Diekmeier beim Hamburger SV:Der 0-Tore-Rekord

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Darf wohl bald seinen Rekord bejubeln: Dennis Diekmeier. (Foto: imago/Pressefoto Baumann)
  • Der Hamburger Dennis Diekmeier steht am Freitagabend vor einem Rekord: Er könnte auch in seinem 183. Bundesligaspiel ohne Torerfolg bleiben.
  • Er selbst sieht die Sache mit Humor, nur einmal hätte er fast getroffen.

Von Carsten Scheele

Ganz hypothetisch gesprochen: Was wäre, wenn der Hamburger SV am Freitagabend beim 1. FC Köln beim Stand von 2:0 für den HSV einen Elfmeter zugesprochen bekäme? Wenn es kurz vor Schluss nur noch darum ginge, ob die Partie mit einem Tor weniger oder mehr gewonnen wird - dürfte Dennis Diekmeier diesen Strafstoß schießen?

Diekmeier, 27, nimmt solche Szenarien mit Humor. Nein, er würde wahrscheinlich nicht antreten, oder eben doch antreten und den Ball mit Verve neben das Tor setzen. "Jetzt hole ich mir den Rekord", hat Diekmeier im Flachs angekündigt, "und dann fange ich an zu treffen."

Ein Augsburger schaffte 182 Spiele ohne Tor

Dieser "Rekord" ist eigentlich ein Negativrekord, denn Diekmeier wird am Freitagabend sehr wahrscheinlich auch sein 183. Bundesliga-Spiel ohne Torerfolg absolvieren. Nach rechnerisch 5,3 komplett durchgespielten Saisons für Nürnberg und Hamburg kann er am Freitagabend den Hannoveraner und Bielefelder Markus Schuler überholen, den bisherigen Rekordhalter unter den Feldspielern, der in 182 Spielen ohne Treffer blieb. Den früheren Gladbacher Thomas Eichin, der später Manager bei Werder Bremen und 1860 München wurde, hat er schon übertroffen (180 Spiele).

Diekmeiers Flaute ist legendär. Die Kollegen beim HSV machen ihre Witze, "Tor-Krepierer" hat ihn die Bild-Zeitung getauft. Doch sein Rekord ist erklärbar. Der HSV-Profi, immerhin U-19-Europameister von 2009, hat auf dem Platz eben andere Dinge zu tun. Er ist eine Kampfsau mit technisch überschaubarem Repertoire, sein Platz ist hinten rechts, wo er seine Außenbahn umpflügt, in vollem Tempo grätscht oder den Gegner nicht allzu fein am Trikot zerrt. "Es ist ein geiles Gefühl, wenn man in einer brenzligen Situation einen Gegenspieler samt Ball wegflext und die Fans aufstehen und applaudieren", sagte er dem Magazin 11Freunde. Besser lässt sich sein Job kaum beschreiben.

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Einmal hätte Diekmeier fast getroffen

In den letzten Jahren hat er es damit zum Publikumsliebling beim HSV gebracht. Auch wenn der Klub über die Jahre einige Spieler für seine Position verpflichtete, die alle mit dem Ball am Fuß mehr draufhatten als Diekmeier - letztlich kommt der stark tätowierte Abwehrspieler und dreifache Familienvater immer wieder auf mehr als 20 Saisoneinsätze. Ab und zu legt er sogar einen Treffer auf. Und wenn ihm der Ball einmal unbedrängt ins Seitenaus rutscht, dann heißt es: Schwamm drüber, Diekmeier halt.

Fast wäre die Sache mit dem Rekord übrigens schief gegangen. Vor einem halben Jahr, im Februar 2017, im Spiel gegen Leipzig, da rannte Diekmeier in der 87. Minute völlig frei auf RB-Torwart Gulacsi zu. Was sollte er tun? Am Keeper vorbeigehen? Draufhalten? Diekmeier entschied sich für die zweite Variante - und traf zum Glück die Latte.

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