Dopingfall Sachenbacher-Stehle:"Das ist mehr als dumm und leichtfertig"

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"Schlimmster Albtraum, den man sich vorstellen kann": Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle bestätigt, dass der positive Dopingtest bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi von ihr stammt. Bundestrainer Uwe Müßiggang wirft der Athletin Leichtfertigkeit vor und fürchtet um den Ruf der Sportart.

Biathletin Evi Sachenbacher-Stehle hat ihren positiven Dopingtest bei den Olympischen Winterspielen von Sotschi bestätigt. Das Internationale Olympische Komitee erklärte derweil alle Ergebnisse der deutschen Biathletin in Sotschi inklusive der Mannschaftswettbewerbe für nichtig. Sachenbacher-Stehle wurde zudem offiziell von den Winterspielen ausgeschlossen.

"Ich erlebe gerade den schlimmsten Albtraum, den man sich vorstellen kann. Denn ich kann mir überhaupt nicht erklären, wie es zu dieser positiven Dopingprobe gekommen ist", schrieb Sachenbacher-Stehle in einer Mitteilung. "Selbst entsprechende Nahrungsergänzungsmittel hatte ich vorher im Labor prüfen, beziehungsweise mir die Unbedenklichkeit von den Herstellern bestätigen lassen, um immer auf der sicheren Seite zu sein", ließ sich Sachenbacher-Stehle zitieren.

Zu keinem Zeitpunkt bewusst gedopt

Weiter heißt es in der Mitteilung: "Ich kann im Moment nur allen Beteiligten ausdrücklich versichern, dass ich zu keinem Zeitpunkt bewusst verbotene Substanzen zu mir genommen habe und alles daran setzen werde, diese Sache lückenlos aufzuklären."

Laut einer Mitteilung des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) wurde Sachenbacher-Stehle positiv auf Methylhexanamin getestet. Das Stimulans wird häufig in Nahrungsergänzungsmitteln gefunden, die für extremen Fettabbau oder Muskelaufbau werben. Die 33-Jährige ist laut DOSB aus dem deutschen Olympia-Team ausgeschlossen worden und bereits aus Sotschi abgereist.

Olympia
:Italienischer Bobfahrer gedopt

Erster namentlich bestätigter Dopingfall bei den Olympischen Winterspielen: Dem italienischen Bobfahrer William Frullani wurde eine verbotene Substanz nachgewiesen.

"Wir streben nur sauber erzielte Leistungen an. Wir haben wie in unserem Anti-Doping-Management beschrieben unverzüglich und konsequent gehandelt und im Vorfeld und während der Spiele alles in unserer Macht stehende getan, um sauberen Sport zu ermöglichen", sagte Chef de Mission Michael Vesper. Später am Abend ergänzte er: "Natürlich hat uns diese Nachricht sehr schockiert und die Stimmung in unserer Olympia-Mannschaft belastet."

"Es ist nicht nur ärgerlich, es ist mehr als dumm von ihr und auch leichtfertig, wenn sie eine ganze Sportart, eine ganze Disziplin in dieser Art und Weise mit in Verruf bringt", sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang in Krasnaja Poljana. "Es wird heißen: Die Deutschen! Das ist bei anderen Nationen auch so, da multipliziert man das meistens auf die ganze Mannschaft. Dieser Generalverdacht wird schnell ausgesprochen", sagte Müssiggang.

Sachenbacher-Stehle war zuvor nicht für die Frauen-Staffel an diesem Freitag nominiert worden. Die ehemalige Ski-Langläuferin war vor zwei Jahren zum Biathlon gewechselt. Im Massenstart-Wettbewerb von Sotschi lief sie als Vierte knapp an einer Medaille vorbei. 2006 war die heute 33-Jährige aus Reit im Winkl am Tag vor der Eröffnung der Olympischen Winterspiele in Turin wegen erhöhter Blutwerte mit einer fünftägigen Schutzsperre belegt worden.

Rekordzahl an Tests, kaum positive Proben

Das IOC hat bei den Winterspielen in Sotschi die Rekordzahl von 2453 Tests bis zur Schlussfeier am 23. Februar vorgesehen. Ein Großteil der Urin- und Blutkontrollen ist bereits vorgenommen worden. Mehr als 50 Prozent der Tests werden außerhalb der Wettkämpfe durchgeführt.

Bereits vor Beginn der Spiele gab es eine spektakuläre Dopingaffäre im Biathlon. Zwei russischen Athletinnen und einem Sportler aus Litauen war nach unangekündigten Dopingtests eine positive A-Probe nachgewiesen worden, Irina Starych nahm deswegen bei den Spielen in Sotschi nicht teil.

Bislang war die Ausbeute der Dopingjäger bei Olympischen Spielen traditionell eher gering. In Vancouver 2010 hatte es einen positiven Fall gegeben. Der slowakische Eishockeyspieler Lubomir Visnovsky war mit dem Stimulans Pseudo-Ephedrin erwischt worden.

Bei den Winterspielen 1972 in Sapporo wurde schon einmal ein deutscher Athlet des Dopings überführt: Der deutsche Eishockeyspieler Alois Schloder war mit dem Stimulanzmittel Ephedrin erwischt worden. 2002 in Salt Lake City wurde nach seiner dritten Goldmedaille Langläufer Johann Mühlegg des Dopings überführt. Der Allgäuer war jedoch nicht mehr für Deutschland, sondern für Spanien am Start.

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