Doping im Radsport:"Ich denke, ich habe diese Rennen gewonnen"

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Lance Armstrong sieht sich noch immer als Rekordgewinner der Tour de France. (Foto: Gabriel Bouys/AFP)

Er hat Doping gestanden, seine Siege wurden ihm aberkannt. Trotzdem sieht sich Lance Armstrong weiterhin als mehrfacher Sieger der Tour de France. Der jahrelange Betrug könnte ihm allerdings noch viel Geld kosten.

Lance Armstrong hat in einem Interview Stellung zur Aberkennung seiner Tour-de-France-Siege genommen. Gegenüber dem amerikanische Online-Magazin Outside erklärte Armstrong, er sehe sich immer noch als siebenfacher Gewinner der Tour de France. "Ja, ich denke ich habe diese Rennen gewonnen", sagte er. "Ich weiß, dass das keine sehr beliebte Antwort ist. Die Realität ist aber: es war eine schlimmer Zeit, ein Wettrüsten. Und wir haben dieses Spiel gespielt."

Der des Dopings überführte 42-Jährige ist sich zudem sicher, dass er auch in den Augen der damaligen Kontrahenten der Sieger sei. "Fragt man die anderen, die damals gefahren sind, glaube ich, ihre Antwort zu kennen." Armstrong hatte aufgrund von Enthüllungen der US-Antidoping-Agentur Usada im Jahr 2012 seine sieben Tour-de-France-Titel zwischen 1999 und 2005 verloren und wurde lebenslang gesperrt.

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Lance Armstrong nennt unter Eid erstmals Hintermänner seiner Doping-Vergehen. Eine Reduzierung seines Strafmaßes ist trotz der plötzlichen Kooperation unwahrscheinlich. Dafür bringt er mit seinen Aussagen den Rad-Weltverband UCI in Bedrängnis.

Von Thomas Kistner

Kein Verständnis hat Armstrong für die Entscheidung, die Titel der betroffenen Jahre nicht neu zu vergeben. "Wenn ich nicht der Sieger bin, dann muss jemand anderes gewonnen haben. Es wäre respektlos dem Sport gegenüber, sieben Jahre frei zu lassen", erklärte er. Seine Dopingvergangenheit hatte Armstrong jahrelang geleugnet. Im Januar 2013 räumte er in einem Interview bei Oprah Winfrey erstmals ein, seit Mitte der 1990er Jahre zu verbotenen Substanzen gegriffen zu haben.

Rechtsstreit um Rückzahlung

Einen Rückschlag muss Lance Armstrong auf juristischer Ebene hinnehmen. Der Texaner ist mit einer Klage gegen die Wiedereröffnung eines Berufungsverfahrens in Bezug auf eine mögliche Rückerstattung von Sponsoreneinnahmen gescheitert. Das Berufungsgericht erklärte sich in dieser Angelegenheit für nicht zuständig.

In dem Rechtsstreit zwischen Armstrong und der US-amerikanischen Versicherungsgesellschaft SCA Promotions geht es um eine Rückzahlung von Bonuszahlungen in Höhe von zwölf Millionen. Nach dem sechsten Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt 2004 hatte sich das Unternehmen geweigert, 7,5 Millionen Dollar für den Gewinn zu überweisen.

In einem Prozess schwor Armstrong, keine leistungssteigernden Mittel eingenommen zu haben. Das Gericht glaubte ihm damals, SCA musste die Prämie zahlen. Trotz des Doping-Geständnisses weigert sich Armstrong, die Prämien zurückzuzahlen. Die Anwälte des Ex-Profis berufen sich auf eine Klausel aus dem ursprünglichen Urteil von 2006, wonach der Fall nicht wieder aufgerollt werden kann.

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