der Pause mündete die Überlegenheit in den Führungstreffer: Matthias Ginter durfte unbedrängt in den Strafraum flanken, Mkhitaryan nahm den Ball aus 15 Metern mit Risiko und jagte ihn unhaltbar ins Netz (43.). Aus BVB-Sicht war der Unfall durch den Sobiech-Treffer damit zunächst behoben; die Fans sangen: "Wer wird Deutscher Meister - Borussia BVB."

Von diesem Selbstverständnis war zu Beginn der zweiten Halbzeit jedoch wenig zu sehen. Direkt nach Wiederanpfiff hatte Hannovers Sané per Kopf die Chance zum Ausgleich, doch Bürki parierte stark (47.). Kurz darauf machte es Sobiech besser, dem Mats Hummels im Strafraum tollpatschigerweise das Spielgerät überließ: Sobiech blieb cool, überwand Bürki zum zweiten Mal (53.).

Tuchel reagierte, brachte in Adnan Januzai und Gonzalo Castro frische Kräfte. Das wirkte: Erst schlitterte Aubameyang noch um Zentimeter an einer Gündogan-Hereingabe vorbei (65.). Wenig später brachte Ginter, der am Flanken Gefallen gefunden hatte, den Ball erneut gefährlich herein. Aubameyang spielte mit Felipes Bein Billiard - der Ball lag im Netz (68.). Der Treffer wurde als Eigentor gewertet. Mit seinem Handspiel im Strafraum wenig später kürte sich Felipe endgültig zum Hannoveraner Unglücksvogel: Aubameyang chippte den Ball frech ins Tor (84.). 96 war erledigt.

© SZ.de/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: